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Sachsen in Japan

Eine Brücke vom Erzgebirge nach Japan

„In Japan wird Holz traditionell sehr geschätzt.“ Interview mit Holzspielzeugmacherin Maho Ito

Nussknacker, Räuchermännchen, Pyramiden, Schwibbögen und Holzspielzeuge aller Art – das ist die Welt von Maho Ito. Die Holzspielzeugmacherin lebt heute in der japanischen Millionenstadt Saitama im Norden der Hauptstadt Tokio. Gelernt hat die 48-Jährige ihr Handwerk vor gut 25 Jahren in der Werkstatt von Wolfgang Werner im erzgebirgischen Seiffen. Warum es die heute zweifache Mutter nach Sachsen verschlug, was sie aus ihrer Zeit hier mitgenommen hat und wie es ihr heute geht, darüber haben wir mit Maho Ito gesprochen.

Frau Ito, ihre berufliche Laufbahn begann ungewöhnlich: Vom fernen Japan sind Sie ins beschauliche Seiffen gekommen und in die Lehre zur Holzspielzeugmacherin gegangen. Wie kam es dazu?

Die deutsche Handwerkstradition hat mich immer schon fasziniert, besonders das Erzgebirge mit seiner Geschichte und seinen Spielzeugen. Dort eine Ausbildung zu machen, habe ich als große Chance gesehen – sowohl fachlich, als auch persönlich. Aber natürlich war es eine große kulturelle Umstellung.

Hatten Sie immer schon eine Leidenschaft für Holz?

Auf jeden Fall. Holz hat mich schon früh begeistert. Ich mag den Geruch, die Wärme und die Vielseitigkeit des Materials. In Japan wird Holz traditionell sehr geschätzt, das hat mich geprägt.

Da war eine Ausbildung zum Holzspielzeugmacher ja quasi der nächste logische Schritt…?

Das stimmt. Ich bin bei „Werner Spielzeug“ in die Lehre gegangen. In der kleinen Werkstatt von Wolfgang Werner konnte ich alle Arbeitsschritte sorgfältig und im Detail kennenlernen. Nach meiner Ausbildung hatte ich großes Glück und konnte 2016 bei Wendt & Kühn einsteigen.

Ist es Ihnen schwergefallen, in Sachsen heimisch zu werden?

Am Anfang war die Sprache eine Herausforderung, aber die Menschen im Erzgebirge waren sehr herzlich und hilfsbereit. So konnte ich mich relativ schnell einleben.

Was war Ihre schönste Begegnung mit Sachsen, an die Sie gern zurückdenken?

Besonders gern erinnere ich mich an Weihnachtszeit im Erzgebirge. Die gemütlichen Lichter und geschmückten Fenster und Stuben… Das sind unvergessliche Momente voller Herzlichkeit.

Warum sind Sie eigentlich nicht in Sachsen geblieben?

Meine Familie lebt in Japan, und mir war wichtig, wieder in ihre Nähe zurückzukehren. Außerdem wollte ich das Gelernte mit nach Hause nehmen und dort weiterarbeiten. Gewissermaßen ging es mir darum, eine Brücke zwischen dem Erzgebirge und Japan bauen.

Was machen Sie heute?

Oh, ich habe mir einen Traum verwirklicht. Ich habe ein eigenes Geschäft („Maholz“) mit Erzgebirgischer Volkskunst eröffnet und habe zugleich eine eigene Werkstatt, in der ich meine eigenen Stücke gestalte. In der Werkstatt stehen fünf Drechselbänke. Meine Drechselkurse sind sehr gefragt.

Abschließend die Frage: Welches ist Ihr sächsisches Lieblingswort?

„Glück auf!“ 😊

Herzlichen Dank für das Gespräch!