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Wirtschaftsstandort

Hoinkis Süsswaren

Oberlausitz
Mathias Hoinkis im Verkaufsladen

Görlitzer Liebesperlen

Nach 120 Stunden haben sie es geschafft. Runde um Runde, Stunde um Stunde, Zuckerschicht um Zuckerschicht hatten sie zuvor in großen Edelstahl- und Kupferkesseln auf ihre Bestimmung hinrotiert. Liebesperlen. Nun schimmern sie in allen erdenklichen Farben – honiggelb, türkis, knallpink, grasgrün. Wahrgewordene Kindheitsträume, in Zucker gegossen.

Herr über die weltberühmten Görlitzer Zuckerperlen: Mathias Hoinkis, der das Familienunternehmen in vierter Generation führt. Der beherzte Anfangvierziger lenkt die Geschäfte seit mehr als fünf Jahren – mit Erfolg: In 25 Ländern kann man die Original-Liebesperlen heute kaufen – bis nach Dubai, Indonesien, Brasilien, Aserbaidschan, in den arabischen Raum und die skandinavischen Länder haben es die kugelrunden Minis geschafft. Aktuell streckt Hoinkis seine Fühler nach Israel aus, ist gerade von einer Unternehmerreise zurückgekehrt. „Die kulturellen Unterschiede sind schon spürbar, aber wir scheuen sie nicht“, so der Familienvater. „Nur mit der Koscher-Zertifizierung haben wir bisher noch keine Erfahrung.“

Verantwortung für die Region übernehmen

Man merkt: Der Mann steht mit beiden Beinen im Leben und macht sich stark für den Standort. Gut vernetzt, engagiert in verschiedenen Gremien der Genusswarenindustrie und sich seiner unternehmerischen Verantwortung für die Region durchaus bewusst. „Der Mittelstand ist das Fundament der sächsischen Wirtschaft“, betont er und wünschte sich hier stellenweise noch mehr Unterstützung aus Politik und Verwaltung. Gleichwohl: Tradition verpflichtet, der eigenen Familiengeschichte gegenüber, aber auch gegenüber den Angestellten. Sein Team: 25 Mitarbeiter, darunter viele junge Leute, die im Zweischichtbetrieb jährlich bis zu 1.200 Tonnen der süßen Nascherei in der Görlitzer Süßwarenfabrik produzieren.

„Ich liebe euch wie diese Perlen.”
Rudolf Hoinkis

Von Görlitz ins Guiness-Buch

Das hätte sich sein Urgroßvater Rudolf Hoinkis wohl kaum träumen lassen – damals, am 3. April 1908, als er unter den Augen seiner Gattin die Liebesperlen aus der Taufe hob. Wie es dazu kam? „Ich liebe euch wie diese Perlen“, waren seine überlieferten Worte angesichts der noch namenlosen Zuckerperlen. Worauf seine Frau Emilie spontan antwortete: „Dann nenn sie doch ‘Liebesperlen‘“. Heute sind sie Kult und befinden sich mit den übrigen Traubenzuckerartikeln, Minzdragees, Homöopathen und Kuchendekoprodukten aus dem Görlitzer Sortiment in bester Gesellschaft.  Sogar ins Guinness-Buch der Rekorde haben sie es geschafft, mit einem überdimensionalen Mosaik aus 33.000 Liebesperlen – einer Nachbildung des Wandmosaiks der Kaiserin Theodora mit Gefolge aus dem sechsten Jahrhundert, gefertigt von Erhard Rommer, einem Rentner aus Heilbronn.

„Etwas säuerlich, mit einem Hauch Zitrone.”
Mathias Hoinkis

Geheimrezept in Familienhand

Rekordverdächtig sind sie allemal, diese süßen Streukügelchen oder auch „Nonpareilles“, wie sie im Fachjargon genannt werden. Und die in keine Schublade passen: „Bei Liebesperlen handelt es sich um eine eigene Gattung. Man kann sie nicht schützen“, erklärt Mathias Hoinkis. Sehr wohl geschützt allerdings ist nach wie vor das Familiengeheimnis – das nämlich, warum die Kügelchen in den großen rotierenden Kesseln nicht verkleben. Und auch auf den unverwechselbaren Liebesperlen-Geschmack lässt Hoinkis nichts kommen. Gibt es den überhaupt? „Klar, etwas säuerlich und mit einem Hauch Zitrone“, schmunzelt er, bevor er sich wieder seinem bunten Perlenuniversum zuwendet.

Fotos: Anke Wolten-Thom Fotografie

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