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Leben & Arbeiten

Roman-Debüt soll verfilmt werden

Oberlausitz

Erfolgsautor Lukas Rietzschel sucht Hauptdarsteller für Romanverfilmung

Die Bewerber können ein kurzes Vorstellungsvideo an die extra dafür eingerichtete Nummer 0152 - 586 043 84 oder an casting@flare-film.com schicken. Ende Mai wird es ein großes Live-Casting geben.

„Mit der Faust in die Welt schlagen" war sein Roman-Debüt. Bundesweite Aufmerksamkeit folgte. 2018 war das. Nun soll der Roman des Autors und gebürtigen Kamenzers Lukas Rietzschel verfilmt werden. Dort, wo er spielt, in der Oberlausitz. Schon im August beginnen die Dreharbeiten. Wir haben mit Lukas Rietzschel und der Regisseurin Constanze Klaue über das Projekt gesprochen.

Erfolgsautor Lukas Rietzschel © Christine Frenzel

Herr Rietzschel, bohren Sie gern in den Wunden unserer Gesellschaft?

Lukas Rietzschel: Bohren hieße ja, die Wunden größer zu machen. Das ist nicht mein Ansatz, nein. Ich bin eher daran interessiert herauszufinden, wo die Wunden und Verletzungen liegen, was eigentlich passiert ist in all den Jahren der Nachwendezeit.

Ihr Roman „Mit der Faust in die Welt schlagen“ ist ein Bestseller. Mittlerweile wurde der Nachwenderoman am Dresdner Schauspielhaus inszeniert, nun soll er verfilmt werden. Wie wichtig ist Ihnen persönlich dieses Projekt?

Lukas Rietzschel: Sehr wichtig, weil der Roman nun eine weitere Facette seiner künstlerischen Bearbeitung erfährt. Roman, Theater, Film: Alle diese Medien arbeiten ganz unterschiedlich in ihrer Art und Weise, eine Geschichte zu erzählen. Es ist für mich irre spannend zu sehen, wie das die Story verändern und sogar erweitern kann. Ich weiß von Constanze Klaue, der Regisseurin, dass sie zum Beispiel jede Menge eigene, persönliche Erfahrungen in das Drehbuch hat einfließen lassen. Das bereichert die Geschichte, die ich mir einmal ausgedacht habe, ungemein.

Der Roman erzählt ein Familienschicksal, das eskaliert, weil weder Eltern, noch Großeltern, Lehrer und Freunde Antworten auf die drängenden Fragen der heranwachsenden Brüder Philipp und Tobias finden. Führt eine derartige Unfähigkeit zu kommunizieren in der Jugend, hier wie anderswo, notwendigerweise zur Radikalisierung? Macht man es sich damit nicht ein wenig einfach?

Lukas Rietzschel: Wenn das der einzige Grund für die Radikalisierung wäre, auf jeden Fall. Zum Glück sind die Erklärungsansätze vielschichtiger - ohne, dass ich sie jetzt einzeln interpretieren möchte. Klar ist aber, dass wir durch die Augen der beiden Brüder die Erwachsenen beobachten, die ihre Schwierigkeiten damit zu haben scheinen, in der neuen Welt, der neuen Gesellschaft, nach der Wiedervereinigung ihren Platz zu finden. Das färbt natürlich irgendwann auf die Kinder ab.

Wie viel Verständnis vom Roman, vom Gefühlskosmos der Heranwachsenden in der Region müssen die künftigen Hauptdarsteller mitbringen?

Lukas Rietzschel: Wenn es nach mir geht: gar keines. Wir werden ja keinen Test durchführen, um herauszufinden, wer das Buch gelesen und verstanden hat. Unsere Hauptdarsteller sollen ganz unbefangen an die Sache rangehen.

Frau Klaue, was reizt Sie persönlich an der Verfilmung des Romans?

Constanze Klaue: Ich bin zufällig auf das Buch gestoßen als ich kurz vor dem Dreh von Lychen92 stand, und ich wusste sofort, dass ich es verfilmen möchte, weil es für mich so was wie die logische Konsequenz dessen ist, was ich in Lychen92 begonnen habe zu erzählen. Lychen92 war nur ein kurzer Ausschnitt einer möglichen Lebensrealität im Osten der Nachwendezeit. Lukas jedoch spannt den Bogen viel weiter, erzählt, wie das letzte Glück einer Familie langsam schwindet, die Brüder heranreifen, und rechte Gewalt zu einer Möglichkeit wird. Das reizt mich sehr zu erzählen. Und zwar mit dem Fokus auf jene Kindheit und nicht auf die Reproduktion von Gewaltbildern, wie wir sie kennen.

Ganz persönlich fand ich es fast unheimlich, wie sich die Geschichten unserer Generation wiederholen. Der Hausbau, die Eltern, die Scheidung, die Perspektivlosigkeit und Tristesse, zum Teil ganze Details decken sich sehr mit meiner eigenen Biografie. Ich hatte und habe nicht das Gefühl, mir etwas Fremdes aneignen zu müssen, ganz im Gegenteil.

Constanze Klaue führt bei der Romanverfilmung Regie. © Constanze Klaue
Der Erfolgsroman "Mit der Faust in die Welt schlagen" soll verfilmt werden. © Christine Frenzl

Wie war die erste Begegnung mit Lukas Rietzschel, wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?

Constanze Klaue: Wir haben uns im ersten Lockdown zum Spazieren in Görlitz verabredet und uns auf Anhieb verstanden. Wir haben sehr ähnliche Vorstellungen, und ich habe ihn in alle Drehbuchprozesse miteingebunden. Mir war und ist seine Meinung wichtig, und ich schätze es sehr, dass er mir viel Freiheit und Vertrauen gibt.

Der Roman selbst ist geprägt von einer großen Wut und Perspektivlosigkeit. Wie wollen Sie es schaffen, diese Botschaft, diese vermeintlich dominierende Grundhaltung einer ganzen Generation, ein Stückweit aufzuweichen und sie am Ende gar mit einer gewissen

Constanze Klaue: Zuerst einmal nehme ich mir gar nicht vor, eine ganze Generation zu erklären, sondern EINE Geschichte, die für sich ganz allein stehen kann und nicht eine Schablone für alle anderen ist. Dann ist die Perspektive ganz entscheidend. Ich erzähle aus der von Kindern, die zum Teil viel unreflektierter sind, das Leid anders wahrnehmen, einen anderen Fokus als Erwachsene setzen. Und zum Glück schleicht sich bei mir immer Humor ein. Er ist der beste Weg, um ernste Themen anzusprechen, ohne belehrend zu wirken. Und ja, ich habe tatsächlich ein anderes Ende als im Roman geschrieben bzw. dem noch etwas hinzugefügt. Ich ende mit einer positiven Szene, mehr will ich aber noch nicht verraten. Die Hoffnung war mir aber sehr wichtig!

Noch ein paar Eckdaten zu den Dreharbeiten für alle, die sich gern bewerben wollen: Wann wird wo genau gedreht? Wie alt sollten die Bewerber sein? Sollten sie über Schauspielerfahrung verfügen? Was ist Ihnen sonst noch wichtig?

Constanze Klaue: Wir planen aktuell einen Drehzeitzeitraum von etwa 8 Wochen zwischen August und Oktober. Wir drehen einen kleinen Teil in Brandenburg/Randberlin und den Hauptteil in der Lausitz an verschiedenen Orten. Wir suchen vor allem gerade die Hauptrolle von Tobi, ein Junge um die 9-10, maximal 11 Jahre. Und wir suchen für die zweite Hauptrolle Philipp einen Jungen zwischen 12 und 13 Jahren. Schauspielerfahrung ist nicht notwendig. Tobi ist eher ein stiller Beobachter, introvertierter und Philipp ein Junge, der sich in der Gruppe wohler fühlt als allein. Die Kinder dürfen das gerne mitbringen, man muss nicht extrovertiert sein, um gut spielen zu können. Die Bewerber können ein kurzes Vorstellungsvideo an die extra dafür eingerichtete Nummer 0152 - 586 043 84 oder an casting@flare-film.com schicken. Ende Mai wird es ein großes Live-Casting geben.