Diese Kleider sind nicht nur Haute Couture und tragen persönliche Geschichten in sich, sie sind einzigartig. In keinem anderen Museum der Welt kann eine solche Fülle gut erhaltener Gewänder aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bewundert werden. Insgesamt 27 Fürstengewänder sind seit ihrer kriegsbedingten Evakuierung ab 1939 erstmals wieder zu sehen. Der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer, Dirk Syndram, versichert stolz: „Das ist Haute Couture im höchsten Maße. Was Sie hier erleben, erleben Sie nirgendwo anders. Um kostbare Fürstenmode der Renaissance und des Frühbarock, also aus der Zeit von 1550 bis 1650, zu sehen, können wir in Gemäldegalerien weltweit gehen. Um aber originale Gewänder dieser Zeit zu bewundern, ist Dresden der einzige Ort.“
Kleider machen Leute
Wie kommt es aber, dass diese Gewänder nach fast 500 Jahren perfekt erhalten sind? Das – da ist sich die Kuratorin Jutta Charlotte von Bloh sicher – liegt entscheidend an den Herrschern selbst. Normalerweise wurden die teuren Stoffe nicht aufgehoben, sondern weiterverwertet, verschenkt oder sogar gestohlen. Die Kurfürsten jedoch demonstrierten mit den Kostümen nicht nur ihr Modebewusstsein, sondern machten vor allem ihren Machtanspruch deutlich. Kurfürst August von Sachsen und seine Nachkommen schrieben mit der Verwahrung der Textilien in ungeheurem materiellen Wert auch immaterielle Geschichte und legitimierten ihre Macht und die ihrer Nachkommen. Heute wie damals sind die Gewänder Teil des Staatsschatzes und stehen im Rang europäischen Kulturerbes.