Eigentlich wollte Wolfgang Deißler nur ein Jahr in der Oberlausitz bleiben. Aus diesem einen Jahr ist ein halbes Leben geworden. Heute, 30 Jahre später, lebt er immer noch in Sachsen. An seiner Seite: seine große Liebe Heike. Die beiden leben ihre ganz persönliche deutsch-deutsche Einheit.
Der Mauerfall spielte in Wolfgang Deißlers Heimat, dem baden-württembergischen Bopfingen, keine große Rolle. Doch neugierig war er schon, auf das Land hinter der ehemaligen Mauer, und so überlegte er nicht lange, als sein damaliger Arbeitgeber die Mitarbeiter fragte, wer denn bereit sei, in den Osten zu gehen. Im Januar 1990 führte der Weg zunächst nach Thüringen, im Mai schließlich nach Bautzen. Prompt folgte Ernüchterung: Die heruntergekommene Bausubstanz, die kaputten Straßen. Alles war anders. Und dennoch: Er fühlte sich wohl und nahm aktiv am gesellschaftlichen Leben der Sachsen teil. Bald darauf, im Juli 1990, lernte bei einem Polterabend seine Heike kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Knappe drei Monate später zogen die beiden zusammen. In eine kleine Zweizimmerwohnung im Plattenbau. Heike brachte eine kleine Tochter mit in die Beziehung, Tina. Am 3. Oktober 1991 folgte die Hochzeit im Standesamt Kamenz. Der Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung wurde somit zu ihrem persönlichen Glückstag. Kurze Zeit später wurden die beiden gemeinsamen Kinder Franziska und Toni geboren. Die Familie war komplett.
Zwei Hochzeiten sind besser als eine
Auch wenn Wolfgang Deißler seine Heimat nie vergessen hat, so fühlt er sich heute doch in Sachsen zu Hause. Mit Vorurteilen gegenüber seiner Herkunft räumen die Deißlers schnell auf. Er nimmt die Menschen immer so wie sie sind. Schließlich möchte er selbst genauso behandelt werden. Keine Frage: Hier hat die deutsche Einheit funktioniert. Sogar so gut, dass sich das Paar am 3. Oktober 2016, am Tag ihrer Silberhochzeit, noch einmal das Ja-Wort gab. Eines ist sicher: Ohne die deutsche Einheit hätte es diese Liebe nie gegeben.