„Glück auf, der Steiger kommt.“
Werbung für die Montanregion Erzgebirge und Sachsen
Steigerlied ist Kult – damals wie heute
„Glück Auf, der Steiger kommt!“ – Das traditionelle Bergmannslied zählt seit 2023 zum Immateriellen Kulturerbe der UNESCO. Aus Anlass dieser für das Erzgebirge und ganz Sachsen wichtigen Entscheidung vor einem Jahr hat die Kampagne „So geht sächsisch.“ im Rahmen ihres erfolgreichen Steigerlied-Projektes dem traditionellen Steiger nun ein neues Antlitz gegeben.
Mutig und überraschend: Musikclip-Reihe interpretiert Steigerlied in unterschiedlichen Stilrichtungen neu
„So geht sächsisch.“ hat gemeinsam mit Musikern und Sängern ganz unterschiedlicher Genres ein besonderes Projekt umgesetzt, um die Bedeutung dieses traditionellen Bergmannsmarsches zu würdigen. Die „heimliche Hymne Sachsens“ erklingt in vielfältiger Form.
Das Motiv zum Lied
Echt, kraftvoll, stolz, heimatlich und authentisch – so kommt der „So geht sächsisch.“-Steiger daher. Geschaffen hat die Hommage an das Steigerlied und das Erzgebirge der Künstler Lars P. Krause. Ministerpräsident Michael Kretschmer stellte das Motiv im Beisein des Künstlers in der Sächsischen Staatskanzlei offiziell vor.
Als Dank für ihre Beteiligung am Steigerlied-Projekt überreichte der Regierungschef an rund 30 Mitwirkende - stellvertretend für alle Beteiligten - die ersten druckfrischen Exemplare des neuen Motivs als hochwertige Kunstdrucke. Musikerinnen und Musiker aus ganz Sachsen hatten bei dem Projekt das Steigerlied in unterschiedlichsten Musikrichtungen neu eingespielt – die Neuinterpretationen erfreuen sich großer Beliebtheit und wurden bereits rund elf Millionen mal abgerufen.
Kretschmer betonte: »Dieser künstlerisch gestaltete Steiger vereint alles, wofür das Erzgebirge steht: Heimat, Stolz, Identität, Tradition und Zukunft. Das Steigerlied ist gelebte sächsische Identität. Wir singen dieses Lied und sind miteinander vereint und mit der Geschichte verbunden. Auch der große Erfolg des Steigerlied-Projektes zeigt, wie lebendig, identitätsstiftend, aber auch wie international dieses traditionelle Bergmannslied heute noch ist. Es bewegt und berührt die Menschen.“
Den Steiger versenden
Das Buch zum Steigerlied
Der Steiger für Leib und Seele
Mit dem Steigermotiv wird ab sofort für das Immaterielle Kulturerbe »Steigerlied« und für das UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge geworben. Zu sehen sein wird es in den nächsten Wochen und Monaten unter anderem auf Postkarten, Anzeigenmotiven und in Social-Media-Kampagnen. Ziel ist es, das Erzgebirge und den Freistaat national und international noch bekannter zu machen.
Ab sofort prangt das Konterfei des „So geht sächsisch.“-Steigers auch auf einer exklusiven T-Shirt- und Basecap-Kollektion. Entworfen, gemeinsam mit dem Label AURP your Haamit Style aus Aue, „So geht sächsisch.“ und Lars P. Krause. Ab sofort erhältlich im AURP-Onlineshop. Hinter dem Label stecken die beiden Erzgebirger Sven Hannig und Steve Beyer.
FAQ
Was ist das Steigerlied?
Das Steigerlied ist die Hymne der Bergleute. Es bedeutet Identität und steht für das Erzgebirge, denn dort hat es seine Wurzeln und genießt große Popularität. Seine Anfänge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück, doch auch heute ist es quicklebendig und wird nicht nur im Erzgebirge, sondern in vielen aktiven und ehemaligen deutschen Bergbaurevieren gesungen. Seit 2023 steht das Steigerlied im Bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.
Wer verbirgt sich hinter dem Begriff „Steiger“?
Der „Steiger" war einst der Bergaufsichtsbeamte, der für die Leitung und Organisation des Bergbaus verantwortlich war. Der Begriff ist abgeleitet von der früheren Tätigkeit des Steigers und dem steten Steigen und Einfahren in die Gruben. Auch heute noch ist der Steiger die Aufsichtsperson und trägt die Verantwortung für einen Teil des Bergwerks und die ihm unterstellten Personen.
Bei welcher Gelegenheit wird das Steigerlied gesungen?
Bergleute sangen das Steigerlied, um ihre Verbundenheit mit dem Bergbau und ihre Hoffnung auf eine sichere Rückkehr aus dem Bergwerk zum Ausdruck zu bringen. Es ist fester Bestandteil der Bergmannskultur, steht für Identität und Gemeinschaft in den vom Berg- und Hüttenwesen geprägten Kulturlandschaften und wird oft bei festlichen Anlässen wie Bergparaden oder Bergmannsfeiern gesungen.
Wann wurde das Steigerlied erstmals erwähnt?
Ein erster konkreter Nachweis stammt aus dem Jahr 1678. Damals wurde das Steigerlied beim Besuch des Kurfürsten Johann Georg II. von Sachsen in Schneeberg erstmals von Bergsängern vorgetragen. Der Kurfürst war so begeistert, dass er die Bergsänger aufforderte, es ein zweites Mal zu singen. Damals begann das Lied mit den Worten „Wache auf, der Steiger kommt". Erst im 19. Jahrhundert änderte sich dies zu dem heute bekannten „Glück auf, der Steiger kommt".
Wer hat die Melodie komponiert?
Die frühesten Überlieferungen der Steigerlied-Melodie stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert, vornehmlich von den Volksliedsammlern Erk und Irmer, die im preußischen Raum sammelten. Schon 1838 präsentierten sie eine Volksliedsammlung mit den Melodien, die wir heute kennen. Interessant ist, dass in der Sammlung von Erk und Irmer die Vorlagen für das Steigerlied aus verschiedenen Bergbauregionen kamen, jedoch Sachsen fehlte. Ein weiteres Kuriosum zeigt sich in einem Bergliederbüchlein aus dem Jahr 1700, vermutlich in Freiberg verlegt. Hier findet sich der Text des Steigerliedes erstmals mit den heute bekannten vier Strophen. Allerdings gibt es eine Variation in der dritten Strophe, die in Sachsen früher von den „hübschen und feinen" Bergleuten handelte, die Silber und Gold aus Felsgestein gruben – die so genannte „sächsische Strophe“. Diese sächsische Version ist heute weniger bekannt, da sich in anderen Regionen die Textzeile zu „ins Bergwerk ein, wo die Bergleut seien" änderte. Die Verbindung des Steigerliedes mit einem weiteren Volkslied namens „Herr Wirt schenk ein" auf derselben Melodie war im 18. Jahrhundert üblich. Beide Lieder wurden gemeinsam gesungen, bis sie im 19. Jahrhundert getrennt wurden. Die sächsische Strophe geriet dabei in Vergessenheit.
Wer war Sigismund August Wolfgang von Herder und welche Rolle spielte er für den sächsischen Bergbau?
Freiherr von Herder war ein deutscher Geologe, Mineraloge und Oberberghauptmann, unter dessen Einfluss der sächsische Bergbau Anfang des 19. Jahrhunderts einen erneuten Aufschwung nahm. Herder setzte sich für die Einführung neuer Maschinen und der Gasbeleuchtung ein. Gleichzeitig erhielt das Studium an der Bergakademie zu seiner Zeit durch seine Anregungen zu wissenschaftlicher Forschung und strengere Aufnahmekriterien eine deutlich höhere Qualität. Herder, der auch der Musik und Dichtkunst sehr zugetan war, förderte nicht zuletzt auch die Verbreitung und Aufführung bergmännischen Liedgutes. Prächtige Bergaufzüge in prunkvollem Berghabit waren Herders besondere Leidenschaft. Auch als Förderer von Parade- und Dienstuniformen sowie kultureller Elemente wie den Bergoboisten mit russischen Hörnern trug er zur Entwicklung und Erhaltung des Steigerliedes bei.
Wie wurde das Steigerlied in der DDR praktiziert?
In den Anfangsjahren der DDR wollte man das Lied zunächst nicht singen, ja sogar verbieten. Interessanterweise tauchte es 1954 im Liederbuch der FDJ, dem sogenannten „kleinen Blauen", wieder auf. Als dieses in den späten 1960er-Jahren überarbeitet wurde, erlebte das Steigerlied eine besondere Veränderung: Die Melodie, die wir heute kennen, wurde durch eine Fanfarenmelodie ersetzt. Diese Fanfarenmelodie hat tatsächlich eine historische Berechtigung, die jedoch nicht mit der im FDJ-Liederbuch dargestellten Erklärung übereinstimmt, denn sie stammt aus dem fränkischen Raum, einer Region mit einer langen Bergbaugeschichte, insbesondere im Goldabbau.
Was ist die „Arsch-Leder-Strophe“?
Diese zusätzliche Strophe wurde von Studenten im 19. Jahrhundert hinzugefügt und gesungen, insbesondere an der Bergakademie in Freiberg. Dort wurde das Steigerlied oft unter dem Namen „Schichtwechsel" vornehmlich zu nächtlicher Stunde gesungen. Diese studentische Tradition hielt das Lied am Leben und führte dazu, dass auch die „Arsch-Leder- Strophe“ inoffiziell weiterlebte.
Das Steigerlied ist Immaterielles Kulturerbe: Wie kam es dazu?
2019 bewarb sich das Ruhrgebiet mit dem Steigerlied um den Titel „Immaterielles Kulturerbe Deutschlands“. Den Oelsnitzer Museologen Heino Neuber, profunder Kenner der Ortsgeschichte und ausgewiesener Steigerlied-Experte, ließ diese Nachricht keine Ruhe. Der Gedanke, dass das Steigerlied ohne Beteiligung des sächsischen Ursprungslands in das Kulturerbe aufgenommen werden könnte: inakzeptabel! So nahm Neuber Kontakt zum Ruhrgebiet auf, um eine gemeinsame Lösung, doch die Bewerbung scheiterte, die Aufnahme des Steigerlieds in das Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes wurde abgelehnt. Enttäuscht von dieser Entscheidung und motiviert, die Bedeutung des Steigerlieds für Sachsen zu dokumentieren, begann Neuber, sich intensiver mit der Geschichte des Liedes im mitteldeutschen und sächsischen Raum auseinanderzusetzen. Er sammelte Quellen, darunter aus dem Volksliedarchiv in Freiburg und im Breisgau. Im Zuge seiner Recherchen gelang es ihm, wertvolle Original-Liederbücher zu sichern, darunter das Bergliederbuch von 1700. Auch fand er heraus, dass die offizielle Bezeichnung „Steigerlied" noch gar nicht so alt ist. Der erste schriftliche Nachweis als „Steigerlied" stammt aus dem Jahr 1991. Zuvor war das Lied im sächsischen Raum mit verschiedenen Titeln versehen gewesen, beispielsweise „Bergmannslied", und manchmal hatte es auch überhaupt keinen Titel. Neuber beschloss, seine Erkenntnisse in einem Buch festzuhalten, um das historische Erbe des Steigerlieds im sächsischen Raum nicht nur zu dokumentieren, sondern vor allem zu bewahren. Im März schließlich gelang es: Dank der gemeinsamen Anstrengungen vieler engagierter Partner schaffte das Steigerlied die Anerkennung als Immaterielles Kulturerbe. Glück auf!