Inhalt überspringen
Leben & Arbeiten

Drahtseilakt der Rekorde

Dresden
Ruben Langer beim Weltrekordversuch in Hohnstein

Ruben Langer

Ein neuer Weltrekord?

In Ferropolis startete Ruben Langer in 30 Meter Höhe den Rekordversuch, in 24 h die längste Strecke auf einer Highline zu laufen. Starke Windböen zwangen ihn zum Abbruch.

Eine zwischen zwei Bäumen gespannte Leine, auf der Menschen balancieren - ein Bild, das in den Parks der Großstädte in den warmen Jahreszeiten zur vertrauten Gewohnheit geworden ist. Doch während andere ihre Slackline auf Kniehöhe zwischen zwei Bäumen befestigen, schaut der Dresdner Ruben Langer beim Balancieren am liebsten in tiefe Schluchten. Egal, ob zwischen Dächern, Türmen, Kränen oder Felsen – die Line des waghalsigen Seilakrobaten war hier vermutlich schon einmal befestigt.

The sky is the limit

2021 knackte er mit seinem außergewöhnlichen Hobby sogar seinen ersten Weltrekord: In Schweden balancierte er insgesamt 2,13 Kilometer in 600 Metern Höhe auf der Slackline, die in solch luftigen Höhen auch Highline genannt wird. Seine Füße fanden dabei lediglich auf dem ca. 17 mm breiten Gurt Halt. Seinen nächsten Weltrekord stellte der Dresdener 2022 hier in Sachsen auf: In Hohnstein balancierte er in 40 Metern Höhe über eine Distanz von 100 Metern. Klingt im Vergleich erst einmal weniger spektakulär.

Ruben Langer auf der Highline am Hörsaalzentrum der TU Dresden. Foto©: Ruben Langer

Die Besonderheit war jedoch: Die Highline wurde nicht wie üblich an Bäumen oder Felsen befestigt. Sie wurde von Menschenhand gehalten. Von 100 kräftigen Händepaaren um genau zu sein. 50 auf jeder Seite. Human Powered Slackline ist hier übrigens der Fachbegriff. Für Hohnstein als Ort entschied sich Ruben dabei ganz bewusst: „Mir ist es in den letzten Jahren immer wichtiger geworden, meine Leidenschaft mit anderen zu teilen und in Hohnstein wollte ich gern eine Aktion machen, bei der die Menschen hautnah dabei sein können. Am liebsten hätte ich alle persönlich über die Line getragen, aber das ging natürlich nicht. Also kam die Idee auf, den Zuschauern eine „tragende Rolle“ als Teil der Highline zu geben. Ich wusste, dass ich mich zu 100 Prozent auf die Hohnsteiner verlassen konnte.“

Eine Highline am Hörsaalzentrum der TU Dresden ist garantiert ein ungewohntes Bild. Foto©: Ruben Langer

„Die luftigen Höhen lassen mich nicht recht los.“

Mit 13 Jahren stand Ruben das erste Mal auf einer Slackline. Als Sohn einer Erzieherin durfte er in jungen Jahren bereits Kindergartenkinder beim Slacklinen betreuen – und fand prompt selbst Gefallen an dem wackeligen Band. Etwa zeitgleich schnupperte er bei den Klettertouren mit seinem Vater durch das Elbsandsteingebirge das erste Mal Höhenluft. Bis heute ist das Klettern neben dem Slacklinen eine seiner größten Leidenschaften – so wie das Gleitschirmfliegen. „Die luftigen Höhen lassen mich nicht recht los“, scherzt er.

Sicherheit hat auch beim Highlinen die oberste Priorität

Angst, vom Band zu stürzen, hat Ruben allerdings nicht. Zu seiner eigenen Sicherheit ist er während der gesamten Zeit mit einem kurzen Kletterseil und einem Stahlring an der Highline gesichert. Außerdem seien an jeder Stelle des Systems zusätzliche Sicherungen, die im Falle eines Zwischenfalls greifen würden. „So haben wir zum Beispiel zusätzlich zu der Line, auf der wir laufen (Mainline) noch eine zweite (Backupline), für den Fall, dass die erste reißt.“

Ruben Langer balanciert auf der Highline im Sonnenuntergang am Dresdner Hafen. // Foto©: Ruben Langer

Wenn sich Ruben nicht gerade in atemberaubenden Höhen befindet, studiert er an der TU Dresden Bauingenieurwesen. Sein Traum wäre es, sein Hobby und sein Studium irgendwann kombinieren zu können: „Meine Traumberufsbild wäre wahrscheinlich eine Mischung aus Bauingenieur und Stuntman. Was dem am nächsten käme, ist meiner Meinung nach ein Job als Prüfingenieur für Bauwerke in großen Höhen und unter Wasser.“

Ruben spaziert auf der Highline vor der Hohnsteiner Kirche. // Foto©: Ruben Langer

Sachsen bietet beste Voraussetzungen für dieses besondere Hobby 

Mit seiner sächsischen Heimat ist der 26-Jährige stark verbunden. Besonders überrascht sei er über die offenen Ohren, auf die er hier immer wieder gestoßen ist, wenn er von seinen verrückten Plänen erzählt hat. Außerdem schätzt er die sächsische Slackline-Szene: „Im Ländervergleich stehen wir hier sehr gut da. Zwei der drei deutschen Slackline-Festivals fanden 2022 in Sachsen statt. Besonders in Leipzig und Dresden gibt es große aktive Slackline-Vereine und zusätzlich sitzt noch einer der weltweit besten Hersteller von Slackline-Material in Dresden. Beste Bedingungen also.“ Eng verbunden ist er auch mit der TU Dresden. Diese sponsert ihn inzwischen sogar auch, worauf er sehr stolz ist.

Am liebsten trainiert Ruben im Alberthafen in Dresden-Friedrichstadt. Hier spannt er regelmäßig zwischen den ca. 30 Meter hohen Hafenkränen seine Highline und genießt den Blick auf das Dresdener Panorama. Auch wenn Ruben so einige Rekorde gebrochen hat, ist für ihn das Highlight seiner sportlichen Karriere doch ein ganz anderes: „Von 2018 bis 2019 durfte ich in einer Produktion von Reinald Grebe regelmäßig im Dresdner Schauspielhaus auf der Highline vor hunderten Leuten auftreten. Die Zeit am Theater hat mir unglaublich gut gefallen.“

Eine gespannte Slackline als symbolische Brücke

In Zukunft möchte er sich stärker auf die Symbolkraft und Ästhetik seiner Leidenschaft konzentrieren. Als Beispiel dafür führt er eine Line an, die gemeinsam mit polnischen Slacklinern über die deutsch-polnische Grenze in Görlitz gespannt wurde. Ziel war es, eine symbolische Brücke zu errichten und die Freundschaft der beiden Länder zu verdeutlichen. Aktionen wie diese schweben Ruben Langer in Zukunft häufiger vor. Bei einem kann man sich jedoch auch in Zukunft sicher sein: In atemberaubenden Höhen wird er sich weiterbewegen.