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Museum der Woche

Priesterhaus Torgau

Es gilt neben Schloss Hartenfels als eines der bedeutendsten Wahrzeichen des Reformationszeitalters in und um Torgau: das Priesterhaus Torgau. Hier lebten und wirkten Johann Walter, der als „Ur-Kantor“ der evangelischen Kirche gilt und zahlreiche deutsche Liedtexte des großen Reformators Martin Luther vertonte, sowie der Theologe und Gelehrte Georg Spalatin, der Mann hinter Luther und „Steuermann der Reformation“. Spalatin machte sich als Geheimsekretär, geistlicher Berater und Hofprediger am kurfürstlichen Hof unter Kurfürst Friedrich III. (der Weise) von Sachsen einen Namen. Ohne seine vermittelnde Rolle wäre das Zusammenspiel von Martin Luther und Kurfürst Friedrich III. von Sachsen am Ausgangspunkt der Reformation undenkbar gewesen. Seinem diplomatischen Geschick war es zu verdanken, dass der Kurfürst Martin Luther auf der Wartburg Schutz gewährte, und letzterer sich in den zehn Monaten seines Aufenthalts auf der Burg ungestört der Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche widmen konnte.

Casting für die Kantorei

Die aktuelle Ausstellung „Klang & Glaube“ im Priesterhaus Torgau greift dieses Thema auf, beleuchtet aber auch das Zusammenspiel von Reformation und Musik im 15. Jahrhundert. 1493/94 erbaut, ist das spätgotische Fachwerkhaus das einzige von einst 15 in Torgau noch erhaltenen Priesterhäusern und ein wahres architektonisches Kleinod, das den frühen Anfängen der evangelischen Kirchenmusik die perfekte Bühne bietet. Untrennbar mit ihrer Entwicklung verbunden: Johann Walter. Er gründete die erste Kantorei überhaupt; ihre Strukturen leben in den evangelischen Kantoreien bis heute weiter. Walters Leben und Wirken als Komponist, Musiker und Gelehrter wird in den aufwendig restaurierten Räumen des Hauses authentisch präsentiert. So können die Besucher unter anderem an einer interaktiven Station vorsingen, danach wird entschieden, ob ihre stimmlichen Qualitäten zu jener Zeit genügt hätten, um einer Kantorei beizutreten. Casting für die Kantorei, sozusagen. Zudem lassen Hörstationen, Tablets, großflächige Wimmelbilder zum Zeitalter der Reformation sowie ein interaktiver Museumspfad für Kinder Leben und Werk Johann Walters lebendig werden. Und wer genau hinschaut, kann im Priesterhaus noch viele weitere stumme Zeugen der Reformation entdecken. Winzige, im Haus verstreute Malereien und Bibelsprüche auf dem Fachwerk beispielsweise. Lohnenswert auch der Ausblick über die Dächer der malerischen Torgauer Altstadt am Ende des Ausstellungsbesuches wenn man den aufwändig rekonstruierten historischen Dachstuhl erklommen hat. 

Weiterführende Links:

https://www.sachsens-museen-entdecken.de/museum/1138-priesterhaus

https://www.museum-torgau.de/index.php/museumspfad/priesterhaus

Bilder: Priesterhaus Torgau