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Leben & Arbeiten

Deutschlands bester Mechatronik-Azubi ist ein Sachse!

Dresden
Neben Stefan Mißbach erkämpften sich ebenfalls Hsu-Kun Chan aus Taiwan, Florent Lacilla aus der Schweiz und Hannes Egger aus Südtirol/Italien Gold bei den WorldSkills. Foto©: WorldSkills Germany / Frank Erpinar

Und er hat es geschafft: Stefan Mißbach ist Weltmeister

Update: Das Daumendrücken hat sich gelohnt: Der Dresdner Stefan Mißbach holt sich in seiner Heimatstadt Gold bei der Worldskills Competition 2022 Special Edition in der Kategorie der Kfz-Mechatroniker. Mit ihm zusammen erhielten ebenso Hsu-Kun Chan aus Taiwan, Florent Lacilla aus der Schweiz und Hannes Egger aus Südtirol/Italien eine Goldmedaille für ihre hervorragenden Leistungen. Zu dieser ungewöhnlichen Konstellation kam es, weil alle vier nach Abschluss des mehrtägigen Wettbewerbs nahezu punktgleich waren. Wir gratulieren ganz herzlich! 

Stefan Mißbach ist jung, und er versteht sein Handwerk.

Mehr noch: Er ist der beste Kfz-Mechatronik-Azubi, den Deutschland derzeit zu bieten hat. Und das will er bei den anstehenden WorldSkills, der Weltmeisterschaft der Berufe, vom 25. bis 28. Oktober in Dresden unter Beweis stellen. Dann heißt es „Daumen drücken!“ wenn er sich mit 23 weiteren Qualifizierten aus der ganzen Welt messen wird, in Disziplinen wie Motorvermessung, Fahrwerk und Bremse oder auch Komfortelektronik und Hochvolt. Uns erzählt der 22-Jährige, was ihn antreibt, wie er sich qualifiziert hat und warum er seine Zukunft im Handwerk sieht.

Daumen drücken für Deutschlands besten Kfz-Mechatroniker

Vorbereitungen für die WorldSkills 2022

Der Traum ist zum Greifen nah.

Wie kam es dazu?

Ich würde sagen: mit Können und einer großen Portion Glück. Ich habe meine Ausbildung und meinen Meister mit „sehr gut“ abgeschlossen und konnte mich dadurch für den praktischen Leistungswettbewerb qualifizieren, habe dort aber leider nur ganz knapp den zweiten Platz belegt. Als dann im März dieses Jahres der EuroCup stattfand, und dort jemand kurzfristig ausgefallen ist, bin ich als Ersatzkandidat eingesprungen und habe gewonnen. Damit habe ich mich am Ende für die WorldSkills qualifiziert.

Wie genau muss man sich die Wettkämpfe vorstellen?

Der Wettbewerb ist an den normalen Werkstattalltag angelehnt. Es gibt verschiedene Stationen, an denen Kunden Mängel beanstanden; dann beginnt die Fehlersuche. Genauso wie im alltäglichen Geschäft, aber natürlich ist es im Wettkampf, unter Zeitdruck, schwieriger, weil oft auch mehrere Fehler gleichzeitig auftreten können, die sich gegenseitig auch gern mal behindern können.

Foto: Steffen Krones

Kennen Sie Ihre „Gegner“? Aus welchen Ländern kommen sie?

Ja, schon. Ich habe bereits einige Kandidaten bei den verschiedenen Vorbereitungstrainings kennen gelernt, unter anderem bei den Luxskills und den SwissSkills sowie bei Trainings in Abu Dhabi und in Südtirol. Meine Kontrahenten kommen aus Belgien, Österreich, Südtirol/Italien, Frankreich, Japan sowie aus der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ich bin hier besonders dem ZDK (Anm.: Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe) zu Dank verpflichtet, ohne dessen finanzielle Unterstützung ein solch umfangreiches Training nicht möglich gewesen wäre.

Dass die diesjährigen WorldSkills nicht in Shanghai, sondern ausgerechnet in Ihrer Heimatstadt stattfinden, ist schon ein großer Zufall, oder? Beflügelt Sie dieser „Heimvorteil“ oder sind Sie eher noch nervöser?

Ich mag das Wort „Heimvorteil“ nicht, weil es irgendwie suggeriert, man hätte einen Vorteil. Und das stimmt definitiv nicht. Aber klar freue ich mich, dass die Wettkämpfe in Dresden stattfinden, weil dadurch meine Familie und Freunde dabei sein können. Auch die Rahmenbedingungen sind vertraut – es gibt keine Zeitumstellung, keine klimatischen Herausforderungen, und man kennt die kulinarischen Gepflogenheiten. Das hilft schon, während der Wettkämpfe die Ruhe zu bewahren, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren und damit letztlich Höchstleistungen abzurufen.

Wie wichtig ist Ihnen Ihr Beruf?

Enorm wichtig, der Beruf begleitet mich ja seit frühester Kindheit. Die Kfz-Werkstatt meines Vaters war quasi mein Kinderzimmer. Ich habe immer schon die komplexe Technik, die in den Autos steckt, bewundert, wollte wissen, wie alles funktioniert. So technisch aufgerüstet wie Autos heutzutage sind, so komplex und vielschichtig ist die Fehleranalyse. Das reizt mich jeden Tag aufs Neue. Und man darf auch nicht vergessen: Für viele ist ihr Auto nach wie vor etwas sehr Emotionales, sie hängen daran. Umso schöner ist es, wenn man nach der Reparatur wieder in zufriedene Gesichter schauen kann.

Foto: Steffen Krones
Foto: Steffen Krones

Mit Ihrem Job verbindet man eher ölverschmierte Arbeitskleidung und „Handfestes“ wie das Schrauben an Motoren. Inwiefern hat sich dieses Berufsbild in den vergangenen Jahren verändert?

Die Kfz-Branche befindet sich, wie andere Lebensbereiche auch, in einem enormen Wandel. Ab 2035 dürfen nur noch Fahrzeuge zugelassen werden, die emissionsfrei fahren - Elektro-Autos und mit Wasserstoff oder synthetisch hergestellten Kraftstoffen betriebene Fahrzeuge. Neue Antriebe, mehr Technik in den Fahrzeugen, Digitalisierung - all das führt natürlich auch zu neuen Aufgabengebieten in der Autowerkstatt. Zu den Standardarbeiten gehören zwar immer noch der Service und der Ölwechsel, aber das nimmt immer mehr ab. Bei einem Elektrofahrzeug muss man keine Zündkerzen mehr wechseln, der Bremsenverschleiß ist deutlich geringer. Was dafür beispielsweise bei Hochvolt-Fahrzeugen zu beachten ist, muss in speziellen Schulungen erlernt werden.

Sie sind dank Ihrer exzellenten handwerklichen Fähigkeiten erfolgreich national und international unterwegs. Welche Reaktionen erleben Sie, wenn Sie erzählen, dass Sie aus Sachsen kommen?

Eigentlich nur positive. International ist Sachsen nicht so bekannt, da wissen viele oft nicht einmal, dass Deutschland aus 16 Bundesländern besteht. Da bin ich einfach nur der „German guy“. Deutsche hingegen freut es eigentlich immer, wenn ich erzähle, dass ich aus Sachsen bzw. Dresden komme. Da heißt es eher „Oh, aus dem schönen Dresden…“

Foto: Steffen Krones

Die großen Nachwuchssorgen des Handwerks sind in aller Munde. Wie lautet Ihr Appell an Ihre Altersgenossen, wenn Sie sie von einer Zukunft, einer Ausbildung im Handwerk begeistern wöllten?

Lernt einen Handwerksberuf! Ich selbst habe eine exzellente Ausbildung genossen und von einer optimalen Förderung profitiert. Da kann ein Studium oft nicht ansatzweise mithalten. Und doch ist es gesellschaftlich leider immer noch stark verankert, dass man studieren muss, um erfolgreich zu sein. Dabei liegen die Vorteile einer Ausbildung in einem Handwerksberuf auf der Hand: Gute Handwerker werden händeringend gesucht, man verdient schon während der Ausbildung sein eigenes Geld, erlernt Selbstständigkeit und, Verantwortung zu übernehmen. Eine Ausbildung im Handwerk ist eine Schule fürs Leben.