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Museum der Woche

Wächter der Zeit: Schloss Hinterglauchau

Zwickau

Über dem Tor zum Erzgebirge und zum Vogtland, eingebettet in die malerische Landschaft um Zwickau, ragt das imposante Schloss Hinterglauchau wie ein Wächter der Zeit empor. Eines der ältesten Museen Sachsens hat hier seine Herberge gefunden, ein architektonisches Juwel, das nicht nur Vergangenheit bewahrt, sondern auch die Gegenwart erlebbar macht.

Geschichte authentisch erleben

Schloss Hinterglauchau ist ein echter Geheimtipp für alle, die auf den Spuren der Geschichte wandeln wollen. „Errichtet wurde die ehemalige Burganlage zum Ende des 12. Jahrhunderts von einem der ältesten sächsischen Adelsgeschlechter, den Herren von Schönburg“, berichtet Fabia Günther-Sperber. „Sie nutzten die mittelalterliche Burg Glauchau als Herrschaftssitz und zählten zum damaligen Hochadel.“ Im Laufe der Zeit erlebte das Schloss zahlreiche Umbauten und Erweiterungen. Passiert man heute die Mauern des Schlosses, ist es so, als würde man durch ein Portal in eine andere Zeit treten. Die authentische Ausstellung ist mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet und zeigt, wie sich das Leben im Schloss früher angefühlt haben muss. Fehlt nur das Klirren der Ritterrüstungen und das Flüstern der Hofdamen in den Gängen.

(c) Gregor Lorenz

Weitere Ausstellungsräume widmen sich der Bildenden Kunst und dem Vater der Mineralogie, dem gebürtigen Glauchauer Georgius Agricola. Im Ausstellungsbereich „Georgius Agricola – Von Glauchau in die Welt“ wird anhand ausgewählter Exponate und Schautafeln der wohl bekannteste Sohn der Stadt Glauchau, Georgius Agricola (1494–1555), vorgestellt, der heute als Begründer und Wegbereiter der Montanwissenschaften gilt. Ergänzt wird der weitere Ausstellungsrundgang durch schöne Mineralstufen und seltene versteinerte Hölzer, auch aus der erwähnten Sammlung von Paul Geipel, die als Schenkung zusammen mit wertvollen Gemälden, Grafiken, Fotografien und Plastiken zwischen 1943 und 1956/57 in das Glauchauer Museum gelangte.

Insgesamt umfasst die Sammlung über 70.000 Einzelobjekte von A wie Amethyst über M wie Mammutstoßzahn bis Z wie Zunftzinn. Hinzu kommen zahlreiche Gemälde sowie Kunsthandwerke von der Renaissance bis zur Gründerzeit. Günther-Sperbers persönliche Highlights sind indes die vielen goldenen Sterne auf dem dunkelblauen Chorhimmel in der Schlosskappelle und die elegante Récamiere im Klassizismus-Zimmer des Schlosses. „Wir vertrauen dabei ganz auf die Stärke unserer originalen Ausstellungsstücke und lassen sie ganz im Sinne von gutem Geschichtenerzählen Brücken in die Gegenwart bauen“, betont Günther-Sperber.

(c) Gregor Lorenz

Ein Schloss voller Wunder

Wer bei der Fülle an Ausstellungstücken und dem Reichtum an Geschichte eine kleine Pause benötigt, kann sich in den umliegenden Cafés des Schlosses bei einem Stück leckeren Kuchens und einer Tasse Kaffee stärken und auf die nächste Entdeckungsreise vorbereiten. Etwa für eine Tour durch die Höhlengänge unter dem Schloss. Mit Helm und Taschenlampe bewaffnet, können Besucher die düsteren. jahrhundertealten Gänge unter dem Schloss erkunden und ihren Orientierungssinn auf die Probe stellen. Doch Obacht vor dem Angstloch! „Das sogenannte Angstloch mit Blick in das Verlies ist nichts für schwache Nerven“, schmunzelt Günther-Sperber. „Hier saßen Verurteilte oft tagelang wie in einer verstöpselten Flasche fest.“

(c) Gregor Lorenz

Ein Ort der Geschichte und ein Ort der Musik

Doch Schloss Hinterglauchau ist nicht nur ein Ort für Geschichtsfans, sondern auch ein Ort der Kultur. Bestes Beispiel: die bevorstehende Veranstaltung „Viva la musica. Es lebe die Musik!“ Sie bringt Musik- und Geschichtsliebhaber zusammen und belebt so ab dem 19. Mai die historischen Hallen mit Konzerten, Führungen und Vorträgen, aber auch mit Familien- und Ferienangeboten.

Foto Schloss von oben: Philipp Süss