Wir brauchen mehr Rock’n’Roll!
Wenn es nicht rockt, ist es nicht cool. So in etwa könnte man Konrad Schöpes Lebensmotto auf den Punkt bringen. Konrad ist Rock’n’Roller und Entertainer durch und durch, wie auch der Rest seiner legendären „Firebirds“-Truppe, die seit mittlerweile 30 Jahren Rock’n’Roll-Fans auf den Konzertbühnen im ganzen Land unterhält, mit neu interpretierten Hits der 1950er und 1960er und vielen selbst komponierten Songs. Wir haben mit dem 46-jährigen Frontmann der Firebirds gesprochen, über die Durststrecke der vergangenen Monate, Perspektiven, Heimatgefühle und darüber, warum man mit Rock’n’Roll einfach besser durchs Leben kommt.
Konrad, Ihr habt gerade mit einer großen Konzertreihe das 30-jährige Bandjubiläum gefeiert. Wie fühlt es sich an, nach der coronabedingten Zwangspause wieder auf der Bühne zu stehen?
Es ist ein unglaublich schönes Gefühl. Kultur mit Gästen, also Zuschauern, macht auch viel mehr Sinn. Für uns ist LIVE zu performen einfach das Beste; dafür haben wir uns vor 30 Jahren gegründet.
Nun habt Ihr ja auch während der Pandemie nie den Kopf in den Sand gesteckt, habt im Juli letzten Jahres in Kooperation mit der TU Dresden ein Modellprojekt gestartet - das zum damaligen Zeitpunkt erste Konzertfestival - auf die Beine gestellt, dass danach als Blaupause für viele weitere kulturelle Ereignisse in der Öffnungsphase der Pandemie übernommen wurde. Wie wichtig war Euch dieses Projekt?
Sehr wichtig, nicht nur für uns. Das war für die ganze Branche eine Initialzündung, und die Zusammenarbeit mit dem Freistaat war perfekt als Modellprojekt. Einige Festivals hatten es schon 2021 versucht, sind aber leider nicht zum gleichen Ergebnis gekommen. Unsere Erfahrungen wurden verbreitet, und wir konnten so vielen Kollegen "Mut machen". Ein tolles Gefühl.
Viele Kunst- und Kulturschaffenden sehen ihre Arbeit als systemrelevant an, ihren Beitrag als unabdingbar fürs gesellschaftliche Miteinander. Wie ist Deine Meinung dazu?
Natürlich sind wir systemrelevant, gerade in der aktuellen Zeit! Kultur ist lebensrelevant und geistige Nahrung für die Seele. Ein Leben ohne Kultur ist möglich, aber sinnlos.
Eure Musik, Eure Outfits, die Frisuren – Rock’n’Roll ist für Euch eine Lebenseinstellung. Jetzt aber mal Hand aufs Herz: Wie viel Rock’n’Roll braucht dieses Land?
Noch viel mehr! Es kann nicht genug sein.
Wenn Du mal nicht auf der Bühne stehst: Welche Musik hörst Du privat am liebsten?
Natürlich Rock’n’Roll, aber zum Entspannen Klassik.
Du bist in Leipzig geboren und aufgewachsen, bist also ein Sachse durch und durch. Was bedeutet für Dich „typisch sächsisch.“?
Das ist ein Qualitätsprädikat für mich: pfiffig und helle. Nur ein Manko haben wir Sachsen: Wir haben leider keinen richtigen Dialekt.
Was bedeutet Heimat für Dich?
Heimat ist, wo das Herz ist.
An welchen Lieblingsorten bist Du am ehesten anzutreffen?
Am Cospudener See in Markkleeberg. Das ist wie Kurzurlaub für mich. Aber auch die Sächsische Schweiz ist großartig.
Welche Klischees über die Sachsen regen Dich am meisten auf?
Klischees gibt es überall, sie gehören zum Leben dazu. Mich regt eher auf, wenn man Klischees unreflektiert bedient.
Wie hat sich das Image Sachsens Deiner Meinung nach in den vergangenen Jahren verändert?
Sachsen hat ganz unterschiedliche Gesichter. Besucher, die persönlich da sind, finden viele liebenswerte Ecken und Menschen; bei ihnen hat Sachsen auf alle Fälle ein liebenswertes Image. Es gab aber auch eine unreflektierte Presseberichterstattung im Zusammenhang mit den Ereignissen während des Chemnitzer Stadtfestes im Sommer 2018. Da hat ein Medium vom anderen kopiert, bis hin zur New York Times, und damit wurde ein stumpfes, braunes Bild von Sachsen gezeichnet. Da wir als Band bei eben diesem Stadtfest als Abschluss-Act hätten auftreten sollen, waren wir damals in der Stadt und konnten uns ein eigenes Bild von den Ereignissen machen, und unser persönlicher Eindruck stimmte mit den Medienberichten überhaupt nicht überein. Da war ich, offen gestanden, schon schockiert über dieses schlechte Licht, in das ganz Sachsen gestellt wurde.
Was ist die größte Herausforderung, der sich Sachsen perspektivisch wird stellen müssen?
Ich glaube, wir sind auf einem sehr guten Weg. Wichtig ist, immer im Gespräch zu bleiben, auch wenn man verschiedene Ansichten vertritt. Ein bisschen Demut tut jedem gut. Als in der DDR geborenes Kind kann ich sagen, ich bin dankbar für die Entwicklung in unserem Land.
Gibt es für Dich persönlich ein Herzensprojekt, das Du unbedingt umsetzen möchtest?
Ich würde gern jedem Kind ab dem Kleinkindalter kostenfreie musikalische Früherziehung ermöglichen. Musik verbindet und bildet schon im jüngsten Alter. Tanzen ab dem Kleinkindalter hilft dem Körpergefühl und der eigenen Wahrnehmung, ohne Leistungsdruck und Zwang. Ich kam sehr zeitig in Berührung mit Musik und kann sagen: Es hat mir nicht geschadet, im Gegenteil.