Inhalt überspringen
Leben & Arbeiten

Auf eine Klaviatur mit… Tiffany

Dresden Elbland
© Sid Baker

Die Pianistin Tiffany Poon ist eines dieser seltenen (musikalischen) Ausnahmetalente, von der jede Generation wohl nur eines hervorbringt. Die 26-jährige, in Hong-Kong geborene, klassische Pianistin und Vloggerin vereint eine mehr als 321.000 starke Youtube-Fangemeinde hinter sich – kaum eine andere Musikerin ihrer Generation hat so viele Follower. Sie selbst sieht sich indes weniger als Influencerin, denn als Musikerin, und als solche hat sie im Laufe ihrer Karriere neue Maßstäbe gesetzt. Doch der Reihe nach. Alles begann 2004, als sie mit gerade mal acht Jahren nach New York kam, nachdem sie dort am Pre-College-Programm der renommierten Juilliard School angenommen worden war. Zehn Jahre später, 2014, wurde sie zum National YoungArts Winner in den USA ernannt und räumt seitdem viele namhafte Preise ab, darunter beim Internationalen Frederick-Chopin-Wettbewerb in Moskau. Mittlerweile ist Tiffany mit Orchestern in den USA, Kanada, Europa, Australien und China aufgetreten und macht nun auch in Deutschland Station - beim Moritzburg Festival. Wir haben die Ausnamepianistin im Vorfeld ihres Gastspiels in Moritzburg getroffen.

Tiffany, wie kam es zur Zusammenarbeit mit Jan Vogler und dem Moritzburg Festival?
Wir haben uns im Dezember 2018 über seinen Manager in einem Café in New York kennengelernt. Ich war ganz schön nervös damals, aber am Ende haben wir zwei Stunden lang über Musik, Goethe, Filme, Literatur und Philosophie geredet. Jan ist ein inspirierender Musiker mit Unternehmergeist, der immer wieder neue Projekte in der Musik anschiebt und vor allem die junge Generation zu unterstützen. 2019 hat er mich dann das erste Mal nach Moritzburg eingeladen, und es war eine tolle Erfahrung, Kammermusik mit professionellen Musikern zu spielen. Mittlerweile bin ich zum dritten Mal dabei, und ich freue mich wahnsinnig darauf.

Bist Du schon einmal in Deutschland oder gar in Sachsen gewesen?
Mein Umfeld macht schon Witze darüber, dass ich New York nur verlasse, um in Deutschland aufzutreten. Nun ja, in acht von zehn Fällen stimmt das sogar. Diesmal ist es mein zehnter Besuch in Sachsen. Das letzte Mal war ich im vergangenen Juni hier, um bei den Dresdner Musikfestspielen im Großen Garten ein reines Schumann-Rezital zu geben. Daneben bin ich auch schon beim Schumann-Festival in Zwickau und Plauen aufgetreten, habe die Schumann-Museen in Zwickau und Leipzig besucht. Schumann reizt mich sehr.

Was verbindest Du mit Deutschland?
Goethe, Schiller, Schlegel, Schumann, Bach, Beethoven, E.T.A. Hoffmann, Novalis, Kant, Hegel, Nietzsche, Adorno, Walter Benjamin ... und der Blick aus dem Fenster wenn ich mit der Deutschen Bahn reise.

Welches Publikum erwartest Du hier anzutreffen?
Ein sehr musikliebendes und freundlich gesinntes, hoffe ich.

Mit Sachen sind große Namen der Musikgeschichte untrennbar. So waren Dresden und Leipzig die Wirkungsstätten so bedeutender Komponisten wie Schütz, Bach, Weber, Schumann, Mendelssohn Bartholdy und Wagner. Wie bekannt ist diese große musikalische Tradition Sachsens Deiner Meinung nach?
Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass sie außerhalb Sachsens nicht so bekannt sind, daher hoffe ich, dass ich möglichst viele Menschen mit meinen Konzerten für ihre Musik begeistern kann.

Du bist eine extrem erfolgreiche Youtuberin, Dein Kanal hat mehr als 321.000 Follower. Wie erklärst Du Dir diese Faszination für die klassische Musik gerade bei der jüngeren Generation?
Schumann und Mendelssohn waren natürlich geniale Komponisten. Was aber kaum jemand weiß: Sie haben sich beide extrem in der Nachwuchsförderung engagiert, viele Initiativen zur Förderung der klassischen Musik ins Leben gerufen. Mendelssohns hat Bachs Musik buchstäblich wieder zum Leben erweckt, hat ein Musikkonservatorium gegründet. Schumann rief die Davidsbündler-Gesellschaft ins Leben und seine „Neue Zeitschrift für Musik“, tat viel für neue Musikrichtungen wie die von Chopin und Berlioz. Natürlich würde ich mich nie mit Schumann oder Mendelssohn vergleichen, aber ich bin wie sie der Meinung, dass ein klassischer Musiker mehr tun kann, als nur mit Noten auf dem Papier zu spielen. Wenn man etwas mit Leidenschaft betreibt, sei es klassische Musik, ein soziales Anliegen oder auch eine neue Technologie, geht es immer auch darum, die Menschen dafür zu begeistern, sie mit zu ziehen – das versuche ich mit meiner Musik immer wieder aufs Neue, und das erklärt vielleicht auch meinen Erfolg auf den Social Media-Kanälen.

Trotz Deiner jungen Jahre hast Du bereits auf vielen Konzertbühnen dieser Welt gestanden. Nun – im Rahmen des Moritzburg Festivals - beim Orchesterkonzert „Moritzburg für alle“ am 19. August auf der Bühne des Dresdner Kulturpalastes. Bist du schon aufgeregt?
Na klar, vor allem auf den gemeinsamen Auftritt mit Louis Lortie, von dem ich nur Wunderbares gehört habe. Ich habe noch nie zuvor ein Konzert für zwei Klaviere gespielt, das wird unvergessliches Erlebnis.

Gibt es etwas, was Du während Deines Besuches ins Sachsen unbedingt unternehmen, besuchen, ausprobieren möchtest? Vielleicht auch eine besondere kulinarische Spezialität?
Oh ja! In der Natur wandern, Enten und Wildtiere finden, um sie über ihre Sichtweisen und Lebensphilosophien zu befragen. Sie haben interessante Antworten.