Schlammschlachten in Sachsen
Tiefer Matsch, hüfthohe Wassergräben, schier unüberwindbare Hürden, eingesaute Kleidung, Grenzen aufzeigende körperliche Anstrengungen… Zugegeben, eine gemächliche Samstags- oder Sonntagsbetätigung mit den lieben Kleinen oder den Freundinnen und Freunden weist üblicherweise andere Attribute auf. Dass aber genau diese eingangs genannten Rahmenbedingungen auch die Basis für unvergessliche Erlebnisse für Kleine und Große sorgen können, beweisen die Extrem-Hindernisläufe »schauinsland Muddy Angel Run« und der »XLETIX Kids«. Die bereits 2. Auflage des »XLETIX Kids«-Laufs, bei dem sich Kinder und Jugendliche zwischen 5 und 15 Jahren als wahre Matschmonster und Schlammhelden beweisen können, wird am Sonntag, dem 18. August 2024, auf der Galopprennbahn im Dresdner Stadtteil Seidnitz ausgetragen. Einen Tag zuvor sowie Ende September werden die Läufe für den »schauinsland Muddy Angel Run« (17. August 2024, Galopprennbahn Dresden, 21. - 22. September 2024, Galopprennbahn im Leipziger Scheibenholzpark), bei dem taffe Mädels ab 12 Jahren teilnehmen können, stattfinden.
Hinter diesen Erlebnissen der besonderen Art stecken die gebürtige Hamburgerin Carolin Tonn und der aus der Region Leipzig stammende Frank Fritzsche mit Ihrem Team der XLETIX GmbH. Seit fast Anfang an sind beide in dem Unternehmen tätig und seit 2021 führen sie es gemeinsam. Mit Ihren 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern organisieren sie bundesweit aber auch in Österreich und der Schweiz, populäre und hochfrequentierte Extrem-Hindernislauf-Events. Mit der waschechten Norddeutschen, die bereits vor langer Zeit Ihr Herz und ihre Lebensmittelpunkte von der Alster an die Unterläufe von Pleiße und Elbe verpflanzt hat, haben wir über das Unternehmerinnensein, Sachsen und Schlammschlachten gesprochen.
Guten Tag Caro, wie war Dein Weg durch den Matsch bisher? Oder anders gefragt, wie bist Du dazu gekommen zigtausende von Kindern und Erwachsene auf Extrem-Hindernisläufe zu schicken?
Seitdem ich denken kann spielen Sportveranstaltungen eine sehr große Rolle in meinem Leben. Angefangen mit diversen Fußball- und Tennisturnieren an denen ich zu Kinder- und Jugendzeiten aktiv teilgenommen habe, hinzu meiner Aktivität als Jugendwartin im Tennisverein in meiner Geburtsstadt Hamburg bis hin zu Besuchen von internationalen Sportevents wie den Australian Open. Früher habe ich immer gesagt: wenn ich groß bin, organisiere ich mal die Olympischen Spiele. Um dem Ziel etwas näher zu kommen habe ich sowohl im Bachelor- als auch im Master-Studium den Fokus auf Sportmanagement gelegt, meine berufliche „Karriere“ ist allerdings zunächst in einem großen Verlag gestartet. Für diesen Job bin ich 2011 nach Berlin gezogen.
2015 habe ich dann das erste Mal von der XLETIX Challenge (der „große Bruder“ von XLETIX Kids) gehört und mitbekommen, dass die beiden Gründer auf der Suche nach jemanden sind, der die Events auf den spanischen Markt bringen könnte. Ich habe nicht lange überlegt und mich der Challenge gestellt. Damals bestand das Team aus 9 Mitarbeitenden. In den letzten 9 Jahren habe ich in verschiedenen Positionen bei der XLETIX GmbH gearbeitet und schlussendlich 2021 zusammen mit meinem langjährigen Kollegen Frank die Geschäftsführung von den beiden Gründern übernommen. Seitdem verantworte ich die Bereiche Sponsoring, Kommunikation und Marketing und bekomme bei unseren Events immer noch Gänsehaut, wenn der Startmoderator die Teilnehmenden motiviert, die Musik ertönt und der Rauch aufsteigt.
Wie können wir uns Deinen Arbeitsalltag aber auch den Deiner Kolleginnen und Kollegen bei der XLETIX GmbH, im Büro aber auch am Hindernisparcours, vor, während und nach den Events, vorstellen?
Man kann sich unseren Arbeitsalltag im Prinzip wie einen Wanderzirkus vorstellen. In dem Zeitraum von Anfang Mai bis Ende September ziehen wir mit unseren Containern (gefüllt mit Hindernissen,
Verbrauchsmaterialien und diversen Event-Utensilien) von Location zu Location und machen jährlich mittlerweile eine Viertelmillion kleine und große Matschmonster und Schlammhelden glücklich und stolz. Den Zeitraum von Oktober bis April verbringen wir überwiegend in unserem Büro. Wir nutzen die Zeit vor allem dafür, unsere Produkte immer wieder zu verbessern, Tickets zu verkaufen, Prozesse zu optimieren, neue Hindernisse zu entwickeln und neue Sponsorenverträge abzuschließen. Sowohl bei den Events als auch im Büro leben wir unser Motto „Ein Team, Ein Ziel.“ durch und durch – nur bei den regelmäßigen Dartrunden spielt dann doch jeder für sich. [grinst] Wir sind ein Haufen „sportbekloppter“, junger Menschen und haben meines Erachtens eine gute Mischung aus Start-Up-Gefühl und professionellem Arbeiten gefunden.
Schaust Du nur von außen an wie sich Myriaden von Sportlerinnen und Sportler waghalsig in die schlammigen Fluten werfen oder wagst Du Dich auch selbst auf die Parcours? Wenn ja, was macht diese Form der Freizeitbetätigung für Dich und die Teilnehmenden aus bzw. was ist die Motivation dahinter sich in den Matsch zu schmeißen und seine Grenzen auszutesten?
Eine Teilnahme ist bei uns ein wichtiges Einstellungskriterium – nein Spaß bei Seite. Ich habe selber aber auch schon mehrfach als Läuferin teilgenommen. Ein Erlebnis was ich auch jedem in unserem Team und angehenden Partnern wärmstens empfehle. Das Gefühl fürs Produkt ist nochmal ein ganz anderes, wenn man selber durch den Schlamm gerobbt ist, seine Grenzen überwunden hat und mit der ein oder anderen Schramme gemeinsam mit anderen Teilnehmenden durch den Zielbogen läuft. Unser Ziel ist es, Menschen dazu zu motivieren, ihre Komfortzone zu verlassen, dem Alltagsstress für ein paar Stunden zu entkommen, Zeit mit Freunden in der Natur zu verbringen und sich zu bewegen. Für unsere minderjährigen Teilnehmenden ist es uns wichtig, sie frühzeitig an Themen wir Bewegung und Teamgeist heranzuführen. Ich glaube fest daran, dass sich die Teilnahme an unseren Events auf das Selbstbewusstsein und den Zusammenhalt im Freundeskreis, in der Mannschaft oder dem Kollegium auswirkt. Gemeinsame besondere Erinnerungen zu schaffen, zusammen Grenzen zu überwinden, sich gegenseitig zu helfen – all das schüttet Glückshormone aus und allein der Gedanken an das Ereignis oder der Blick auf Fotos lässt die Menschen wieder stolz und glücklich sein.
Die XLETIX Crew veranstalten Ihre Events an unterschiedlichsten Orten. Was meinst Du bringen Eure Hindernisläufe den jeweiligen Städten?
Seit Anbeginn ist es unsere Mission Menschen durch den Sport zu begeistern und Menschen mit diversen Hintergründen zusammen zu bringen – das gilt sowohl für Team als auch für unsere Teilnehmenden.
Allem in allem wollen wir natürlich einen Mehrwert für die Bewohnerinnen und Bewohner aber auch für die Städte schaffen. Wir bieten eine tolle Möglichkeit, sowohl Firmenevents also auch Vereinsausflüge bei unseren Events durchführen zu können. Wir bieten aber auch regionalen Unternehmen die Möglichkeit unsere Reichweite als Werbefläche zu nutzen. In einigen Regionen kooperieren wir auch mit Touristenverbänden, da einige Teilnehmende die Eventteilnahme direkt mit einem Urlaub bzw. Wochenendtrip kombinieren.
Wo soll die Reise für die XLETIX GmbH hingehen und was ist für Sachsen geplant?
Nachdem wir im deutschsprachigen Raum mit mittlerweile über 250.000 Teilnehmenden fast flächendeckend Events organisieren und vermarkten, planen wir aktuell die Expansion unserer jüngsten aber mittlerweile größten Serie XLETIX Kids. 2025 wird es auch in Frankreich und Belgien XLETIX Kids Events geben. Das Thema Wachstum ist auch der Fokus für unsere Events in Sachsen. Leipzig ist mittlerweile ein fester Bestandteil unseres Eventkalenders und weitestgehend ausverkauft. In Dresden sind wir noch nicht ganz so weit und haben uns als Ziel gesetzt, die Ticketverkäufe für 2025 zu steigern, sodass noch mehr Dresdnerinnen und Dresdner in den Genuss des schlammigen Abenteuers kommen. Der Ticketverkauf für die Saison 2025 startet direkt 2 Tage nach den Events – schnell sein lohnt sich also. [lacht]
Wir hätten die Begrüßung wahrscheinlich auch mit dem Dir vertrauten „Moin“ statt „Guten Tag“ beginnen können. Als gebürtige Hamburgerin lebst Du nun schon eine Weile in Sachsen. Wie kam es dazu und was hat Dich in den Freistaat geführt?
2021 war neben der Übernahme der Geschäftsführung grundsätzlich ein aufregendes Jahr. Denn dort lernte ich auch meinen Partner kennen, der damals in Leipzig wohnte – sodass wir über zweieinhalb Jahre zwischen Berlin und Leipzig gependelt sind. Ehrlich gesagt, hatte ich vorher wenig Berührungspunkte mit Sachsen, aber schon während dieser Zeit habe ich Leipzig und vor allem die tolle Umgebung mit ihren zahlreichen schönen Seen lieben gelernt. Umso mehr hat es mich natürlich gefreut, in dieser Zeit den enormen Zuwachs unser sächsischen Teilnehmenden zu erleben. Seit circa einem Jahr – quasi zeitgleich zum Debüt unserer Events – haben wir nun unsere gemeinsame Base und Hauptwohnort in Dresden. Der Kontrast zu Berlin ist zwar riesig und ich hätte nie gedacht, dass ich mich in einer deutschen Stadt (neben Hamburg und Berlin) noch einmal so wohl fühl werden – aber Dresden ist mir innerhalb kürzester Zeit sehr ans Herz gewachsen und ich freue mich, noch so viele schöne Ecken zu entdecken. Ich liebe die Nähe zur Elbe und zum Elbsandsteingebirge, die Cafés, die (Floh-)Märkte und natürlich unsere Wohnung – auf mich wirkt alles sehr entschleunigend.
„Hummel, Hummel – Mors, Mors“. Wir hören, dass Du ein erstklassiges Hochdeutsch sprechen. Wie hältst Du es mit Dialekten generell, wie mit dem heimischen Plattdeutsch und wie mit dem sächsischen Dialekt?
Tatsächlich tue ich mich schwer damit Dialekte zu verstehen – sowohl beim Plattdeutsch als auch beim sächsischen Dialekt kommt bei mir meist nur die Hälfte an. Durch die Nähe zu teilweise ursächsischen Nachbarn habe ich allerdings gelernt, dass ich mit einem netten Lächeln und Nicken mittelfristig nicht weit komme – von daher bin ich stets bemüht den Dialekt zumindest zu verstehen. Sprechen werde ich ihn wohl nie. [grinst]
Gibt es Eigenschaften der Sachsen, die Dir als Nordlicht sofort aufgefallen sind, die Du schätzen gelernt hast oder die Dich gar überrascht haben?
Ich bin im sehr grünen Norden Hamburgs aufgewachsen und habe die Nähe zur Natur schon früh sehr genossen. Umso positiver bin ich immer wieder überrascht wie grün sowohl Leipzig als auch Dresden sind, eine Tatsache die das Ankommen und Wohlfühlen sehr bekräftigt. Positiv überrascht bin ich auch von dem Mietmarkt. Innerhalb von kürzester Zeit haben wir, ohne Massenbesichtigungen, Abos bei Immobilienportalen oder Bewerbungsunterlagen mit Hochglanzdeckblatt eine traumhaft schöne Wohnung in super Lage, toller Nachbarschaft zu einem fairen Preis bekommen.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft des Freistaats Sachsen?
Eine Sache die ich mir für Sachsen wirklich wünsche, ist, dass die Menschen diverser Kulturen und Ansichten so friedlich und respektvoll miteinander umgehen, wie ich es immer wieder auf dem Elberadweg beobachten darf. Auch hier treffen Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen aufeinander – dennoch habe ich es bisher noch nie erlebt, dass sich angeschrien oder beschimpft wurde. Egal ob Rennradfahrer, Hundebesitzer, Inlineskater, Fußgänger, Jogger oder Kinder – es wirkt sehr friedlich und respektvoll. Ein schönes Bild wie ich finde.