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Leben & Arbeiten

Schachprofi Saskia Pohle

Zwickau
Saskia war in ihren Altersklassen bereits Kreismeister, Bezirksmeister, Sachsenmeister & Deutscher Meister.

Saskia Pohle ist 14 Jahre und geht in die 9. Klasse des Käthe-Kollwitz-Gymnasium Zwickau. Ihre absolute Leidenschaft: Schach.

Und das ziemlich erfolgreich. Saskia war in ihren Altersklassen bereits Kreismeister, Bezirksmeister, Sachsenmeister & Deutscher Meister. Sie hat zudem Turniere im Ausland bestritten und nahm an der deutschen Frauenmeisterschaft 2021 teil. Bis Oktober 2020 spielte sie beim SV Muldental Wilkau-Haßlau, seit November 2020 ist sie Teil der Schachzwerge Magdeburg. Wir haben Saskia getroffen und gefragt, wie ein Leben als Nachwuchstalent im Schach aussieht, worauf es ankommt und was ihre Träume sind.

Saskia, wann hast du angefangen Schach zu spielen bzw. deine Leidenschaft dafür entdeckt?

Angefangen habe ich mit 5 Jahren in der Schule. Wir hatten als Unterrichtsfach einmal pro Woche eine Stunde Schach. Und mit etwa 6 Jahren kam ich dann in einen Verein, weil meine Lehrerin in der Schule der Meinung war, dass ich das gut kann und doch einmal schauen soll, was daraus werden kann. Dann habe ich dort die Zwickiade gewonnen, die Schachmeisterschaft in Zwickau. Das war quasi der Startschuss.

Saskia wie so oft am Schachbrett. Foto: Nancy Pohle

Wie oft bzw. wie viel trainierst du Schach?

Es nimmt schon einen Großteil meiner Zeit ein. In Schulzeiten etwa 3-4 Stunden pro Tag, immer nachmittags nach der Schule. Am Wochenende, wenn ich kein Turnier habe auch gerne mal etwas mehr.

Wie kann man sich ein Schachtraining vorstellen?

Man trainiert keine ganzen Partien, sondern einzelne Teile. Zum Beispiel Eröffnungen: hier muss man viel auswendig lernen, in welcher Situation die Figuren wohin gehören oder was man konkret wo machen muss. Außerdem erstellt man Pläne wie man in bestimmten Situationen spielen und reagieren kann und soll, um im besten Fall natürlich zu gewinnen. Ansonsten kann man natürlich auch Taktik trainieren. Also eher einzelne Situationen als immer wieder ganze Partien zu spielen.

Für Taktiktraining bekomme ich oft Übungen von meinem Trainer zugeschickt und habe eine Menge Bücher, in denen ganz viele solcher Aufgaben drin sind. Genauso gibt es auch Endspielbücher oder Eröffnungstheorien.

Welche Fähigkeiten werden denn beim Schachspielen besonders geschult?

Generell muss man sich unglaublich viel konzentrieren und eine gute Vorstellungskraft haben. Das ist vorteilhaft für Situationen in denen man zum Beispiel etwas einräumen muss, da kann man sich gut vorstellen wie es im Nachhinein aussehen soll. Wir sind neulich umgezogen, da hat mir diese Fähigkeit sehr geholfen. Meine Mutter war in manchen Sachen skeptisch, ob die Möbel passen, da konnte ich oft helfen und gut einschätzen welche Platzaufteilung aufgeht und welche nicht. Ich denke hier, wie auch beim Schach, viele Schritte voraus.

Du hast ja schon eine ganze Menge Titel eingeholt. Auf welchen Erfolg bist du besonders stolz?

Ich glaube besonders stolz bin ich auf meinen ersten deutschen Meistertitel 2017, weil ich für mich damit überhaupt nicht gerechnet hatte. Ich war zwar klar eine Favoritin auf den Titel aber hatte es überhaupt nicht im Gefühl, das Jahr davor belegte ich schließlich nur Platz 23 von 30 Teilnehmern. Ich bin ohne Erwartungen rangegangen und wollte es mir erst einmal anschauen und auf einmal habe ich tatsächlich gewonnen. Für mich war das einfach ein unglaublich schöner Moment.

Saskia war in ihren Altersklassen bereits Kreismeister, Bezirksmeister, Sachsenmeister & Deutscher Meister. Foto: Nancy Pohle

Was sind Deine Ziele für die nächsten Jahre?

Mein Traum ist es einmal den Titel „IM“ zu erhalten. „IM“ steht hier für „Internationaler Meister“ und ich möchte den der Männer bekommen. Es war schon immer mein Ziel dieses Niveau zu erreichen. Hier gibt es keine Altersbeschränkung. Um den „IM“ zu erhalten muss man beispielsweise bei Turnieren mitspielen, bei denen mindestens 4 andere „IM`s“ mitspielen und sich gegen diese durchsetzen.

Was machst du sonst noch so in deiner Freizeit, wenn du gerade mal kein Schach spielst?

Ich lese sehr gerne und spiele Keyboard. Ansonsten mach ich gar nicht viel Anderes, weil bei dem ganzen Schach gar nicht so viel Zeit bleibt. An den Wochenenden bin ich außerdem oft unterwegs bei Punktspielen. Aber wenn wir als Familie etwas Zeit für uns haben, dann nutzen wir die auch und fahren gern einmal irgendwo hin.

Einblick in die Turnierhalle. Foto: Nancy Pohle

Welche Fächer in der Schule sind deine Lieblingsfächer?

*lacht* Mathe, Physik, Chemie – die klassischen MINT-Fächer.

Was sind deine Pläne nach der Schule?

Ich möchte gern in die Teilchenphysik gehen. Dieser Bereich begeistert mich besonders. Ich würde wahrscheinlich erst einmal in Magdeburg Physik studieren. Für die Spezialisierung in der Teilchenphysik müsste ich dann wahrscheinlich ins Ausland, zum Beispiel nach Finnland.

Wie bekommst du Schule und Schach unter einen Hut?

Also mir fällt Schule generell sehr leicht. Ich muss wenig lernen und schreibe trotzdem recht gute Noten. Dank dieser guten Noten werde ich auch immer freigestellt. Deswegen mache ich mir keine Sorgen darüber. Ich habe auch kein Problem damit mir selber etwas beizubringen. Eigentlich kann ich das sogar sehr gut, von daher funktionieren Schach und Schule sehr gut nebeneinander.

Ich bin bald in der Oberstufe, wenn ich hier mehr Zeit für die Schule brauche, würde ich das Schachspielen etwas zurückschrauben, da mir mein Abschluss schon wichtiger ist.

Ich möchte lieber studieren und einen sicheren Beruf anstreben. Im besten Fall kann ich nebenbei immer noch irgendwo Schach spielen. Da werde ich wahrscheinlich nicht das Top Niveau erreichen, das ich schaffen könnte, wenn ich jetzt durchziehen würde, aber ich kann trotzdem eine gute Spielerin werden und meine Ziele erreichen.

Wie stehst du zu deiner Heimat Sachsen?

Auch wenn ich jetzt für Sachsen-Anhalt Schach spiele bin und bleibe ich eine Sächsin. Ich mag mein Bundesland genauso wie es ist. Vor allem die tolle Kultur in Dresden gefällt mir, das finde ich unglaublich toll. Auch auf meine Heimatstadt Zwickau bin ich stolz. Es ist einfach ein Teil von mir.

Am liebsten gehe ich in Dresden in den Zwinger, den finde ich unglaublich schön und beeindruckend mit dem Garten. Auch im Erzgebirge bin ich regelmäßig. Besonders die Weihnachtsdeko wie die Schwibbögen gefallen mir sehr.