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Foto: Dirk Gebhardt

Felix Matthias Weickelt, geboren 1989 in Zittau, aufgewachsen in Mittelherwigsdorf bei Zittau, verheiratet und ein Kind, studierte Schulmusik und Germanistik sowie Kirchenmusik in Dresden, arbeitete bisher als Musikschullehrer im Dreiländereck, als Kirchenmusiker in Zittau sowie als freischaffender Musiker und engagiert sich seit 2014 unter anderem als Türmer in Zittau.

Was ich mit Sachsen verbinde…

… bewahrte Schönheit, Freiheit zum Atmen, Platz zum Träumen, Raum zur Betätigung.

„Typisch sächsisch“ heißt für mich…

… besonnen zu handeln - Ock ne jechn! („Immer mit der Ruhe!“)

Heimat bedeutet für mich…

… familiärer Zusammenhalt, die Oberlausitzer Berge und der christliche Glaube.

Denk ich an Sachsen…

… sehe ich viele bekannte und befreundete Menschen, die ich bisher kennenlernen durfte. Sie helfen sich gegenseitig im Alltag, reden beherzt über- und miteinander. Manche tüfteln in ihren Garagen und Werkstätten, pflegen ihre Blumen- und Gemüsegärten gewissenhaft, reisen bevorzugt nach Osteuropa in den Urlaub oder bleiben im eigenen Lande, gehen frühmorgens in die Pilze, schmücken ihre Häuser und die Kirchen mit Herrnhuter Adventssternen, treffen sich zum Singen und Musizieren, feiern eher verhalten und tanzen dabei meistens Discofox.

Von den gängigen Klischees über die Sachsen regt mich am meisten auf…

… sie seien ein bisschen dumm, was sich insbesondere an ihrem sächsischen Dialekt zeige.

Mein Lieblingsort ist…

… der Johannisturm in Zittau.

Wie muss man sich das Leben im Turm vorstellen, was lieben Sie besonders daran?

Stetiger Wind und wechselhaftes Wetter, pulsierende Glockenschläge, entlegene Perspektiven auf Stadt und Land, dem Himmel ein Stück näher, beharrliches Trompetenspiel und begeisterungsfähige Besucher als tägliche Begleiter. Die Türmerei ist ein ungeplant in Erfüllung gegangener Kindheitstraum, bei dem ich ganz ich selbst sein kann. Wenn im Morgen- oder Abendrot die Vögel lauter singen als Autos umherfahren, und ich dabei in die stille Stadt mit ihren beleuchteten Fenstern oder rauchenden Schornsteinen schaue, empfinde ich inneren Frieden und das glückerfüllte Bedürfnis, allen Bewohnern persönlich zuzuflüstern: Ich schätze euch!

Wenn ich meine Landsleute in drei Worten charakterisieren müsste…

… hielte ich sie für gemütlich, ehrlich und treu.

Die größte Herausforderung, der sich Sachsen perspektivisch wird stellen müssen, ist meiner Meinung nach…

… das Misstrauen der Menschen in Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie ihre Angst vor Innovation und Veränderung zu überwinden. Der Blick hinter den eigenen Horizont zeigt, dass Menschen ohne materiellen Reichtum unvoreingenommener, toleranter, weltoffener und letztlich auch fröhlicher sein können.

Dieses Herzensprojekt würde ich in Sachsen gern voranbringen…

… mich für eine lebens- und liebenswerte Oberlausitz einzusetzen mit guten nachbarschaftlichen Beziehungen zu den Menschen vor Ort sowie nach Tschechien und Polen, etwa durch das Wiederbeleben eines trinationalen (Jugend-)Chores und (Jugend-)Orchesters oder die Gründung einer trinationalen Bauhütte zur Förderung des Handwerks und der Denkmalpflege. Vor allem aber möchte ich anregen, regionale Traditionen zu pflegen wie die Äberlausitzer Sproache (Oberlausitzer Mundart), das Lichtngihn zur Foaasnachtszeit (Lichtengehen zur Faschingszeit) und das Battln zum Grinndurschtch (Betteln zum Gründonnerstag).