Konzentration, Kraft, Körperbeherrschung: Kim Feldmann
Kim Arlett Feldmann ist eine kleine Kämpferin – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Gerade einmal 14 Jahre alt, gebürtig aus Hochkirch zwischen Löbau und Bautzen, hat sie ein ziemlich ungewöhnliches Hobby: Brazilian Jiu-Jitsu (BJJ), eine Abwandlung der japanischen Kampfsportarten Judo und Jiu-Jitsu, bei der es vor allem um eines geht: Konzentration, Kraft und Körperbeherrschung. Kim hat diese Stärken, und sie hat es damit bis ins Bundeskader geschafft. Wir haben mit Kim gesprochen und dabei eine bemerkenswert reflektierte und zielbewusste junge Dame kennengelernt.
Kim, andere Mädchen in deinem Alter lackieren sich die Fingernägel und schauen sich
Youtube-Tutorials an, um neue Frisurentrends auszuprobieren. Du aber brennst für
Brazilian Jiu-Jitsu. Wie kam es dazu?
Durch meinen Bruder. Meine Eltern hatten ihn beim Jiu-Jiutsu-Verein PSV Kamenz angemeldet, ich habe ihn begleitet und dachte mir – warum nicht auch mal ausprobieren? Von Anfang an hat mir das Training richtig Spaß gemacht, auch wenn man oft an seine körperlichen Grenzen kommt. Meine Fingernägel lackiere ich mir aber übrigens trotzdem gern, allerdings muss ich immer darauf achten, dass sie sehr kurz sind.
Was findest Du an dieser Sportart so spannend?
Dass man bei jedem Training, bei jedem Kampf etwas dazulernt. Immer wieder muss man sich auf neue Gegner einstellen, ob Anfänger oder Fortgeschritten, ob Jung oder Alt. Für mich ist es eine Lebenseinstellung: Einen Kampf kann man nie verlieren. Selbst in der Niederlage gewinnt man, und wenn es an Erfahrung ist.
Kürzlich wurdest du in den Bundeskader aufgenommen, herzlichen Glückwunsch! Was bedeutet das für deine weitere sportliche Laufbahn?
Oh ja, darüber bin ich sehr glücklich und auch ein bisschen stolz. Bisher war ich im Landeskader und habe Sachsen vertreten. Aber Bundeskader ist schon eine andere Hausnummer. Nun repräsentiere ich Deutschland. Für mich bedeutet das, dass ich weiter hart trainieren und mich streng an den Trainingsplan des Bundestrainers halten werde. Und ich freue mich darauf, im März zur Europameisterschaft nach Zypern fliegen zu dürfen. Du trainierst bis zu 15 Stunden die Woche.
Wie lässt sich dieses Pensum mit der Schule vereinbaren?
Ich habe das große Glück, dass ich mich in der Schule gut konzentrieren kann und den Lernstoff schnell verinnerliche. Ich schiebe nichts auf die lange Bank, sondern schaue genau, wann ich die Aufgaben erledige. Und sicher helfen mir auch die Entspannungstechniken wie Yoga und Qigong, die zum Training dazugehören.
Was ist dein größter sportlicher Traum?
Mein allergrößter Traum ist es, es irgendwann mal bei einer Weltmeisterschaft unter die Top 10 zu schaffen. Und ich möchte andere Menschen für BJJ begeistern, damit der Sport noch mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Um diesen Traum wahr werden zu lassen, bist du im vergangenen Jahr sogar in eine kleine Wohnung in unmittelbarer Nachbarschaft deines Trainers gezogen und hast die Schule gewechselt – und das mit gerade einmal 14 Jahren. Wie ist es, auf eigenen Beinen zu stehen?
Die Entscheidung fiel mir schon schwer, aber es erschien die beste Lösung, um mir den Fahrtweg von über zwei Stunden hin und zurück zum Training zu ersparen. Vor allem meinem Trainer und seiner Familie bin ich sehr dankbar, dass sie mich unter die Fittiche genommen haben. Allerdings war das Experiment dann doch relativ schnell wieder vorbei, denn mir fehlten meine Familie und meine Freunde zu sehr. Jetzt wohne ich wieder zu Hause. Hier kann ich mich einfach besser auf meine sportlichen Ziele konzentrieren. Und auch meine alte Schule hat mich wieder aufgenommen. Nun pendele ich eben wieder.
Gibt es einen Lieblingsort, an den du dich gern zurückziehst und wo du Kraft tankst?
In dem christlichen Jugendtreff meiner Gemeinde. Dort kann ich gut mit Freunden chillen oder einfach mit der Band zusammen singen. Im Winter sitze ich gern mit einem Buch am Kamin und im Sommer in der Hängematte in unserem Garten.
Was sind deine nächsten sportlichen Ziele?
Auf alle Fälle möchte ich mich im Bundeskader bewähren. Und ich möchte gern an vielen Wettbewerben teilnehmen, um weiter zu wachsen. Auf nationaler Ebene, zum Beispiel bei
den Qualifikationen zur Deutschen Schülermeisterschaft, aber auch auf internationalem Niveau bei der Jugendeuropameisterschaft in Zypern. Darauf freue ich mich riesig! Und wenn mich bei meiner sportlichen Laufbahn jemand unterstützen möchte, in welcher Form auch immer, würde ich mich noch mehr freuen.
Foto: Elsabraun Photo