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Handwerkskunst

Manufakturen im Erzgebirge

Erzgebirge
Erzstef Geschäftsführer Olaf Hörtzsch
In traditioneller Handarbeit werden in der Manufaktur Wellner noch heute Silberbestecke in Schneeberg (Erzgebirge) gefertig.

Wellner Tafelbestecke

Ein Stück Erzgebirge steckt in viel mehr Produkten und Erlebnissen als man denkt – ein Blick in die Historie erzgebirgischer Unternehmen.

Das Menü ist gekocht, der Tisch fein gedeckt. Seine stilvolle Vollendung erlangt dies durch schickes Besteck aus der Manufaktur Wellner in Schneeberg. Seit 1854 werden hier in traditioneller Handarbeit feinste Silberstecke für die edelsten Tafeln der Welt gefertigt. Der Ursprung der Marke ist eng verbunden mit der 800jährigen Bergbaugeschichte im Silberbergbau, die mit der Entdeckung des Neusilbers – einer Legierung aus Nickel, Kupfer und Zink – den Start für die Besteckindustrie in der Region legte. Im frühen 20. Jahrhundert reisten die Bestecke auf dem Luxusdampfer zwischen Hamburg und New York und dienten auch als Tafelsilber in den Grand Hotels in Gizeh, Berlin und St. Moritz. Nach einer wechselvollen Geschichte des einstigen Großproduzenten in Aue mit 1.000 Mitarbeitern fertigen heute 11 Mitarbeiter unter Geschäftsführer Siegfried Günzl in einer Nachfolgefirma auf den Originalmaschinen von einst die altbekannten Dekore weiter.

Sosa Verschlüsse

Es muss nicht immer der Korken knallen. Ein appetitmachendes Knacken beim Öffnen der süßen Likörflasche tut es auch. Gedreht wurde da an einem soliden Aluminium-Flaschenverschluss des Firmenverbundes Sosa-Verschlüsse aus Eibenstock/Blauenthal und Sosaer Metallwarenfabrik Oskar Lange e.K. aus Sosa. Seit 1970 verlassen unterschiedlichste Flaschenverschlüsse das Unternehmen, dessen Geschichte und Erfahrungsschatz zur Metallverarbeitung bereits über 100 Jahre alt ist. Der klassische Pilferproofverschluss war der erste, der das heute reichhaltige Sortiment anführte. Aufgrund seiner Eigenschaften als fälschungssicherer und dichter Verschluss ist er besonders vielseitig einsetzbar. Die Perforation am Sicherungsring ist ein Garant für die Unberührtheit der Flüssigkeit im Inneren der Flasche. Gefertigt werden alle Verschlüsse aus beidseitig lackiertem Spezialaluminium. Je nach Kundenwunsch schimmern sie golden, silbern, bunt und individuell bedruckt. Kunden des 12-köpfigen Teams um die beiden Inhaber Birgit und Jörg Lange finden sich in den Sparten Spirituosen, Öle, Sirup, Pharmazie und Kosmetik.

Grünperga

Darf es ein kleiner süßer Nachtisch sein? Verführerisch liegt die Schachtel Pralinés in greifbarer Nähe. Noch lässt ein Blick auf das feine Pergamin nur erahnen, welche süßen Raffinessen sich unter dem exklusiven Papier mit Spinnen-, Leinen- und Irisprägung verbergen. Früher als Zwischenseiten in den Fotoalben verwendet, sind die hauchdünnen Membranen aus Grünhainichen heute für moderne Verpackungen gefragt. Seit 1890 werden am Standort der heutigen Grünperga Papier GmbH unterschiedlichste Papierarten produziert. Es entstehen hier feinste Spezialpapiere aus nachwachsenden Rohstoffen, die recycle- und kompostierbar und je nach Verwendung fettdicht sind. Das Klarsichtfenster im Briefumschlag, das Schutzpapier auf dem Nugatcremeglas, die Tüte beim Bäcker um die Ecke, das Papier zum Trennen der Wurstsorten – Papiere von Grünperga hat jeder schon einmal in der Hand gehabt. Seit der Maschinenpark 2004 aufgerüstet wurde, stellt das über 100-Mann-Unternehmen auch Krepppapiere für Industrie, Lebensmittel und den medizinischen Bereich her. Und zum Valentinstag wickeln sogar Gärtnereien die Blumen in Pergamin aus dem Erzgebirge, das in einer Partnerfirma speziell für den Tag der Liebenden mit Herzen oder Rosen bedruckt wird.

Seit fast 130 Jahren werden die hauchdünnen Papiermembranen bei Grünperga im erzgebirgischen Grünhainichen hergestellt.
Ulf und Gerhild Sacher sind die Köpfer hinter der Manufaktur Sacher im erzgebirgischen Annaberg-Buchholz

Sacher

Ein Schmuckstück, das verbindet, lässt nicht nur die Herzen von Frauen höher schlagen. Sicher und dekorativ aufbewahrt sind diese Lieblingsstücke in einem Kästchen für Kostbares aus dem Hause Sacher in Annaberg-Buchholz. Seit 150 Jahren werden an diesem Standort Feinkartonagen in Handarbeit gefertigt. Die Produktpalette reicht von Uhren- und Schmucketuis über Boxen für Meißner Porzellan und technische Geräte bis hin zu Industrieverpackungen. Auch die luxuriös bedruckten Faltschachteln mancher weltbekannter Parfums kommen aus dem Herzen des Erzgebirges.

Produkte, die um die Welt gehen

Darüber hinaus fertigt das Familienunternehmen mit den Geschäftsführern Gerhild und Ulf Sacher auch Präsentationsmittel für Juweliere. Die ledernen Schmuckschatullen, gefertigt in über 100 Arbeitsschritten in vielen Farben, Formen und Größen, werden in 42 Länder der Erde exportiert. Der Exportanteil am Gesamtumsatz beträgt 36 %. Zusätzlich zur Katalogware bietet das Unternehmen mit seinen 24 Beschäftigten auch individuelle Anfertigungen nach Maß und beispielsweise mit Logo-oder Wappenprägungen an. Kunden aus Russland, Japan, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und ganz Europa wissen die Flexibilität und Luxusqualität der Firma zu schätzen.

Die Sacher GmbH produziert im Erzgebirge hochwertige Schmuckkästchen. Die Tradition reicht schon 150 Jahre zurück.

Erzstef

Nach einem langen Tag mit gutem Gewissen in einen gesunden Schlaf zu fallen, darf zum täglichen Luxus des Lebens gehören. Möglich machen dies handwerklich gefertigte Bettwaren der Erzstef GmbH in Ehrenfriedersdorf. Sie erfüllen alle ökologischen Standards und werden ausschließlich in Deutschland hergestellt. Ob Alpakawolle, Kamelhaar, Schafschurwolle, Bambus, Tencel, Gänsedaunen oder synthetische Fasern – bei der Material- und Produktvielfalt setzt das Familienunternehmen in vierter Generation um Olaf Hörtzsch Maßstäbe. 

Individuelle Zusammensetzungen und kundenspezifische Maßanfertigungen sind ein großer Wettbewerbsvorteil, mit dem die 18 Mitarbeiter 300 Kunden aus der ganzen Welt überzeugen. Die bewegte Historie der Erzgebirgischen Steppdeckenfabrik reicht bis 1923 zurück. In diesen knapp 100 Jahren haben sich Ansprüche und gesundheitliche Bedürfnisse verändert. Was aber bis heute blieb, ist der Wunsch nach einer erholsamen Nacht.

Das Erzstef-Team versammelt um einen Arbeitstisch in der Werkshalle in Ehrenfriedersdorf (Erzgebirge)

Fast 16.500 Betriebe gibt es im Erzgebirgskreis, dem Landkreis mit der zweithöchsten Industriedichte Sachsens. Knapp 90 Prozent davon sind Klein- und Kleinstunternehmen. Gerade diese kleinen, meist inhabergeführten, Unternehmen punkten mit Flexibilität und pfiffigen Ideen, die oftmals Nischen besetzen können. Dabei hat das verarbeitende Gewerbe prinzipiell im Erzgebirge eine Vorreiterrolle: 33 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in diesem Wirtschaftsbereich. Dessen vielfältige Branchenstruktur wird vom metallverarbeitenden Gewerbe und Maschinenbau dominiert. Trotzdem gibt es im Erzgebirgskreis zahlreiche Unternehmen, die mit ihren Produkten für Staunen sorgen – besonders in der Manufakturskunst.

Welterbe, Wunschheimat, Wirtschaftsraum

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