Ein Experiment
Definitionsgemäß handelt es sich bei Trachten um historische Festtagskleidung. Mode für Feste die seit vielen Generationen innigst geliebt und gefeiert werden. Wie aber sieht es mit Festen jüngeren Ursprungs aus? Sind zum Beispiel Sport-Trikots, die tausendfach von Vereinsanhängern jedes Wochenende aufs Neue in den Stadien und Hallen des Landes getragen werden, auch Trachten? Wird der Blaumann – der Smoking des Handwerks – ähnlich wie der Habit der Bergleute in hunderten Jahren vielleicht auch zur Tracht umgedeutet? Und wie verhält es sich bei Szenekleidung, die beispielsweise auf den großen Festivals der Hip-Hop- oder Wave-Gothic-Communities, zur Schau gestellt wird? Sind das nicht auch irgendwie Festtagskleider – also Trachten?
Allen – den historischen Trachten wie auch den modernen Szenekleidungen – wohnt das Bedürfnis der jeweiligen Trägerinnen und Träger nach Vergemeinschaftung aber auch der Abgrenzung gegenüber „Anderem“ inne. Doch wie reagieren Menschen in Szenekleidung, wenn man sie mit Trachtenträgern ins Gespräch bringt? Auf dem 2025er Wave-Gotik-Treffen in Leipzig hat So geht Sächsisch. gemeinsam mit zwei jungen Sächsinnen, deren Herzen hör- und sichtbar für ihre jeweilige Heimatregion schlagen, genau diesen „Clash der Kulturen“ gewagt.
Marie-Monique aus Bautzen, die in ein Outfit aus unterschiedlichen sorbischen Trachtenelementen schlüpfte, und Isabel aus dem Erzgebirge, die sich einen erzgebirgischen Berghabit des Lugau-Oelsnitzer Steinkohlereviers überwarf, haben WGT-Besucherinnen und -Besucher interviewt. Herausgekommen sind zwei sehenswerte Clips.