Daniel Remler war in der ganzen Welt zu Hause. Heute ist er wieder ganz in seiner Heimatstadt Leipzig verwurzelt - und findet ihre Aushängeschilder, die "Stadtgesichter". "Ich bin in Leipzig aufgewachsen und ging nach dem Studium in Mittweida zuerst nach Schottland und England, anschließend nach Australien." Dort lebte er in Melbourne und spezialisierte sich auf Filmproduktion, Bildgestaltung und Grafikdesign. In der “world's most livable city” - also der lebenswertesten Stadt der Welt - gefiel es ihm so gut, dass er gleich vier Jahre blieb und seine Fähigkeiten in einer Produktionsfirma ausbauen konnte.
Zurück in der Heimat startet Daniel ein bemerkenswertes Projekt: Er porträtiert die Gesichter seiner Heimatstadt und stellt die Geschichten hinter den Menschen vor. Mit seiner Reihe "Stadtgesichter" zeichnet er sehr persönliche Bilder von den Köpfen der Messemetropole.
Du zeichnest ganz besondere Bilder von den Menschen der Stadt. Wie kam es zur Idee und wer sind die Personen hinter den "Stadtgesichtern"?
Die "Stadtgesichter" sind sehr persönliche Porträts von Menschen mit einer interessanten Geschichte, einem spannenden Projekt oder einer tollen Idee. Man begegnet ihnen vielleicht täglich, kennt sie aber gar nicht. Oder Menschen mit ungewöhnlichen Berufen, Fähigkeiten oder Projekten, von denen man noch nie was gehört hat, die es aber verdienen, vorgestellt zu werden. Die Idee entsprang vor allem meiner Neugier. Häufig treffe ich während meiner Produktionen auf Menschen, die mich faszinieren. Der Kontakt entsteht dann meist nur im beruflichen Kontext - ihre Geschichte bleibt aber unerzählt. Also lasse ich sie zu Wort kommen, in Bild und Ton.
Die Protagonisten der Serie kommen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen. Was verbindet die "Stadtgesichter"?
"Stadtgesichter" sind keine Prominenten im klassischen Sinne. Es sind Menschen, die für eine Sache brennen. Sie können laut sein oder leise, aber sie müssen ihre Sache authentisch vertreten und andere dafür begeistern können. Für mich sind die spannendsten Menschen jene, mit denen man sonst weniger Berührungspunkte hat, weil ihre Arbeit im Verborgenen stattfindet. Wenn sie mit ihrer Art und ihrer Arbeit mein Interesse wecken, dann sind sie dabei!
Du durftest verschiedene Menschen poträtieren. Welche war die spannendeste Persönlichkeit?
Alle waren auf ihre Art sehr interessant. Tina zum Beispiel, die ihren lukrativen Angestelltenjob hinschmiss, um ihren Traum des eigenen Cafés zu verwirklichen. Oder Jakob von der Plagwitzer Brauerei, der mich mit seiner positiven Einstellung und seinem Ideenreichtum begeisterte. Und ganz besonders Bernd, der in seinen 50 Jahren Erfahrung als Schausteller das Leben der Stadt geprägt hat. Fast jeder Leipziger kennt das kultige Nostalgie-Riesenrad auf dem Weihnachtsmarkt, aber kaum jemand kennt die Geschichte des Menschen dahinter. Der Film über ihn ist auch ein Porträt seines gesamten Lebenswerks.
Wie geht es mit dem Projekt weiter, welche Menschen möchtest du zukünftig porträtieren?
Die Serie ist ja normalerweise nicht für berühmte Persönlichkeiten angedacht. Allerdings könnte ich mir schon vorstellen, ein bekanntes Gesicht vor die Kamera zu holen, um den Menschen hinter der prominenten Fassade sichtbar zu machen. In den kommenden Wochen und Monaten möchte ich weitere Folgen der Serie abdrehen, damit mehr Menschen die noch unentdeckten Leipziger "Stadtgesichter" kennenlernen können.
(Titelbild: Maja Frank).