"Ring (do/undo/redo)" - Begehbare Lichtinstallation
Warum ein Ring?
Der Kreis ist eine geradezu archetypische Grundform, die die Menschheit von jeher fasziniert und in ihren Bann zieht, eine ikonische Form mit hoher Symbolkraft. Die aufgebrochene Variante mit zwei Öffnungen, wie wir sie bei „Ring (do/undo/redo)“ einsetzen, erzeugt viele konzeptionelle Referenzen und Bezüge, wie eine künstlich gezogene Grenze: Was ist innen, was ist außen? Wer gehört dazu, wer ist ausgeschlossen? Wer sind wir, wer sind die Anderen? Die Form nimmt ebenfalls Bezug auf den Content – auf mögliche idealtypische/wünschenswerte Kreisläufe von Materialien/Produkten, die zunächst hergestellt, dann verworfen und schließlich erneut verwendet und dem Kreislauf zurückgeführt werden. Und nicht zuletzt verweist die Form natürlich auch auf den Innenstadtring, den die Leipzigerinnen und Leipziger bei den Montagsdemos im Herbst 89 so mutig beschritten.
Was bedeutet Licht für euch?
Licht ist ein faszinierendes „Material“. Es lässt andere Materialien überhaupt erst wirken. In unserem Verständnis steht es vorrangig für Wahrnehmung ganz generell. Licht lässt Emotionen entstehen - wie auch zum Beispiel Musik, Film, Malerei – und kann Menschen in verschiedene Seelenzustände versetzen. Für uns ist Licht daher die beste Art, Atmosphären und Gefühle zu produzieren.
Ihr seid beide Architekten. Warum baut ihr eigentlich keine Häuser?
Unsere Lichtinstallationen sind immer nahe an den Themen der Architektur, nehmen also Bezug auf Wahrnehmung von Raum und Atmosphären. Sie schaffen – wie gute Architektur – Emotionen. Das eigens für Leipzig entwickelte Projekt ist beispielweise so konzipiert, dass es den gesamten Ort einbezieht. „Ring“ erstreckt sich in den umgebenden Stadtraum und transformiert ihn durch den Einsatz von Licht. Die Installation steht also nicht isoliert, sondern der Burgplatz bildet einen natürlichen zweiten Ring um die Rotunde, dieser wiederum ist eingebettet in den Innenstadtring. Wir wollen Umgebung und Besucher einbinden und nicht eine solitäre Installation zeigen.
Was hat euch bei der Arbeit am Projekt „Ring (do/undo/redo)“ am meisten fasziniert?
Diese Installation setzen wir nicht allein um, sondern wir geben eine Art Rahmen, ein Grundgerüst vor. Die Fertigstellung erfolgt durch die lokalen Partner, so dass wir alle bis zum Veranstaltungstag nicht exakt wissen, wie „Ring“ final aussehen wird. Das macht es spannend und herausfordernd. Es ist toll zu sehen, wie engagiert und kreativ die Partner vor Ort diese Challenge annehmen.
Was hat Nachhaltigkeit eigentlich mit 1989 zu tun?
Die fortschreitende Umweltzerstörung in der damaligen DDR, der Raubbau an der Natur, schmutzige Flüsse – all das war 1989 für viele eine sehr starke Motivation, auf die Straße, um den Leipziger Ring zu gehen und für Veränderung einzutreten. Damals erforderte das großen Mut. Heute ist Nachhaltigkeit in aller Munde und schon fast eine Selbstverständlichkeit. Und das ist auch gut so. Aber es zeigt eben auch, dass viele Anliegen von 89 im Grundsatz noch mindestens genauso aktuell sind wie damals.