Grund zu feiern: 60 Jahre Sächsisches Landesgymnasium „Carl Maria von Weber“
Ein Leben für die Musik – so könnte die Lebensmaxime von Ekaterina Sapega-Klein lauten. Seit November 2016 ist die Pianistin und Pädagogin, die aus Russland stammt und Klavier, Musikpädagogik und Kammermusik studiert hat, Künstlerische Direktorin am Sächsischen
Landesgymnasium für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden. Regelmäßig arbeitet sie zudem mit der Sächsischen Staatsoper zusammen, wenn es um das Einstudieren russischen Opernrepertoires geht. Darüber hinaus ist sie gefragtes Jurymitglied bei internationalen Musikwettbewerben und engagiert sich im „Netzwerk musikalische Nachwuchsförderung“, das sich für eine nachhaltige und koordinierte Förderung musikalischer Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen in Sachsen einsetzt. Und in
Kürze kommt noch eine neue Aufgabe hinzu: die Organisation der Feierlichkeiten rund um das 60-jährige Jubiläum von Sachsens einzigem Musikgymnasium.
Frau Sapega-Klein, große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: 2025 feiert das Sächsische Landesgymnasium „Carl Maria von Weber“ seinen 60. Jahrestag. Die geplanten Feierlichkeiten erstrecken sich über das gesamte Schuljahr. Was sind die Höhepunkte?
Wir starten mit einer Festmatinee in der Semperoper am 21. September ins Jubiläumsschuljahr, die aktuelle und ehemalige Schülerinnen und Schüler in einem Orchesterkonzert zusammenbringt. Am Dirigentenpult steht Dmitri Jurowski, der seine musikalische Ausbildung in Dresden begann. Am 30. März gibt es dann ein großes Crossover-Konzert im Kulturpalast unter dem Titel „Weber meets Jazz“ unter der Leitung von Eckehard Stier. Ganz besonders freue ich mich aber auf unser Projekt „60 Jahre – 60 Orte“, bei dem unsere Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Formationen ausschwärmen und ihre Musik an ganz unterschiedliche Orte in Sachsen und darüber hinaus bringen.
Das Sächsische Landesgymnasium für Musik fördert musikalisch besonders talentierte Kinder und Jugendliche, um sie optimal auf eine spätere musikalische Laufbahn vorzubereiten. Sind Sie stolz, an einer solch renommierten Einrichtung zu unterrichten?
Stolz nicht unbedingt, eher voller Freude. Zugleich spüre ich aber auch eine große Verantwortung gegenüber den jungen Menschen, für die es eine sehr wichtige und prägende Zeit ihres Lebens ist.
Sie haben in den vergangenen Jahren Viele Musikerpersönlichkeiten haben Sie in den
vergangenen Jahren begleitet und geformt. Nicht wenigen ist der Sprung in namhafte
Orchester gelungen. Treibt Sie das an? Was inspiriert Sie bei Ihrer Arbeit?
Die Energie, die beim Musizieren mit jungen, begabten Menschen entsteht, empfinde ich als
sehr beglückend – und zwar unabhängig davon, ob es im Unterricht passiert oder auf der
großen Bühne. Das ist viel wichtiger, als das konkrete Ergebnis wie beispielsweise eine erfolgreich bestandene Aufnahmeprüfung an einer renommierten Musikhochschule.
Sie sind 2007 nach Dresden gekommen, nach Stationen in Oldenburg und Hannover. Ihre Wurzeln haben Sie in Russland. Mit welcher Erwartungshaltung – an das Land und an die Menschen selbst - sind Sie nach Sachsen gekommen? Welche Vorurteile hatten Sie womöglich auch?
Der Umzug nach Dresden war damals eine Entscheidung für die Familie. Ich wusste natürlich, dass mich in dieser Stadt sehr viel Kultur und Geschichte erwartet, hatte aber keine konkreten Vorstellungen oder Erwartungen an die Stadt, da ich sie nicht so gut kannte. Auch an irgendwelche Vorurteile kann ich mich nicht erinnern – außer vielleicht der oft belächelte sächsische Dialekt.
Sachsen hat, wie Russland auch, eine große musikalische Tradition. Spüren Sie dieses große Erbe auch in Ihrer Arbeit mit dem musikalischen Nachwuchs?
Eindeutig ja. Und zwar sowohl als Bereicherung, als auch als Herausforderung, die Grundlagen und Fertigkeiten so zu vermitteln, dass die jungen Musikerinnen und Musiker einerseits die große musikalische Vergangenheit kennen und sie ihrem Publikum nahebringen können und andererseits nicht unter dieser Last ersticken und der Tradition auch mal kritisch begegnen.
Abschließend noch ein paar persönliche Fragen: Sachsen ist Ihre Heimat geworden. Was war die schönste Begegnung, die Sie in Sachsen oder mit Sachsen hatten?
Oh, es gab sehr viele schöne Begegnungen – aber die schönste Begegnung war die mit meinem Mann, der auch ein Sachse ist. Durch ihn habe ich dieses Land schätzen und lieben gelernt.
Wie würden Sie die Menschen im Freistaat charakterisieren?
Gemütlich, kulturaffin, traditionsbewusst.
Was bedeutet für Sie „typisch sächsisch“?
Die besondere Sprachmelodie.
Welches ist ihr sächsisches Lieblingswort, so Sie eines haben, und welches Ihr Lieblingsgericht?
Mein Lieblingswort ist „laatschig“. Das benutzen wir oft in Bezug auf eine etwas ungenaue
musikalische Artikulation. Man weiß sofort, was damit gemeint ist, ohne spezielle
musikalische Fachbegriffe suchen zu müssen. Eben laatschig wie ein Pantoffel. Mein
Lieblingsessen ist der Stollen zur Weihnachtszeit, aber nur der von meiner Schwiegermutter.
Vielen Dank!
Foto: Kirsten Lassig