Sandra von Sachsen ist Informatikerin. Die ICCAS-Wissenschaftlerin steht im supermodernen „Demo-OP“. Das Licht strahlt spacig blau von der Decke. Auf dem OP-Tisch liegt ein Torso, bei dem die Halswirbelsäule sichtbar ist. Von Sachsen forscht zu Erkrankungen der Halswirbelsäule, hervorgerufen zum Beispiel durch einen Bandscheibenvorfall. Mit ihrem Team möchte sie ein Modell entwickeln, das die häufigsten Defekte der oberen Wirbelsäule erkennt und klassifiziert. „Fachfremde können sich das wie einen Algorithmus vorstellen, der in der Lage ist, computer- oder kernspintomographische Bilder in eine Diagnose zu übersetzen“, erklärt sie. Das soll zukünftig dem behandelnden Arzt helfen, schnell die richtige Diagnose zu stellen. „Ersetzen kann es ihn natürlich nicht, seine Erfahrung und sein Wissen wird eine Software nie simulieren können.“
Die Grenzen der menschlichen Motorik weiten
„Seit der Gründung 2005 treibt uns die Frage an, wie Computertechnik den Arzt noch mehr als bisher unterstützen kann“, sagt Professor Jürgen Meixensberger, Neurochirurg und bis 2014 geschäftsführender Direktor von ICCAS. „Wir wollen den Patienten und alle seine individuellen Daten wie Laborwerte, CT- oder MRT-Aufnahmen im Rechner auswerten und darstellen“, erklärt der gebürtige Franke. „Patientenmodell nennen wir das.“ Dazu gehöre auch das Projekt von Sandra von Sachsen. Außerdem wollen die Forscher mit Assistenzsystemen die Grenzen der menschlichen Motorik erweitern, sodass der Chirurg beim Operieren Zugänge in den Körper optimiert nutzen kann, beispielsweise in der Kopfchirurgie, die früher zu riskant waren.