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Dr. Elke Reich untersucht im B Cube – Center for Molecular Bioengineering – die Struktur von Muscheln. Foto: Tobias Ritz

Kleinsten Verbindungen auf der Spur

„Es geht um Muscheln“, Elke Reich zeigt eine wunderbare Muschel vor, legt sie für das Foto unter das Lichtmikroskop und grinst wieder. „So geht das natürlich nicht.“ Aber demnächst soll hier ein Hightech-Elektronenmikroskop stehen, mit dem sie die Muscheln bis in kleinste Strukturen und Verbindungen analysieren kann. Mit Biologie hat sich die studierte Elektrotechnikerin bisher noch nicht beschäftigt, mit Werkstoff-Forschung aber schon. Zu dem Thema hat sie am Leibniz-Institut promoviert.

Zukunftsmusik vom Meeresgrund

Seit ein paar Wochen arbeitet sie nun im B-Cube, einem Institut der TU Dresden, das sich mit dem „molecular Bioenineering“ beschäftigt. Die Forscher identifizieren und analysieren natürliche Strukturen und Funktionen, wie sie in extremen Lebensräumen, z. B. unter Wasser, vorkommen. Mit dem Verständnis, das man durch diesen Einblick in die Mikrostruktur von biomineralisierten Stoffen, also z. B. Muscheln oder Schwämmen, erlangt, könnte man in Zukunft künstliche Systeme bauen, die den heutigen in vielen Dingen voraus sind – in ihren mechanischen Eigenschaften zum Beispiel. Die Forscherin ist ganz begeistert. Bisher hat sie sich mit der Fehleranalyse von Halbleitern beschäftigt, nun richtet sie das Elektronenmikroskop auf Muscheln.

Frau Reich, Sie haben in Dresden studiert. Standen andere Standorte zur Wahl? Warum haben Sie sich gerade für die sächsische Landeshauptstadt entschieden?

Anfangs stand da natürlich die Nähe zur Heimat und zur Familie; ich komme aus Großenhain. Außerdem ist Dresden eine wunderschöne Stadt, in der nicht nur das Studieren Freude macht. Die Dresdner sind offen und hilfsbereit. Das Miteinander in dieser Stadt ist viel besser als sein Ruf.

Studieren auf dem modernen Campus in Dresden. Foto: Stephan Floss

Sie haben Elektrotechnik studiert. Wie kam es dazu?

Meine Eltern haben in mir frühzeitig das Interesse für Naturwissenschaften geweckt. Ich wollte schon immer wissen, wie ein Schaltkreis oder ein Funknetz funktioniert. Wenn ich mich noch einmal entscheiden könnte, würde ich jetzt vielleicht Physik oder Werkstoffwissenschaft studieren, weil mich die Prozesse unter der Oberfläche doch stärker interessieren.

Wenn Sie heute einer Schülerin oder einem Schüler zu einem Studium der Elektrotechnik raten würden, wäre die TU Dresden Ihre Topempfehlung?

Zuallererst: Die Qualität der Forschung ist hier sehr hoch, die Ausstattung exzellent. Und für Studenten wichtig: Im Hauptstudium sind die Gruppen klein. Der Kontakt zu den Professoren ist eng. Hier lernt man sehr intensiv. Der Frauenanteil in der Elektrotechnik war damals  noch sehr gering, ich war in der Spezialisierung Mikroelektronik die Einzige. Das hat aber auch Vorteile. Meinen Namen wusste jeder Professor.

Stadt- und Nachtleben in Dresden sind ausgezeichnet. Foto: Stephan Floss
In der Sächsischen Landes-, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) erholt man sich zwischen den Lernphasen. Foto: Stephan Floss

Bei Ihrer Arbeit beschäftigen Sie sich mit winzig kleinen Teilchen. Kann man daraus Schlussfolgerungen für das Große und Ganze ziehen?

So etwas versuchen wir ja hier am Institut. Wir untersuchen die Bestandteile – die Kristallstrukturen, die kleinen mikroskopischen Bausteine, um den Aufbau und damit die makroskopischen Eigenschaften der Materialien zu verstehen. Wir analysieren den Stoff, damit er nachgebaut werden kann. Wenn man die kleinen Teile versteht, fällt das Verständnis für das Große leichter.

Nach Ihrem Studium und der Promotion sind Sie in Dresden geblieben, des Jobs oder der Stadt wegen?

Da war zum einen natürlich meine Heimat, die Nähe zur Familie. Andererseits hatte ich hier als Wissenschaftlerin hervorragende Entwicklungschancen. In zehn Jahren habe ich in drei ganz verschiedenen Branchen gearbeitet – und immer auf höchstem Niveau. Die Perspektiven sind gerade in der Biotech-Branche sehr gut. Und nicht zuletzt habe ich hier am B Cube ein tolles, sehr internationales Arbeitsumfeld gefunden.

Frau Dr. Elke Reich

1999-2005 Studium der Elektrotechnik an der TU Dresden – Abschluss als Diplom-Ingenieur

2006-2011 Promotion in Werkstoffwissenschaft an der TU Dresden

2006-2014 Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden

2014-2016 Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme Dresden

seit 2016 B CUBE – Center for Molecular Bioengineering

Auslandsaufenthalte: 2004 Irland, 2007, 2008 Shanghai

Im Hörsaalzentrum der TU Dresden lässt es sich gut studieren. Foto: Stephan Floss

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