Michaela Koschak kennt sich aus mit Großwetterlagen. Als Diplom-Meteorologin und Wettermoderatorin beim MDR und NDR sind aber nicht nur Niederschlagsradar und Sonnenstunden ihre Leidenschaft. Seit vielen Jahren engagiert sie sich stark für Klimaschutzthemen und hat zusammen mit der Illustratorin Carolin Görtler das Kinderbuch „Kleine Helden, große Ziele“ herausgebracht. Das Buch erklärt leicht verständlich, wie unser Klima funktioniert, und was wir für die Zukunft tun können, um es zu schützen. Dies anhand von Geschichten aus aller Welt, in denen Kinder mit kleinen Ideen Großes bewirken.
Im Interview mit ihr haben wir ein bisschen über sie und das Buch geplaudert.
Frau Koschak, viele kennen Sie als „Wetterfee“ aus dem Fernsehen. Hadern Sie mit diesem Titel?
Ehrlich gesagt: Ja. „Wetterfee“ kann quasi jeder sein, der vom Prompter einen von Meteorologen geschriebenen Text abliest. Ich bin Diplom-Meteorologin, habe nach einem Mathe-/Physikgrundstudium mit der Meteorologie die Physik der Atmosphäre studiert und beschäftige mich seit vielen Jahren intensiv mit dem Klimawandel. Aber natürlich bin ich nicht böse, wenn Zuschauer mich liebevoll „Wetterfee“ nennen.
Sie selbst sehen sich als Klimakommunikatorin.
Das stimmt. Ich bin sozusagen Übersetzerin. Das Thema Klimawandel ist sehr komplex und für viele schwer greifbar, da es weit in die Zukunft reicht und uns nicht täglich im Alltag begegnet. Dennoch ist es brandaktuell und so immens wichtig, dass wir gemeinsam JETZT nachhaltiger denken und handeln. Ich möchte Menschen motivieren, sich zu verändern, wieder geerdeter zu leben. Und ich möchte die Politik und die Wirtschaft wachrütteln, dass sie uns die Leitplanken und Anreize für diese Veränderung geben.
Welche Momente erleben Sie im Alltag, in denen Sie besonders spüren, wie wichtig verständliche Kommunikation rund um den Klimawandel und -schutz ist?
Ich glaube, jeder sieht, dass derzeit die Stimmung bei uns im Land nicht besonders gut ist. Wohin man schaut: Krise, viel Negatives wird berichtet, alles wird teurer, es gibt viele Verbote und Auflagen, die schwer zu verstehen sind. Wenn mehr aufgeklärt und mit Belohnung und Anreizen gearbeitet werden würde, hätten, glaube ich, deutlich mehr Menschen Lust auf Veränderung. Mit Verboten bewirkt man nur das Gegenteil, nämlich Frust, und es treibt die Menschen in die Arme der Populisten, die nicht faktenbasiert informieren. Außerdem finde ich es sehr schade, dass so wenige positive Geschichten erzählt werden. Ich bin davon überzeugt, dass sich die Menschen nach diesem positiven Input sehnen, ihn als Anreiz sehen und dem gern nacheifern würden.
Um die Klimabewegung ist es ruhiger geworden. Junge Menschen scheinen sich anderen Themen zuzuwenden. Ist das nur ein Gefühl oder können Sie diese Beobachtung bestätigen?
Das glaube ich nicht. Es passiert gerade so viel, an Schulen mit dem BNE-Unterricht (Bildung für nachhaltige Entwicklung), in der Wirtschaft wird nachhaltiger, in Kreisläufen gedacht. Das Rad der Transformation ist schon in Bewegung gekommen, dreht sich aber noch zu langsam. Wir brauchen mehr positiven Spirit in der Gesellschaft. Wir müssen zeigen, was sich alles schon verändert hat, wie selbstverständlich viele junge Menschen beispielsweise weniger Fleisch essen und „second hand" kaufen oder Flugreisen meiden.
Ist das auch ein Grund dafür, dass Sie sich mit Ihrem neuen Kinderbuch „Kleine Helden, große Ziele“ den Jüngsten zuwenden?
Ja, unter anderem: Ich glaube fest daran, dass Bildung einer DER Schlüssel für so viel ist. Wenn wir verstehen, was um uns herum passiert und das für uns einordnen können, verändern wir automatisch etwas, weil es uns logisch erscheint. Kinder sind offen für Neues, sie sind neugierig, unvoreingenommen und haben tolle Ideen, die oft viel naheliegender sind als das, was wir Erwachsenen uns überlegen. Außerdem werden unsere Kinder in der Welt leben müssen, die wir jetzt formen. Wenn wir sie gemeinsam gestalten und vorantreiben, haben alle etwas davon.
Worum geht es in dem Buch?
Carolin Görtler, meine Co-Autorin, und ich erklären Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren die Herausforderungen der Welt. Wir sind davon überzeugt, dass die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN ein phantastischer Schlüssel für eine nachhaltige, friedliche und faire Welt für uns alle sind. Zu jedem Ziel gibt es ein Kapitel mit einer phantastischen Illustration von Carolin und einem QR-Code, hinter dem sich eine Kinderstimme verbirgt, die das Nachhaltigkeitsziel kurz erläutert und erste Anregungen zum selbst Aktivwerden gibt. Dabei war uns wichtig, auf Gefühle und Ängste einzugehen und nicht nur nüchtern zu erklären, wie man Wasser spart und Müll trennt. Und schließlich erzählen wir immer eine Geschichte von einem Kind, irgendwo auf der Welt, das besonders unter der jeweiligen Herausforderung leidet. Diese Geschichte ist berührend, kann manchmal auch ziemlich traurig sein. Doch wir geben auch Hoffnung und zeigen den kleinen Leserinnen und Lesern, wie man die jeweiligen Probleme anpacken kann.
Sie sind gebürtige Berlinerin, mittlerweile ist Sachsen Ihre Heimat. Wo in Sachsen fühlen Sie sich am wohlsten? Verraten Sie uns Ihren Lieblingsort/-platz?
Ich fühle mich am wohlsten, wenn meine Liebsten um mich herum sind, und das ist derzeit am häufigsten in Markkleeberg. Wir wohnen nahe am See und verbringen sehr viel Zeit dort in der Natur. Außerdem liebe ich das Elbsandsteingebirge. Es ist ein Sehnsuchtsort, der mich immer wieder erdet und glücklich macht.
Was ist für Sie „typisch sächsisch“?
Mittlerweile liebe ich den Dialekt: Vor 20 Jahren habe ich damit gehadert, aber jetzt fühlt er sich sehr nach „daheeme“ an.
Haben Sie ein sächsisches Lieblingsgericht, das Sie bei jedem Wetter essen könnten?
Ich lebe mit einem phantastischen Koch an meiner Seite (Anmerkung: gemeint ist Fernsehkoch Jörg Färber). Wir essen extrem abwechslungsreich. Ich liebe das Leipziger Allerlei, das wir mit verschiedenen saisonalen Gemüsen immer wieder neu aufpeppen. Außerdem liebe ich die Sächsische Eierschecke über alles.










