Zeit schimmert durch die Dinge
Gefühlt tropft sie endlos lang von trägen Zeigern, gefühlt sind Jahre nur ein Wimpernschlag. Alles und nichts kann sie sein; sie geht vorbei und doch bleibt sie – die Zeit. Die Gestoppte, die Verplante, die Gestohlene, die Geschenkte. Dem Zahnrädchen haftet sie an; auf’s Ziffernblatt ist sie gebannt, im Pendel schwingt sie; fliegt auf beim Gong des Glockenschlages – Zeit ist da und nicht zu fassen.
Doch Moment mal! In den Dingen kommt sie kurz zur Ruhe. Gerinnt zu Geschichte, nimmt Gestalt an in menschlichen Werken und prägt den Ort an dem diese entstehen. Im mittelsächsischen Frankenberg ist man der Zeit auf der Spur. Und Spuren gibt es viele: In der Teppichweberei, der Zigarrenherstellung, dem Druckerhandwerk und der Fahrzeugindustrie. So unterschiedlich die Bereiche sind, so einend ist der regionale Pioniergeist der allen zu Grunde liegt.
Im Erlebnismuseum ZeitWerkStadt vereinen sich Technik- und Industriegeschichte. „Hier entdecken sie Sachsens Pioniergeist.“ Erklärt Museumsleiterin Franziska Bäßler. „Viele Erfindungen, die die Welt verändert haben, kommen aus Sachsen.“
Interaktiv, informativ und spannend wird in Frankenberg der Werdegang bedeutender regionaler Erfindungen und deren fortschreitende Entwicklung im Wandel der Zeit gezeigt.
Bedeutende Anfänge (Von Mittelsachsen in die Welt)
Zeitgemäßer Gang durch die Ausstellung
„Frau Weberin, führen sie mich bitte durch das Museum.“ Oder soll es doch der Postbote sein? Dies sind zwei von insgesamt sechs digitalen Personen aus unterschiedlichen Epochen der Frankenberger Stadtgeschichte, die auf Wunsch durch die Ausstellung führen und vom Besucher frei wählbar sind. An vielen Stellen laden interaktive Museumserlebnisse zum Mitmachen ein. Bezogen auf die Zeit und ihr Werk heißt das soviel wie: „Wir sind in ihr – sie hat uns. Machen wir etwas daraus!“ Auf die jungen Zeitreisenden wartet unter anderem der kleine Roboter Friedhelm. Seine Rüstung ist ganz verrostet. Mittels Quiz und richtigen Antworten kann diese wieder digital auf Hochglanz gebracht werden.
Im Takt der Zeit
Umhüllt vom Fluss der Zeit
Keine Zeit ohne Raum und andersherum. Beides erleben Besucher bei der spektakulärsten Installation. Für Leiterin Franziska Bäßler ist der Time Cube „ein Highlight der Ausstellung – dank neuester Technologie wird eine 270°-Projektion erschaffen. Quasi ein Film zum „Reingehen“ – bestehend aus 116 Monitoren mit mehreren Milliarden Pixeln.“ Um Körper und Köpfe sausen Filmsequenzen zu den Ausstellungsthemen, umrunden die Besucher, vermitteln, relativieren und
faszinieren. Bezogen auf die Frankenberger Industriekultur stellt sich die Frage: Wieviel Zeit steckt eigentlich in einer qualmenden Zigarre? In der Webstruktur eines Teppichs? Im Knattern eines Barkas? Wie auch immer die Zeit beschaffen sein mag – beim Besuch in der ZeitWerkStadt vergeht sie wie im Fluge und bleibt doch stehen. Die ausgestellten technischen Errungenschaften lenken den Besucherblick vom Gestern in die Gegenwart. Im Spannungsfeld fortschreitender Technik wird lokale Industriegeschichte verortet und zeitlos bewahrt. Was immer Zeit auch sein mag – ewiger Kreislauf oder offenes Ende? Die ZeitWerkStadt in Frankenberg lädt zum Staunen und Fragen ein.
Fotos: Xaver Grimplini