Inhalt überspringen
Dialekt

»Sächsisch für Anfänger« mit Thomas Nicolai

Sächsisch sprechen und verstehen ist das eine. Sächsisch schreiben und lesen schon etwas ganz Anderes.

Denn generell ist es oft schwierig sprachliche Laute korrekt und eindeutig in Buchstaben zu überführen. Zumal es mit den vielen lokalen Ausprägungen, die so ein Dialekt nun einmal mit sich bringt, oft schwer ist Konsonanten und Vokale zu interpretieren.

Der Leipziger Kabarettist Thomas Nicolai aber hat mit seinem Kompendium „Sächsisch für Anfänger“ einen bravourösen Versuch unternommen das Sächsische phonetisch zu transkribieren und ins Hochdeutsche- bzw. Standarddeutsche zu überführen. Das mehrfach aufgelegte Buch ist nach wie vor ein beliebtes Mitbringsel und Geschenk für Sachsen und Nicht-Sachsen. Einige Auszüge aus dem von Verlag PONS Langenscheidt herausgegebenen daraus haben wir hier zusammengetragen. Ob Thomas Nicolais Versuch gelungen ist, können Sie selbst einmal testen und die Worte und Erklärungen ganz laut vorlesen. Setzen Sie sich und entspannen Sie Ihre Bauchmuskeln. Los geht’s!

A wie Äschah!

Addsche Abgeleitet vom französischen „Adieu“ hat der pfiffige Sachse seine bodenständige und leichter auszusprechende Variante gefunden. Der Sachse verabschiedet sich gern von guten Freunden mit: „Machs Addsche!“ Affnhals Steht für einen ziemlich unangenehmen Mitmenschen. Wie man irgendwann auf den Vergleich mit den Affenhälsen gekommen ist, darüber streiten sich die Wissenschaftler bis heute.

Ähborn Oder auch „de Gardoffln“. Ja, der Sachse ist ein ausgesprochener Kartoffelesser, und er mag sie in jeglicher Form, von der Pell- bis zur Bratkartoffel.

andadschn Anfassen, berühren, streicheln, das gehört zu den Leidenschaften des ausgesprochen haptisch veranlagten Sachsen. Ob Kleidung, Essen, Blumen – es muss „angedadschd“ werden. Wenn der Sachse jedoch eine Frau „andadschd“, dann fragt er natürlich vorher um Erlaubnis, denn er weiß, was sich gehört und außerdem will er ja „keene voll offs Fressbrett“. Vielleicht wegen seiner vielseitigen Verwendbarkeit das beliebteste sächsische Wort 2017. 

anhibbschn Wer zu einer Party geht, macht sich „hibbsch“. Obwohl in Sachsen die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen, kann es nicht schaden, ein wenig nachzuhelfen. Gut „angehibbschd“ ist halb gewonnen. 

anneforsisch An und für sich nimmt sich der Sachse gerne Zeit für die schönen Dinge des Lebens. Nur muss die ja irgendwoher kommen und so werden Füllwörter gerne flott ausgesprochen, um sich nicht unnötig lange aufzuhalten. Und das ist „anneforsisch“ völlig okay. 

anscheuseln Verkleiden, ankleiden. Dieser Begriff hat einen bösartigen Unterton. Denn Verkleiden hat nichts mit „anhibbschn“ zu tun, sondern ist Vortäuschen falscher Tatsachen. Wer wacht schon gern am nächsten Morgen neben einer Mogelpackung auf? 

Asch, dor Der „Asch“ bezeichnet eine große Schüssel, ideal für Teig, Hackfleisch und Salat oder auch um die Kinder zu baden. „De Asche“ wiederum kann sowohl der Rückstand verbrannten Materials sein als auch ein Slangwort für die Nationale Volksarmee. Warum das Militär in der DDR so genannt wurde, ist allerdings unklar. Klar ist hingegen, dass „de Asch“ und „de Asche“ rein gar nichts miteinander zu tun haben. Verblüffend. 

Äschah! Ach wo! Sprachwissenschaftler halten dieses Wort für eines der ältesten und daher ursächsischen Wörter, bezeichnen es gar als völlig einzigartig, da es sich in keiner anderen deutschen Mundart wiederfindet. 

Asche, de Meint das Militär oder auch die ehemalige DDR-Armee NVA. Da hört man schon an der Bezeichnung, wie beliebt der Dienst an der Waffe war. Möglich ist auch „de Fahne“. Manchmal steht es auch als Synonym für Geld: „Gomm, Aldor, reisch de Asche riebor!“ 

ausglamiesorn Erinnern Sie sich noch an MacGyver? Der mit einem Stück Draht, einer Kugelschreiberfeder und einem Faden die Welt retten konnte? Ich wette, MacGyver war im Herzen und im Hirn Sachse, denn wenn es darum geht, irgendwie eine Lösung zu finden, dann ist der Sachse ganz weit vorne. „Gäht ni’ – gibt’s ni’“ lautet die Devise. Denn der Sachse kennt keine Probleme, sondern nur Lösungen, von kreativ bis verrückt. 

B wie bäbbln

bäbbln Zum „Bäbbln“ braucht man „än babbschn“ Fußball, also einen, dem schon ein bisschen die Luft ausgegangen ist. Notfalls gehen natürlich auch Steine, Flaschen oder leere Konservendosen, mit denen man genauso herrlich locker und fern jeden Ehrgeizes ein wenig „rumbäbbln“ kann. 

Babborschmadz, dor Leicht abfällige, lautmalerische Bezeichnung für breiige oder pürierte Nahrungsmittel, die Babies, Studenten, Frauen, Pantomimen, Gesundheitsfanatiker und Veganer gern zu sich nehmen. Wer dazu weiß, dass so mancher „Babborschmadz“ ebenso lecker wie gesund ist, der lässt seine Vorurteile hinter sich und probiert einfach mal.

Bäbe Eine „Bäbe“ ist kein Begriff aus der Musikerszene wie ihn vielleicht ein sächsischer Soulsänger für seine große Liebe benutzt. Nein, eine „Bäbe“ gehört zur Gruppe der Backwaren. Der gute alte Rührkuchen ist auch in der sächsischen Küche zu finden. Warum er so heißt, konnte mir aber auch keiner sagen.

bäbln Der Sachse „bäbld“ gerne rum. Er ist leidenschaftlicher Hobby-Bastler, der in seiner Freizeit schraubt, feilt, sägt, leimt. Er fummelt eben allzu gern, der alte „Bäblor“. Und am Ende kommt fast immer was Schönes dabei heraus.

Babuhschn Das sind die guten alten Hausschuhe. Zwar nicht besonders schick, aber dafür bequem und schön warm. Und mal ehrlich: Was nützen die schicksten Strümpfe, wenn man an „de Gnäbberz’schen“ friert?  

Baddsch, dor
Es ist nicht ratsam, in Steckdosen zu fassen. Denn sonst kriegt man „än Baddsch“! Allerdings kann man auch einen solchen bekommen, wenn man in eine etwas zu engagierte Streiterei gerät und sich plötzlich eine Ohrfeige fängt. Nicht immer braucht es Strom, um „eene gebaddscht“ zu bekommen.  

Bädse
Wer kann schon eine Petze leiden? Niemand. Selbst der so nachsichtige Sachse findet die „Bädse“ doof. Und das will schon was heißen. Deswegen: „Bädsn“ ist nicht!  

barbs’sch
„Barbs’sch“ ist die ebenso legere wie elegante Abkürzung für barfuß. Das ist gesund und unkonventionell, man kann darunter aber auch intime Kuscheligkeit und Geborgenheit verstehen. Also – befreit eure Füße!

Beffschdegg Das angelsächsische Beefsteak führt den Sachsen sprachlich an seine Grenzen. Deshalb spricht er es so aus, wie es ihm seine Mundart erlaubt. Nicht schön, aber trotzdem weiß jeder mehr oder weniger, was damit gemeint ist. Zumindest in Sachsen.

behummsen Das bedeutet: betrügen. „Der will mich behummsen!“, sagt man über Rechtsanwälte, Vertreter sowie andere zwielichtige Existenzen und „Forbreschor“. Da der Sachse ein grundehrlicher Zeitgenosse ist, macht man sich beim Behummsen schnell unbeliebt.

Bemme Stulle, Schnitte oder belegtes Brot. Mal ehrlich: „Bemme“ klingt doch am sinnlichsten. 

Bibbus, dor Wenn der Sachse einen „Bibbus“ verlangt, dann geht es weder um Hobbits noch um eine spezielle Medizin oder irgendwas zu essen. Ein „Bibbus“ ist ein kleines Teil, wie ein Schräubchen oder auch ein kleiner Stift. 

biedschn Oder auch „schlabborn“, bezeichnet das genussvolle Trinken von „ä Scheelchn Heeßn“. Irgendwie macht es da der Sachse fast ein wenig wie der Asiate, der ja auch lautstark die Nahrungsaufnahme seinen Mitmenschen zur Kenntnis bringt. Allerdings geht der Sachse längst nicht so weit über unsere akustische Toleranzschwelle hinaus.

Bieweh Es gibt Worte, da scheitert der Sachse schlichtweg in Sachen Aussprache. Verfolgt von der Häme der nichtsächsischen Welt, versucht er immer wieder fein und ordentlich zu sprechen. Und so wird aus dem französischen Buffet oder Büfett der akustische Unfall „Bieweh“. Was dann doch auch wieder Charme hat, oder?  

Biggse
Ein Behältnis, eine Büchse eben.

Blaadsch, dor Ein „Blaadsch“ bezeichnet den, der anderswo Lulatsch genannt wird – einen langen Menschen. Das Wort klingt schon lang und kann vom Sprecher noch um das eine oder andere a gestreckt werden, je nach Körpergröße des Bezeichneten. Perfiderweise kann „Blaadsch“ jedoch auch als Synonym für Tollpatsch stehen und schon ist man nicht groß, sondern nur „ä Dussldier“, „Gnusborgobb“, „Hirni“, „Laggaffe“ oder „Glabbsor“. Vollkommen unabhängig von der Körperlänge.  

Bläddbredd Alte sächsische Bezeichnung für das Bügelbrett.  

blähgn Schreien oder plärren; wird meist den Kindern angedichtet, die bei der kleinsten Unstimmigkeit laute Töne des Missfallens von sich geben. Aber genauso schnell wie der Kummer kommt, geht er wieder. Natürlich können auch Frauen ziemlich heftig „blähgn“, nur bleibt der Kummer da wesentlich länger. Kann man wohl nicht ändern.

Blämbe Oder auch „Briehe“, bezeichnet eine kaum genießbare Suppe oder ein Getränk, die entweder sehr dünn oder einfach nur scheußlich sind.

Blaudse, de „De Blaudse“ ist eigentlich der Bauch. „Da habbsch mior de Blaudse vollgehaun!“ heißt so viel wie „Ich habe sehr viel gegessen!“ Blaudse steht auch für die Brust: „Isch habbs heide off dor Blaudse!“ Allerdings sagt der Sachse nicht „Blaudsn“ zum Husten, sondern „Bällen“: „Na saache ma. De bällsd abor heide gands scheen!“

Blebbs Abkürzung, abgeleitet von Plebejer. Damit spricht man abfällig vom ganz einfachen Volk sowohl in Aussehen als auch Benehmen. Aber Vorsicht: Während Sie andere Leute als „Blebbs“ bezeichnen, machen wieder andere das Gleiche mit Ihnen. Man ist eben schneller „Blebbs“ als man denkt. Liegt wohl im Auge des Betrachters.

Bliehmchengaffee Dieser Kaffee ist so dünn, dass man sogar das Blümchenmuster auf dem Grund der Tasse sehen kann. Das Blümchenmuster übrigens stammt aus der berühmten Meißener Porzellan-Manufaktur, wo dieses hübsche Muster den Tassengrund zierte.

blimmerand Hypochonder gibt es nicht in Sachsen. Hier wird gearbeitet und nicht gejammert. Dennoch kann auch dieser starke Charakter ab und zu über Unwohlsein klagen. Dann sagt er: „Heide isses mior ärchendewie schon dn gands Dahch so blimmerand dsemuhde!“ oder auch „Mior isses heide gor nisch hibbsch!“ 

Blörre, de Ein besonders schlechter, dünner Kaffee. Gilt in Sachsen als Delikt und wird strafrechtlich verfolgt. Wenn Sie sich in Sachsen Freunde machen wollen, kochen Sie um Himmels Willen niemals keine „Blörre“ nich!

Blumbe, de In Sachsen sagt man zur Pumpe: „Blumbe“. Wenn ziemlich Druck auf der „Blumbe“ ist und das Wasser schwallartig herausschießt, dann schreit der Sachse: „Mensch, die Briehe gommd abor nausgeblumbd!“ Allerdings kann „blumbn“ auch für gieriges Trinken stehen.

Boddn So heißen die Schuhe. „Was haddn där fier Boddn an?“ Ebenso gilt „de Gwanndn“. 

Bohbsor, dor Das Gesäß, möglich auch „dor Bobboh“, „de fiehr Buchschdahm“ und „dor Bohdex“. 

bomforzionös Das klingt ein bisschen französisch und ist es „anneforsisch“ auch. Dieser Ausruf kann voll grenzenloser Bewunderung sein, aber auch spöttisch gemeint für einen allzu eitlen Menschen oder wenn es sonst zuviel des Guten ist. Das ist dem bescheidenen Sachsen nämlich abhold. Deshalb ist durchaus Vorsicht geboten, wenn man in Sachsen mit diesem Wort konfrontiert wird: Es könnte im Lob auch ein ordentlicher „Schwubbser“ Kritik enthalten sein. 

Bonbon Nein, den kann man nicht lutschen, gemeint war nämlich das Parteiabzeichen der SED. 

Buchd, de Die „Buchd“ liegt nicht am Meer, sondern ist eine sozial grenzwertige Familie. So etwa in der Art der Musterfamilien, die uns jeden Nachmittag bei privaten Fernsehsendern die Ohren volljammern. „Das is verlei ne Buchd!“ Alternativ geht: „äs Gesoggse“, „de Bagahsche“ oder „äs Gehoddsche“. 

buchn Hier ist die richtige Aussprache ausschlaggebend – im wahrsten Sinn des Wortes. Das u wird kurz gesprochen, das ch stark betont. Das sächsische „buchn“ ist eine brutale Auseinandersetzung unter Zuhilfenahme der Fäuste. Auch möglich „globbn“ oder „haun“.

Buffor, dor Hochdeutsch: Puffer. Nicht das beliebte Kartoffelgericht, sondern die wenig schmeichelhafte Bezeichnung für einen minderbemittelten Zeitgenossen. Es bedeutet Blödmann, Trottel, Idiot oder hirnloser Vollpfosten; ebenso gibt es „Dinnbreddbohror“, „Dohleddendiefdauchor“, „Gnusborgobb“, „Brummoggse“, „Dussldier“ oder einfach „Hirnie“.

Buffrds’sche Die Wohnung ist des Sachsen liebster Rückzugsort. „De Buffrds’sche“ ist die leicht verwohnte Bleibe, die gemütlich und mitunter ziemlich klein ist. Aber wie heißt es so schön: „Mei Hohm is mei Gahsl!“

bullgsn Schwere Arbeit wird in Sachsen „bullgsn“ genannt. Weil es anstrengend und schweißtreibend ist. 

Bullsniddsor, de Damit sind die Pulsnitzer Pfefferkuchen (geschützter Name) aus Pulsnitz gemeint. Jenes leckere Weihnachtsgebäck wird in Wirklichkeit ohne Pfeffer gebacken, schmeckt aber umso besser. 

Bumborn, de Wenig liebevolle Beschreibung für wollene Unterhosen, die in Größe und Form dem Träger oder der Trägerin weder schmeicheln noch deren Attraktivität steigern. Aber gut, solange man nicht vorhat, die Hosen auszuziehen, ist es wenigstens warm. Und was man nicht sieht ... Dennoch: Schön ist anders. 

Bummbe, de Das Herz. Inniger auch „äs Härdsl“. Wer verliebt oder aufgeregt ist, sagt: „Da habbsch abor dischdsches Härdsbubborn gehabbd!“ 

Bussierschdängl Ein Mann, der mit Charme und Esprit Frauenherzen zu erobern versteht, ist „ä Bussierschdängel“ oder auch „ä Sießhahn“ reinsten Wassers.

buts’sch Putzig oder niedlich, süß, liebenswert und witzig im besten Sinne. Da ist man doch gerne „buts’sch“, auch wenn man aus dem Alter raus ist, wo man niedlich sein möchte. Besonders als Mann. 

buzeln Sich „einbuzeln“ ist der sächsische Ausdruck fürs Kuscheln. Eigentlich ist es sogar eine Steigerung des Kuschelns, sozusagen die Idealform … der Himmel auf Erden.  

C wie Kulturhauptstadt 2025

Chemnitz Im Jahre 1143 erstmals urkundlich erwähnt wird diese vielgestaltige Metropole im idyllischen Südwesten des Freistaates Sachsen die Kulturhauptstadt Europas in Jahr 2025 sein. Wir freuen uns drauf!

D wie Dämmse

dahdermidd Total umständliche Variante des Wörtchens damit. Dahdermidd wird das Gesagte noch mehr bekräftigt: „Goof den Guchen, deor schmeggd. Dahdermidd gann mor guhd in’dn Gaffee nein diddschn.“ 

Dämel Dämlack, Trottel. Ein „Dämel“ ist einfach ein Blödmann, wie er leider überall vorkommt.

Damfriehm Das ist eine Bockwurst, die eben so heiß ist, dass sie dampft. Wenn es dazu noch „änne Gouhse“ gibt, ist der Himmel auf Erden nicht mehr fern.

dämmeln Entspricht dem hochdeutschen Schlendern. Es dient der Gemütlichkeit und Stressminimierung. Schließlich ist der Sachse „gemiedlisch“ und freut sich über jede Pause. Natürlich nicht, um der Faulenzerei zu frönen, sondern um sich zu entspannen. Das ist auf jeden Fall etwas ganz Anderes. 

Dämmse Auch „de Bullnhidse“. Hat fast tropische Ausmaße mit hoher Luftfeuchtigkeit. Am besten viel trinken, wenig bewegen und nichts tun. 

Däschdlmäschdl, äs Bei einem „Däschdlmäschdl“, also dem hochdeutschen Techtelmechtel, geht’s um mehr als nur ums „Buzeln“. So schön es aber auch sein kann, wehe, wenn so ä „Däschdlmäschdl“ herauskommt. Dann heißt es „uffbassn, gleigommd dr Große un haud dir eine nah!“ Aua. 

de Stube is gewissn Diese Formulierung hat nichts mit Moral zu tun. Sie ist viel profaner und meint nur „Das Zimmer wurde gestrichen (geweißt).“ 

Deechaffe Der „Teigaffe“ ist die originelle, wenn auch wenig schmeichelhafte Bezeichnung für den Bäcker. Andere Bezeichnungen: „dor Deechwammsor“, „Fannguchnmongdeer“ oder „dor Semmldechniggor“. Nichtsdestotrotz liebt der Sachse seine Teigaffen bzw. Bäcker. 

Deeds, dor Der Kopf und/oder im besonderen Falle auch die Schädeldecke, ebenso gilt „dor Gobb“, „de Dunnsdgullor“, „dor Gärbis“, „dor Nibbs“, „dor Nischl“, „de Riebe“, „de Bärne“, „de Färns’sche“, „de Ärbse“.

deehsn Dösen, träumen, unaufmerksam sein. Wer döst, macht sich nicht immer Freunde in Sachsen. „Hehre off midd Deehsn!“ ist die unmissverständliche Aufforderung zur Mitarbeit, die man nicht ignorieren sollte.

diddschn Eine uralte Tradition in Sachsen: Zum Kaffee gibt’s Kuchen, den man gut „diddschn“ kann. Besonders geeignet ist „de Schdreiselschnegge“. Nirgendwo sonst gehört das „Diddschn“ so zum sozialen Miteinander wie in Sachsen. Nirgendwo anders „diddschd“ man seinen Kuchen genüsslicher als hier. „Ja ja, mior Saggsn, sin schon ä buts’sches Felg’schen!“

Dieschl Auch als Tiegel bekannt. Eine kleine Pfanne, in der man viele kleine und große Leckereien und andere „Schnorbseleien“ zubereiten kann. 

Dieschor, dor Meint die Tücher im Haushalt, mit denen man putzen kann: „de Schdoobdieschor“, „de Wischdieschor“ oder „de Babierdaschndieschor“, aber auch den Tiger: den „sibir’schn Diehschor“ oder den „bengal’schn Dieschor“. Manche Liebesnacht wird gekrönt vom Ausruf einer Frau, die ihren Liebsten mit den Worten „Gomm här, du Diehschor!“ anfeuert.

dieschorn Hier wird sehr sinnlich und umgangssprachlich veranschaulicht, wie es sich für den Sachsen anfühlt, wenn er schnell einen Berg besteigt: „Da simmor n Bärsch noff gedieschord!“ Dass der Sachse dabei den König des Dschungels, den „Dieschor“ bzw. den Tiger bemüht, zeigt sein gesundes Selbstbewusstsein. Warum wenig, wenn’s auch viel sein kann?

diggschn Wer „diggschd“, der schmollt. Eigentlich dürfen das nur Kinder und Jugendliche, neuerdings üben es aber auch Erwachsene. Kann für die nähere Umgebung extrem anstrengend sein. Kinder kriegen irgendwann eins hinter die Ohren, Jugendliche werden scharf zurechtgewiesen, aber was macht man mit den Erwachsenen? 

Dinnfiff Oder „floddor Oddoh“, beschreibt den Durchfall. Äußerst unangenehm, besonders auf Reisen, wo doch der Sachse so gerne „rumguddschd“. 

Donnerliddschn Bedeutet so viel wie „Donnerwetter“ – ein Ausdruck großen Erstaunens. Sollte sparsam eingesetzt werden, um die Wirksamkeit nicht zu verwässern. 

Drahnduhde Begriffsstutzig ist der Sachse nicht, aber es kommt immer wieder vor. 

Drallewadsch Durcheinander, welches den Sachsen ganz persönlich und mitunter auch körperlich treffen kann. So ruft der kränkelnde Sachse aus, wenn ihm schwindlig ist: „Mior isses heide so Drallewaddsch in dor Dunsdgullor!“

drämmln „Saache ma, bisde immor noch am Drämmln?“, fragt die sächsische Mutter ihr Pubertier und meint liebevoll umschrieben das Tagträumen. Und so kann man die besorgte Mutter beruhigen: Wer träumt, der macht – zumindest kurzfristig – keinen Unsinn.

Dreggbeen Abfällige Bemerkung über einen miesen Zeitgenossen. In der Hitliste sächsischer Schimpfwörter steht dieses Wort ganz oben. Denn es offenbart die unmissverständliche Abscheu auf wundervoll poetische Art. 

Dreggschleidor Nein, das ist nicht gut, wenn man nur Unwahres erzählt und sich im schlimmsten Fall noch überall miteinmischt. Damit macht man sich nur bei den Leuten beliebt, die ebenso solche „Dreggschleidorn“ sind.

Drehdlfriddse Ein lahmer Sack, ein Trödler der allerschlimmsten Sorte, der anscheinend glaubt, dass man seine Zeit im Lotto gewonnen hat. Immer muss man auf ihn warten, ständig kommt er zu spät. Wenn man ihn dann darauf anspricht, ist er entweder phlegmatisch gleichgültig oder total beleidigt. Sehr schwer zu ertragen. 

Drheeme „Drheeme isses am scheensdn!“, meint der Sachse und Recht hat er. Er ist ein Kuscheltyp, der es zuhause gern gemütlich hat, weil: „Drheeme is drheeme“ – „Home, sweet home“ auf Sächsisch. 

Du Jagob! Der „Jakob“ gilt in Sachsen als schlicht gestricktes Wesen, für den Viagra eine Stadt in Italien ist und Niveau eine Handcreme.  

E wie Eiorschegge

einholn Es beschreibt nicht den maritimen Vorgang des Ankereinholens, sondern den Prozess des Einkaufens. Zu DDR-Zeiten war diese Beschreibung treffender als heute. Denn manchmal musste man das kaufen, was es gerade so gab. „Na, mior haddn doch nischd!“

einsaggn Oder auch „einholn“ heißt woanders schlicht einkaufen. Beim „einsaggn“ ist auch das hektische Hamstern gemeint. Zu DDR-Zeiten musste man das eben beherrschen, das Einsacken. Im Klartext: Man muss kaufen, wenn man’s kriegt und nicht, wenn man’s braucht. 

Eiorschegge, de Die Eierschecke ist eine Kuchenspezialität aus Sachsen. Dieser Kuchen wird gefüllt mit Äpfeln, Mohn oder Quark und mit einem Belag aus Sahne und Ei überzogen – dafür lass ich doch sogar meine „Schdreiselschnegge“ stehen! 

Eleggdrische, de Oder auch „de Bimmel“ ist einfach die Straßenbahn, der Nahverkehrsfavorit in Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zwickau. Der Sachse liebt seine Bimmel, da lässt sich das „Gemiedliche“ so schön mit dem Nützlichen verbinden: „Eleggdrische“ fahren beruhigt, schont die Umwelt und ans Ziel kommt man auch. 

Essngehror Oder auch „Feierriehbl“, Hochdeutsch: Der Feuer-Rüpel ist wie der Essenkehrer ein Schornsteinfeger.

Essor Hubbdich Ein aufgeregt lärmendes zweirädriges und zweitaktiges Fortbewegungsmittel aus DDR-Zeiten. Auch bekannt unter der Typbezeichnung „Simson SR 2“. Nachsichtige Leute nennen so was ein Moped. Aber immerhin: Man kam von A nach B und wieder zurück – irgendwie.  

F wie färdsch!

Familche, de Die Familie gilt auch für den männlichen Sachsen als zwar kleinste, aber sicherste Zelle der Gesellschaft. Da hat er seine „Muddie“ und seine geliebten „Wännsdor“, die ihn bedingungslos lieben.

Färs’sche Zu DDR-Zeiten waren sie ein überaus seltenes und daher beliebtes Obst, welches im Westen eher unter dem Namen Pfirsiche bekannt sein dürfte. Charakteristisch für dieses Steinobst ist seine enorme Saftigkeit, die nicht nur die Hände, sondern die gesamten oberen Extremitäten benetzt. Da hat sich seit dem Mauerfall nichts dran geändert. 

Fehds Auch „Geigl“. Bezeichnet eine fröhliche Runde, große Party oder riesige Gaudi. Da der Sachse gerne feiert und grundsätzlich gastfreundlich ist, freut er sich über jede Gelegenheit zum „Fehds“. 

fehndsen oder fänsn Das bedeutet weinen oder schluchzen. Dabei unterscheidet der Sachse sehr wohl, was echtes Leid ist und was nicht. Wenn einer „fehndsd“, bekommt er die verdiente Liebe und totale Aufmerksamkeit, die er braucht. Wenn es sich aber nur um Selbstmitleid oder Wehleidigkeit handelt und jemand nur „gähgd“, muss er sich nicht wundern, wenn keiner sich kümmert. 

Feier-Riehbl, dor So nennt man den Schornsteinfeger oder „Essengehror“. Auch in Sachsen gilt der „Feier-Riehbl“ als Glücksbringer und wird von Groß (weiblich) und Klein berührt. Sein schwarzer Ruß soll Glück bringen. Kontakt = Glück! Toll, heute haben wir dafür Facebook. Früher hat noch der Schornsteinfeger gereicht. 

färdsch Fröhlicher Ausruf, der anzeigt, dass man endlich fertig ist. Böse Zungen behaupten, dieses Wort sei in Sachsen ein Synonym für Orgasmus. Ungeheuerlich! Eine Klage vor dem Internationalen Gerichtshof ist anhängig. 

Feudl Auch „dor Hader“ oder „Scheuorhader“. Jede sächsische Hausfrau mit Stil hat einen „Feudl“ im Besenschrank, mit dem sie ihre „Buffrds’sche dorschfeudld“.

Fiehdschoregordor, dor Gerät zur Aufnahme und Wiedergabe von Audio- und Videosignalen. Bundesweit berühmt wurde dieses sächsische Wort durch einen Radio-Telefonstreich, in dem ein cholerischer Opa beim Media-Markt anrief, weil er mit seinem „Fiehdschoregorder“ im Clinch lag. 

fimforn Die totale Ablehnung wird so ausgedrückt: „De gannsd misch ma fimforn!“ Es geht aber auch etwas drastischer: „De gannsd misch ma fedd läggn!“ 

fischelant Nein, Sachsen sind nicht fischig. „Fischelant“ ist die Umschreibung für umtriebig, pfiffig oder wachsam. Nicht selten muss man auch mal ungerade Wege gehen, um zum Ziel zu gelangen. Den Sachsen stört das nicht, getreu dem Motto: „Dor Weesch isses Ziel!“

Fissemadendschn Bedeutet so viel wie Kleinigkeiten, aber auch Ausflüchte oder Flausen. Man könnte meinen, dass der Wortstamm französischen Ursprung ist. Dem ist nicht so – obwohl es so klingt. Womit wieder mal bewiesen ist: Der Sachse kann sich international geben, wenn er will. „Mior Saggsn sin dohdahl indernäschenälmäß’sch droff. Guhl!“ 

Fläbbe, de Der zum Weinen verzogene Mund. Wird meist von Kleinkindern und missgelaunten Frauen als Druckmittel eingesetzt.

Fläbbn Der „Fläbbn“ hat nichts mit der „Fläbbe“ zu tun. „Der Fläbbn“ ist der Führerschein. „Fohr ni wie ne gesängte Sau, sonsd issor wegg, der Fläbbn.“ Manchmal meint der „Fläbbn“ auch den Personalausweis.

flaggn „Flaggn“ oder auch „fefforn“ meint werfen, schleudern oder kraftvoll hinschmeißen. Dabei ist es möglich, verschiedenste Dinge in die Ecke zu „faggn“. Sogar sich selbst kann man so schwungvoll ins Bett befördern. „Da habbsch misch in mei Näsd gefaggd!“ 

Flahdschn So ein großer Fleck auf dem Hemd kann schon hässlich sein. Manche nähen sich auch große „Flahdschn“ als Ellenbogen-Schoner aus Leder auf den Pullover. Beide Varianten gehören nicht zur Kategorie „Hip & Cool“. 

Flieschor Die sanft einlullende Variante der Kurzform für Flugzeug. Macht es das In-drangvoller-Enge-stundenlang-eingeklemmt- Sitzen auf dem Weg in den Urlaub nicht gleich viel heimeliger? Man kann damit aber auch den Piloten meinen: „Flieschor, grieß m’r de Sonne ...“ 

Flossn, de Die Hände, die auch gerne etwas größer ausfallen können. 

Fohdn, de Hände, meist sind damit große Exemplare gemeint. „Gugge dior ma die Fohdn von dem an. Dahdermidd gann der Waldbrännde in Gannadah ausgladdschn!“ 

Forbreschor Ein kriminelles Subjekt, ein hundsgemeiner Verbrecher. 

friemln Wer „friemlt“, der ist anders gesagt „ä rischdscher Bäblor“. Also einer, der alles Mögliche in seinem Hobbykeller treibt, um Nützliches, Kitschiges und Schönes zu erschaffen – mit dem großartigen Nebeneffekt, sich und seiner Frau sowie seiner gesamten „Bagahsche“ die Ruhe zu gönnen, die alle verdient haben. Und so lautet die Antwort auf die Frage: „Wo issn dor Vahdie?“ ganz oft: „’Schgloobe, der is im Gellor un friemld an ärchndwas rum!“ 

Froschgörbor Das steht für einen Hänfling, bei dem das Fehlen jeglicher Muskelmasse Anlass zur Häme gibt. Als ob der es nicht schon schwer genug hätte. 

Frosdhugge Eine „Frosdhugge“ ist keine eisige Kuhle, wie man sie vielleicht in Gefriertruhen oder Gefrierzellen findet. Eine „Frosdhugge“ ist ein Mensch, der leicht friert und das nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer. Dann wird auch schon mal der dicke Wollpulli angezogen. Tja, Weichei bleibt Weichei. 

fuchdisch Fuchtig werden ist die Vorstufe zu echter Wut. Wenn die Gemütsruhe des Sachsen gnadenlos überstrapaziert wird, ist Schluss mit lustig. Das kündigt sich an mit den Worten: „Glei wärr isch fuchdisch, du Buffor!“ Wenn dieser Ansage kein Gehör geschenkt wird, dann wird der Sachse „fuchd’sch“. 

fuchs’sch Wenn sich der Sachse ärgert, kann er fuchsteufelswild werden, eben so richtig „fuchs’sch“. Dann wird er zunehmend laut, ungezügelt und im Notfall sogar handgreiflich. Ein Naturschauspiel ersten Ranges. Unbedingt Abstand halten! Oder besser: Gar nicht erst einen Sachsen verärgern.

Füddsnhubber Ein Pfützenhüpfer ist kein Frosch, sondern ein klappriges Fahrrad oder ein altes Moped – weniger ein Fahrzeug, mehr eine Gehhilfe. Aber besser als nichts. 

Funnsl Die Funzel ist eine kleine Öllampe, die auf der Veranda oder im Keller überaus hilfreich ist. Heute nimmt man zumeist eine Taschenlampe. Unromantisch, aber wenn die runterfällt, ist es ungefährlich.

G wie Gänsefleisch

gacheln Wird im Heimwerker-Bereich benutzt, aber auch von jungen Leuten, die gern schnell fahren: „Da binnsch dorsch de Schdrahssn gegachld“.  

gaddschn
„Hehre off midd gaddschn! Mior falln de Ohren ab!“, sagt die Mutter zu ihrem Kind. Denn wer so laut schmatzt, dem müssen mal ordentlich die Leviten gelesen werden. Gute Manieren sind schließlich ein wichtiges Rüstzeug fürs Leben. „Schließlich simmer hier ja nich in Schiena – da gannsde sowas machn.“ Mancherorts hört man den Ausdruck auch als „geddschen“.

Gaddschor, dor „Dor Gaddschor“ bezeichnet das klassischste Spielzeug eines jeden sächsischen Jungen: das Katapult. Einfach in der Herstellung und in der Handhabung, verspricht ein „Gaddschor“ Vergnügen und Kurzweil für lange Zeit. Und das ganz ohne Strom oder Batterien. Man braucht dazu nicht mal WLAN oder eine App. Und wenn mal irgendwas zu Bruch geschossen wird: Nu ja – irgendwas ist ja immer.

Gaffee un Guhchn Das ist die sehr unprosaische Bezeichnung für eine kleine Kaffeepause. So lieblos kann es nur in der Kantine oder beim Personalgespräch zugehen. Echte „Gemiedlichgeid“ kommt hier nicht auf. 

Gaffee, dor Der Kaffee, der liebevoll auch „ä Scheelchn Heeßr“ genannt wird, gehört zu Sachsen, wie zu Schwaben die Kehrwoche, zur Pfalz der Saumagen und zu Bayern die Weißwurst. 

Gaffeesaggse, dor Dieser Zeitgenosse ist ein grundsätzlich Gemütlicher. Der Ausdruck ist eine Anspielung auf den angeblich überdurchschnittlich hohen Kaffeegenuss des Sachsen – was aber reine Legende ist. Der vermeintlich spöttische Spitzname trifft uns Sachsen nicht. Anders als beim Schwaben, der ja zu Recht als „Suppenschwabe“ bekannt ist.

Gaggsch Gag, Blödsinn, Nonsens. „Wassn das fürn Gaggsch in der Giche? De Muddor liechd naggsch offn Dische.“ Sachsen hat eine lange und erfolgreiche Kabarett- und Satire-Tradition. Während des Dritten Reichs trieben die sächsischen Kabarettisten mit spitzer Zunge ihre Späße und ärgerten mit Lust die Obrigkeit. So schrieb schon in den 30er-Jahren die sächsische Mundartdichterin Lene Voigt: „ Mir Saggsn, mir sin helle, das weeß de ganze Welt. Un sin mir ma nich helle, da ham wer uns verstellt.“

gähgn Schimpfen oder schreien von unentspannten Menschen gilt als uncool und ist allgemein unbeliebt, weil es in Windeseile die ohnehin strapazierten Nerven schreddert. „Machn Schachd ran un hähre off midd gähgn!“.

gähs’sch Käsig oder auch blass zu sein verrät gesundheitliche Defizite oder zu wenig Bewegung an frischer Luft. Wenn der Sachse meint „De siehsd abor heide gähs’sch aus!“, dann impliziert es den dringenden Rat, mal den Computer auszumachen und spazieren zu gehen. 

Gähsegliddschor, dor Das Quarkkeulchen oder besser „Gworggeilschn“ ist eine beliebte Backware in Sachsen und wurde ja in diesem Buch schon mal erwähnt. Die Bezeichnung „Gähsegliddschor“ ist aber einfach zu schön, um unerwähnt zu bleiben.

Gallg-Leisde Wenn man das Hemd nur selten wechselt, sammelt sich am Kragen Schmutz. Das sieht nicht gut aus. Leute, die eine „Gallg-Leisde“ haben, verraten mangelnde Hygiene und kommen nicht nur bei der sächsischen Damenwelt nicht gut an. Wenn schon der Hals verdreckt ist, wie sieht dann der Rest aus? 

Gambln Der Kampf Mann gegen Mann wird in Sachsen „gambln“ genannt – der Sache angemessen gern mit einem harten, „gnallenden“ g ausgesprochen – und da geht’s meist richtig zur Sache. Mit Fäusten, Füßen und notfalls allem, was gerade so rumliegt. Wenn der Sachse zu „gambln“ beginnt, dann sollte man unbedingt versuchen, die Angelegenheit gütlich zu klären. Beschwichtigende Argumente oder noch besser ein Bier, notfalls schlichte Flucht, können das Schlimmste verhindern.

Gamehl Dieses Kamel ist zu dumm, einen Eimer Wasser zu tragen. Eher trinkt es ihn aus. Mit solchen Leuten übt der Sachse Nachsicht und so klingt das Wort nur halb nach Schimpfen und mehr nach liebevollem Tadel.

Gang’gor Ein „Gang’gor“ ist kein Mitglied einer kriminellen Vereinigung, sondern eine Spinne namens Weberknecht, die sich durch ihre langen Beine auszeichnet und bei manch eigentlich emanzipierter Frau Schreikrämpfe auslöst.

Gänsefleisch Gehört zur Gruppe der bekannteren sächsischen Worte. Aber nicht als Synonym für das wunderbar bekömmliche Gericht, sondern als Aufforderung „Können Sie vielleicht ... !“ Berühmt als Ausspruch eines sächsischen Grenzers: „Gänsefleisch ma n Gofforraum offmachen!“ 

Gärsche, de Die Kirsche. Sie wird durchaus gerne auch als Bezeichnung für die geliebte Freundin verwendet. Auf keinen Fall aber darf sie verwechselt werden mit „dor Gährsche“ – die meint nämlich ein Gotteshaus. 

Garussel Achtung: Die Betonung liegt hierbei auf dem „u“ und nicht auf dem „e“. Das Karussell wird im Sächsischen eindeutig schwungvoller betont. So dreht sich das Jahrmarktsgefährt gefühlsmäßig gleich viel schneller. Der Sachse mag es eben, wenn es rund geht und ist für fast jede Art der Belustigung, jeden „Fehds“ zu haben. 

Garussellbremsor, einarmischor Ein beschränkter Zeitgenosse, der zu dumm ist, ein Karussell zu stoppen und deswegen Gefahr läuft, seinen Arm zu verlieren. Originelles Schimpfwort, wie? 

gaubeln Das bezieht sich auf eine schöne alte sächsische Tradition des kaufmännischen Handelns. Überhaupt „gaubeld“ der Sachse gern und häufig. Sowohl professionell als auch privat. Das ist keine willkürliche Behauptung von mir. Die Sachsen wurden zuerst weltberühmt als pfiffige Händler und Kaufleute. Der Dialekt wurde erst sehr viel später bekannt. Ist vielleicht auch besser so. 

geddschn Schmatzendes Kauen: Das gehört sich zwar ganz und gar nicht, ist dem Sachsen dennoch nicht fremd, da er – ganz der wahre Genießer – dem Essen eben auch angemessen Raum und Luft zur Entfaltung des vollen Geschmacks zukommen lassen muss.

Geigl, dor „Geigl“ oder auch „Fehds“ sind allerorten beliebt, denn der Sachse hat einen ausgeprägten Sinn für Humor, lacht überdurchschnittlich viel und macht sowieso gern Quatsch oder Blödsinn. Dabei ist die Frage nach dem Niveau der Scherze gewöhnlich zweit- bis drittrangig. Hauptsache „lusdsch“!

Gelummbe Oder auch „Zeich“ haben manche Sachsen reichlich. Was das ist? Alles Mögliche, von ganz nützlich über hübsch bis zum absoluten Staubfänger. Wenn man zu viel „Gelummbe“ hat, von dem man sich nicht trennen kann, dann ist man möglicherweise ein Messie und sollte sich Hilfe holen. Manchmal reicht auch schon die Müllabfuhr.

Geschärre Das „Geschärre“ kann zwar das Geschirr am Pferd sein, meist handelt es sich ums gute Ess-„Geschärre“. Wenn es nicht mehr modern ist, kann man es immer noch beim Polterabend „zordebborn“. 

geschwebbord Ja, das kann schon passieren, wenn das „Scheelchn Heeßn“ „ä bissl zu voll“ ist, dann „gläggord un schwäbbord“ man eben die Untertasse voll. Das schlürft sich dann so schön. Ganz ehrlich, es gibt Schlimmeres. 

Gesischdsfrommsor, dor Humoristische Umschreibung aus dem Militär-Milieu für Gasmaske, auch „Schnuffi“ genannt. Dabei war das Tragen der Maske weder lustig noch war es dem Äußeren des Trägers zuträglich. Bei Partys fiel ich damit immer unangenehm auf.

Gesischdsfümf Steht für eine optische Benotung. Mit diesem Gesicht landet man bei der Schönheits-Wahl garantiert auf den hinteren Plätzen. Die Gesichtssechs gibt’s nicht. So böse ist der Sachse dann doch nicht. Zum Glück. 

giegsn Wörtlich übersetzt heißt es so viel wie stechen. Umgangssprachlich meint es aber auch das freundschaftliche Necken bzw. Kitzeln: „Hähre of midd Giegsn!“  

Giggorliese, änne Diese Menschen lachen immer und überall. Sie „giggorn“ ständig. Zwar wird Humor in Sachsen großgeschrieben, aber dauerndes „Giggorn“ geht ganz schön „offn Gehgs“. Merke: Lachen ist gesund, „giggorn“ nervig. 

Gingorliddzschn Die Kinkerlitzchen oder auch Kleinigkeiten sind oft das Salz in der Suppe des Lebens. Das weiß der Sachse – er duldet und pflegt sie deswegen. Es kommt im Leben eben häufig auf die Details an. Man kann das Wort natürlich auch abfällig und mahnend verwenden: „Was hasd’n du da schoun widder für Gingorliddzschn?“ 

Glabbsmiehle, de Ort zur Unterbringung für mental instabile Menschen. Oft verwendet im privaten Bereich: „De gehärsd doch innde Glabbsmiehle!“ 

Gladdsn-Schorsch, dor Der Sachse legt viel Wert auf sein gepflegtes Äußeres. Um diesem Anspruch zu genügen ist ein Besuch beim Friseur unabdingbar. 

globbn Auch „buchn“, „schlachn“, „haun“. Wer in eine Schlägerei gerät, „grichd Globbe“ oder „dn Wannsd voll!“ Auch Sachsen gehen „manschema“ die Argumente aus. 

gluggorn „Durschd is schlimmor als Heimwäh!“ – das ist ja hinlänglich bekannt. Nun kann man normal trinken oder sich das Gesöff mit Schwung in den Rachen schütten. Letzteres beschreibt „gluggorn“ sehr treffend und schön onomatopoetisch – auf Sächsich „ohnomadoboedisch“. So wird das gierige Trinken zum sinnlichen, audiophilen Genuss. Für sowas eignet sich das Sächsische wie keine zweite Sprache.

Gnäbbe, de Natürlich: die Knöpfe. Aber auch die Brustwarzen. Ebenso die Augen. Oder auch eine Horde Kinder und Kleinwüchsiger: „Guggemada, die gleen’ Gnäbbe!“ 

Gnäbberz’schn, de Die Knochen: „Mior duhn de Gnäbberz’schn weh!“ Wenn man es wörtlich übersetzen würde, käme Knöchelchen raus. Der Sachse verniedlicht alles und jeden und sich selber auch, um sich nicht zu wichtig zu nehmen. Denn wehleidig ist der Sachse nicht – auch wenn er gerne darüber redet – das lindert den Schmerz. 

Gnäggorschn Wer Urlaub hat und abends am Strand sitzt, genießt ein lodernd-knackendes Lagerfeuer. Leider verfügt Sachsen über wenig Strand. Glücklicherweise geht’s auch ohne, so „ä scheenes Gnäggorschn“. 

gnaubeln Wer „gnaubelt“, der hat eine gewisse Unruhe im Mund. Immer wieder ist die „Fuddorluhge“ in Bewegung. Die Zähne beißen auf die Lippen, nagen am Innnenfleisch der unteren Vorderlippe oder auch der Wange und „gnaubeln“ so unaufhörlich vor sich hin. Besonders zu beobachten bei kniffligen Aufgaben, beim Fernsehen oder bei schlichter Langweile. Auch neben einer Hühnerbraterei – denn bei „Broilern“ kann man das Fleisch hingebungsvoll von den Knochen „gnaubeln“.

gnibbln Wer „gnibbld“ braucht Geduld. Am besten viel davon. Dann löst er auch die kompliziertesten Angelegenheiten. So wird ein viel zu fest gezogener Knoten „aufgegnibbld“ oder der Faden aus einem Garnknäuel „rausgegnibbelt“.

gniedschn „Gniedschn“ ist ein sicheres Zeichen für schlechte Laune, und die mag der Sachse überhaupt nicht. Im Gegenteil. Gerade wenn einem das Wasser bis zum Hals steht, sollte man nicht den Kopf hängen lassen. „Dor Saggse duhd nich gniedschn, dor Sachse singt ä Liedschn“ (Jürgen Hart).

Gnoddschies Es handelt sich, wie schon gefürchtet, um „Gnocchi“. Richtig gesprochen: „Njocki“. Da Sachsen diese Spezialität bis 1989 kaum kannten, bitte ich um Nachsicht. 

Gnohdn, hässlicher Die Physiognomie dieses Menschen ist selbst mit einer aufwändigen Schönheits-OP nicht mehr zu retten. Gilt im Grunde nur für Männer. 

gnubbeln Hier reden wir von einer weiteren Variante des „Friemlns“, „Gnibblns“ oder„Bäblns“. Brauchen wir denn noch eine? Oh ja, durchaus, man formuliert doch gern präzise: „Saache ma, hasde dem sei Audo och richdsch an de Gubblung rangegnubbld?“ Langweilig wird die sächsische Sprache nie.

Gobfgissndserwühlor, dor Leidenschaftliche/r Liebhaber/in. In Sachsen wird geliebt, dass sich die Betten biegen. Kein Wunder: Sachsen ist voller Liebe und schöner Frauen. Nicht umsonst sagt der alte Spruch: „In Sachsen, wo die schönen Mädchen auf den Bäumen wachsen.“ 

goddrisch Beschreibt das Gefühl des Unwohlseins, das man niemandem wünscht. „Mior isses heide so goddrisch!“ 

Goffor schdehn lassn Wenn man sagt, dass jemand „än Goffor schdehn lassn“ hat, dann soll nicht auf Vergesslichkeit hingewiesen werden, nein, es handelt sich ja nicht mal um einen Koffer. Sondern vielmehr wird die hinterhältige Form der Flatulenz beschrieben, die geräuschlos und darum in ihrer olfaktorischen Wirkung umso heftiger und auffälliger ist.

gohgln Hat nichts mit Google zu tun, sondern kommt vom Wort kokeln, mit dem Feuer spielen. 

Gombleggdeschachd Bezeichnung aus dem NVA-Milieu für Mund. Die „Gombleggde“ (Komplekte) waren bei der Nationalen Volksarmee die Notrationen für den Ernstfall: fürchterliche Kekse, schlechte Schokolade und andere kaum genießbare Dinge. Gottlob gab es nie einen Ernstfall. 

Goofmisch Schlicht und einfach ein Kaufmann, Händler oder Verkäufer. Das Wort stammt aus der guten alten Zeit, als man auf Märkten seine Ware anpries: „Leide, goofd das Dseich!“ Leider verdrängt die Shopping Mall das schöne Wörtchen „Goofmisch“. 

Gorl-Morgs-Schdodd Die Stadt Chemnitz hieß zu DDR-Zeiten Karl-Marx- Stadt. Darauf konnte auch nur die DDR kommen. 

gouhmisch „Nu, däs is aber gouhmisch“ – ob lustig, seltsam oder eher bedenklich – das Wort passt immer. Es kann sogar streng sein: „Nu währe ma nisch gouhmisch!“ macht klipp und klar, dass jetzt ein anderes Benehmen angesagt ist. Bei Unwohlsein klagt es sich schön unspezifisch mit „Mir is ä bissl gouhmisch ...“. Das liegt bestimmt am Essen, „das schmeggde sou gouhmisch!“ 

Gouhse, de Das Leipziger Bier überhaupt. Zwar stammt es eigentlich aus Goslar im Harz, aber berühmt geworden ist die herrlich obergärige Gose eben in Leipzig. Ich empfehle allen Leipzig-Besuchern den Besuch in der Gosenschenke im „Bayerischen Bahnhof“. Sie werden staunen, wie schön es ist, sich zu betrinken. 

Graf Gohgs Dieser Adlige ist nicht von blauem Blut, sondern tut allerhöchstens so. Ein großspuriger Hochstapler, Möchtegern und Angeber. Glücklicherweise leicht zu entlarven, denn vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es oft nur ein kleiner Koks, äh – Schritt. 

Grähbl Ein Flegel, ein Kretin, eben ein richtiger Krepel, zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen. 

Greids, äs Da der normale Sachse sehr sportlich gebaut ist, hat er dann auch ein gut gebautes Kreuz (nicht nur einen popligen Rücken). Bei Rückenschmerzen klagt man in Sachsen so: „Isch habbs heide im Greidse!“ 

Griebsch, dor Das Kerngehäuse eines Apfels. 

Griewahdsch Das geliebte Kind und überhaupt der Nachwuchs wird mit den schönsten Worten bedacht: „dor Zwuhnsch“, „Balsch“, „ä Gärlschn“, „dor Säggsor“, „de Griefe“. 

Griminahlbollidsei Dein Freund und Helfer, der immer dann auftaucht, wenn man ihn nicht braucht. Das ist in Sachsen so wie überall. 

Grohsgodds Beim „Graf Gohgs“ ist noch eine Spur Sympathie dabei. Der „Grohsgodds“ ist die unerträgliche Steigerung. Weitere Bezeichnungen: „Binsl“, „Glabbsgobb“, „Glabbsrich“, „Glabbsor“, „Läggarsch“. 

Gruhdschor, äs Ein kleines Kind, ebenso „ä gleenor Gnobb“, „Nubbelnuhdschor“, „loofendor Meehdor“, „dor Schbruhds“, oder – besonders fantasievoll – „ä Worzlwärgindschanor“. 

Guddeln Schon wieder geht es ums Trinken. Und wieder um das schnelle und durstige Trinken. Merke: Wenn der Sachse so richtig Durst hat, da blüht die Sprache, da explodieren die Vokale, da schwingen die Konsonanten, da ist der sprachlichen Phantasie keine Grenze gesetzt – so klingt wahre Leidenschaft.

Guddlmuddl Unordnung oder Durcheinander kommen tatsächlich auch in Sachsen vor. Ein bisschen Kuddelmuddel ist „gemiehdlich“, größeres „Guddlmuddl“ sollte man aber dringend aufräumen.

Guddln, de Kutteln oder auch „Flegge“ sind ein Gericht, das ganz oben auf meiner „Will ich nie wieder essen“-Liste steht. In Streifen geschnittene Innereien (Pansen) vom Rind, in einer säuerlichen Suppe angemacht. Äh, ja. Man sagt, das Gericht stamme ursprünglich aus Ostpreußen – dort hätte es auch bleiben können. 

Guggelschn, de Die Äugelein. Oft benutzt bei Babies und Kleinkindern: „Biste miehde? De hasd so gleene Guggelschn!“ 

Guhdsdor, mei Liebevolle Bezeichnung des Freundes oder Kollegen, beinhaltet Respekt, Wärme und Gemütlichkeit. Mehr soziales Miteinander ist kaum möglich. Außerdem offenbart es auch die totale Akzeptanz, Achtung und Liebe dem Anwesenden gegenüber: „Dem wärrd isch gladd meine Grouhsmuddor ausborschn!“ Gibt’s natürlich auch in der weiblichen Form – „meine Guhdsde“.

gulgsnIst die kaum für möglich gehaltene Steigerung des „Gluggorns“. Denn damit es „rischdsch gulgsd“ wird so schnell geschluckt, dass im Hals ein „Gulgs“-Geräusch entsteht. Es „gulgsd“ nicht bei jedem, das muss man schon können. Fast eine olympische Disziplin.

Gunks Stoß oder Schubser. Der sprichwörtliche Bums, der Wunder bewirkt. Manch „Mährmuhs“ wurde dadurch gerettet und zum wertvollen Mitglied der Gesellschaft. 

Gwadrahdlahdschn Diese Füße sind so gewaltig groß, dass es schwer ist, dafür in normalen Schuhgeschäften fündig zu werden. Möglich ist auch die nettere Variante: „de Gwanndn“. 

gwardsn Mittlerweile muss man ja einen Ausflug auf den Balkon bzw. vor die Tür machen, wenn die Frage fällt: „Gommsde midd eene gwardsn?“ Ja, der eine oder andere raucht eben doch noch, allen Preisexplosionen und Anfeindungen zum Trotz. 

Gworggeilschn Quarkkeulchen. Aus dem Vogtland kommt diese köstliche sächsische Süßspeise aus Quark, Mehl, Kartoffeln, Zucker und Eiern. Echte Genießer geben noch Rosinen dazu. In der Pfanne in Öl gebacken und mit Zucker oder Apfelmus serviert: „S’is ä Drauhm!“ 

Gworgmaugn, de Nicht unbedingt gut riechende Füße, auch „de Gähselahdschn“ oder „de Schweeßbemm“.

H wie Hornzsche

Habschn Bahbschn So bezeichnet der einfache Sachse sein Hab und Gut. Da dies mitunter recht wenig ist, wird die Verniedlichungsform benutzt. So bescheiden ist der Sachse. 

Haderlump, dor Ein Schimpfwort, denn der so Bezeichnete ist ein Taugenichts, ein Lump, ein schlechter Mensch. Eigentlich war ein „Haderlump“ einst ein obdachloser Lumpensammler, heute könnte, zumindest theoretisch, jeder ein „Haderlump“ sein. Die Zeiten ändern sich.

Haggn-Wolwo Einkaufs-Wägelchen, auch HaWaZuZie („Handwagen zum Ziehen“) genannt. Wieder einmal beweist der Sachse hier, dass er auch bei den einfachen Dingen des Alltags Fantasie und Witz mobilisiert. 

häggorn Klettern, kraxeln oder schnell über hügeliges Gelände fortbewegen.  

halbor Hahn Ein kleiner, schmächtiger Typ, den man leicht übersieht. So ein halber Hahn hat’s sichtlich schwer. Und Frauen stehen auch nicht gerade auf solche Typen.  

Hiddsche, de Die Fußbank, ideal, um „de Gnäbberz’chen“ abzulegen. Entspannung muss sein. Ruhezeiten werden selbstverständlich eingehalten – aber nicht, um sinnloser Trödelei zu frönen, sondern nur, um die Batterien aufzutanken. Und zwar auf genüssliche Art. Dazu noch „ä Scheelchn Heeßn“ – dann ist die Welt in Ordnung. 

hinsoggn Auch „hinsebbln“ – auf Hochdeutsch: hinrennen. Dazu muss man kein Sprinter sein. Es reicht schon, wenn man die Gehgeschwindigkeit etwas erhöht und in sanftem Zuckeltrab zum Ziel strebt: Eile mit Weile. 

hirschn Geschmeidig wie eine Gazelle, flink wie ein Wiesel und stark wie ein Hirsch bewegt sich der Sachse durchs Leben. Und wenn er mal schneller ans Ziel gelangen will, dann muss er eben „ma nübor hirschn“.

Hornszche Bude, alte Wohnung. Die „Hornszche“ ist kein mit Domestos gespülter Eispalast, der aseptisch clean ist und regelmäßig gereinigt wird, sondern ein Ort der Begegnung und der vollen Aschenbecher. Die Hornzsche stammt ursprünglich aus dem Slawischen, im Sorbischen heißt sie Hornca und meint das Zimmer oder die Stube.

hubbn Hüpfen oder springen. Populär wurde dieses Wort durch folgende Ansage am Leipziger Hauptbahnhof: „Leibz’scher Haubahnhouf, alles naushubbn!“ 

Hübbor Eigentlich aus dem Armee-Jargon für neue junge Soldaten. Wird aber auch im Handwerker-Milieu eingesetzt für Lehrlinge. Denn die müssen ja auch immer „hubben“, wenn der Meister ruft. Klingt wesentlich lustiger als es ist. „Hübborjahre sinn ähmd geene Härrnjahre!“

hühbn Zu „hühbn“ gehört auch „drühbn“. Wobei mir immer noch keiner sagen konnte: Wenn ich „hühbn“ bin, wo ist dann „drühbn“?

I wie illorn

iedsisch Wenn einer „iedsisch“ ist, dann ist er zornig, außer Rand und Band, unglaublich wütend. In solchen Situationen sollte man keine blöden Ratschläge geben, denn es ist ja eh zu spät. Also: Klappe halten und sich dezent zurück halten. 

illorn Auch „schmuhln“ ist das heimliche Schauen durch Ritzen, Schlüssellöcher oder um die Ecke. Der sächsische James Bond „illort“. Man „illort“ auch, wenn man mit zugekniffenen Augen in die Sonne schaut. 

innewänndsch Inwendig würde man auf Hochdeutsch sagen. Aber das ist viel zu langweilig. 08/15-Formulierungen sind nichts für Sachsen. Das haben Sie längst gemerkt.  

J wie jädze

jädze "De zeid is jädze, morsch isses zu späd."

K wie Kruuschd

Kruuschd Nutzloser Krempel oder Müll, der nur Platz wegnimmt. Sollte auf keinen Fall überhandnehmen. Schließlich soll der Besuch sich doch wohl fühlen.

L wie Luhmich

labbsch Ein Stück Pappe ist „labbsch“, also nicht wirklich standfest. „Labbsch“ kann auch der männliche Sachse sein, dessen mangelnde Körperkraft Spott herausfordert. Mit dem Satz „Deor is doch labbsch!“ kann man sich im Notfall auch selbst Mut zureden, wenn das Gegenüber mit schlagenden Argumenten droht.

Lärsche, de Die Leipziger Lerche ist ein kleines Gebäck, das man in Rest-Deutschland als Makronentörtchen kennt: „Das is ä äschdes Leggerfärdsl!“

Lauseräddsch, dor Ein „Lauseräddsch“ ist nicht etwa ein Tier und auch kein sächsischer Friseur, sondern nur ein fauler und egoistischer Mensch, ein Schnorrer und Angeber, der sich bei allen unbeliebt gemacht hat. Damit nicht noch mehr Mitmenschen auf so einen reinfallen, wird ganz klar benannt, was das für einer ist – ein „Lauseräddsch“ eben. Was für ein Etikett!

lawehde Instabil, wacklig. Nach Meinung von Linguisten zählt „lawehde“ zu den bedrohten sächsischen Wörtern. Deshalb sollte man es bei jeder sich bietenden Gelegenheit verwenden. Sprich das bedrohte Wort, solange es geht, wenn’s erst verschwunden ist, ist es zu spät. 

Leggerfärdsl Eine kleine Süßigkeit zum Naschen für zwischendurch. Übergewichtige Menschen betonen gern: „Isch esse doch nischd. Nuor abunnzu ä boahr Leggerfärdsl. Awwor die machn doch ni digge!“ Mmhja, eben doch. 

Leggo Mio Bei all den bedrohten Wörtern hier etwas zur Beruhigung all derer, die das Sächsische kurz vor dem Aussterben wähnen: Was hier so mittelmeerisch angehaucht daherkommt, ist ein echter deutscher Klassiker. Diese moderne Variante des berühmten Götz-von-Berlichingen-Zitats hat in den letzten Jahren in ganz Sachsen rasende Verbreitung gefunden. Meist ein Ausruf der Be- oder auch der Verwunderung, ist es durch die pseudoitalienische Verballhornung regelrecht gesellschaftsfähig. Klingt ja auch wie eine Opernarie: „Ooooh leggo miooo!“

Lehm Das ist das vermutlich außergewöhnlichste sächsische Wort aller Zeiten, denn es hat drei komplett unterschiedliche Bedeutungen. Zum einen ist es der bekannte Baustoff, der Lehm. Zum anderen bezeichnet es eine Art von Wildkatzen, „de Leehm“. Und drittens ist es das Leben. „Ähmd, lehm un lehm lassn!“

Leibs’schor Allerlei Das ist die National-Speise in Sachsen, die sich auch international großer Beliebtheit erfreut. Dabei handelt es sich bei diesem Eintopf-Gericht ursprünglich um ein typisches „Arme-Leute-Essen“. Mit anderen Worten: Diese Suppe ist die Pizza der Sachsen. 

Loarfe, de Die Larve hat nichts mit Insekten zu tun, sondern meint lediglich die Bezeichnung eines mittelmäßig hübschen Gesichts. Gilt für Männer und Frauen. 

Loddrisch Ein Lotterbube, der sein Leben genießt und dem Müßiggang nicht abgeneigt ist. Frauen werden in diesem Zusammenhang gern „heissor Fehschor“ genannt. Das ist auf jeden Fall ein positives Attribut. Das komplette Gegenteil zum Spießer. 

Luhdor In erster Linie abwertende Bezeichnung für eine Frau, kann aber auch durchaus einen lobenden Unterton haben, denn „so ä Luhdor gann ziemlisch gläwor sein“. 

Luhdorbeen Tritt das Luhdor in Einzelteilen auf wie als „Luhdorbeen“, dann ist Hopfen und Malz verloren: So jemand ist selbstsüchtig, gemein und verschlagen. Wer ein „Luhdorbeen“ zum Freund hat, braucht keine Feinde. 

Luhmich oder Lumisch Ein Schlingel, Hallodri oder ausgebuffter Geselle, der hier eine gewisse liebevolle Akzeptanz genießt. Die gleiche kritische Wertschätzung schwingt in den Worten „Läuseräddsch“ oder „Roddsläffl“ mit.  

M wie Mäffdl

Mäffdl, äs Der Trabbi 601 war ja das DDR-Auto schlechthin. Ob man ihn nun mochte oder nicht: Der „Zwiggauer Flischtlingsgoffor“ war beliebt und begehrt. Aus heutiger Sicht ist dieser fahrbare Untersatz eine ziemliche Katastrophe in Sachen Sicherheit, Fahrkomfort und Design. Aber es ging noch weitaus heftiger, zum Beispiel mit dem SIMSON DUO, einem Kraftfahrzeug für Behinderte, im Grunde ein dreirädriges Moped mit einer hässlichen Plane als Fahrgastraum. Man nannte dieses Gefährt in Sachsen nur „Mäffdl“. Oder steckt dahinter die Abkürzung MAW für den VEB Messgeräte- und Armaturenwerk „Karl Marx“? Wie auch immer – das Ding war zu hässlich, um als Auto durchzugehen und zu klein, um bequem drin zu sitzen. Eben ein „Mäffdl“! Ebenso liebevolle Alternativbezeichnungen waren „Hienerschregg“ oder „Haggenwärmer“.

mäffn Dinge und Personen können „mäffn“. Dann riechen sie streng bis unerträglich: von bestimmten Käsesorten über Kläranlagen bis zu notorisch ungepflegten Mitmenschen. „Fui Deifl! Deor mäffd abor gemeene!“ 

Mägge Üppige Haarpracht. Möglich ist auch „de Madde“, „de Beidsche“, „de Dsoddln“, „de Lohdn“ oder „dor Bällds“. Wem so was wächst, der muss dringend zum „Gladdsn- Schorsch“ (oder Friseur). 

Mäggerzieche Diese Frau wird allerorten verabscheut, denn sie meckert und schimpft ohne Pause. Deswegen gibt es für sie auch besonders viele Worte: „dä Schbienahdwachdl“, „äs Raddngewiddor“, „ä Bähsn“, „änne alde Zimdzigge“, „ä Graulwäddor“ oder „ä Reiweisn“. 

Mährde Wenn Sie jetzt auf das französische Wort „Merde“ getippt haben, liegen Sie genau richtig. Glückwunsch! Sie sind gebildet, weltoffen und fantasievoll. Aber wissen Sie auch, was das Wort bedeutet? Ja, genau.

Mährlohb Der „Mährlohb“ ist ein langsamer Zeitgenosse, auf den alle warten müssen. Klingt poetisch-freundlich, ist es aber überhaupt nicht. 

Mährmuhs Einer, der immer was zu fummeln hat und ewig nicht aus dem Knick kommt, ist ein „Mährmuhs“. Einer allein ist schon schwer zu ertragen, aber ein paar auf einem Haufen kosten dich locker ein paar Jahre deines Lebens. 

mährn Rumwühlen, rumfummeln. Der Sachse „mährt“ zwar gerne rum, aber er kann sich andererseits auch fürchterlich über lahmarschige „Drehdlfriddsen uffrähschn“, die sich nicht „ausmährn“. 

manschema Dieses Wort passt immer, denn es ist ein Füllwort. Ähnlich dem Verlegenheitswort „halt“ („Es ist halt so!“), welches einfach nur blöd ist. „Manschema“ schlägt dagegen alle Füllwort-Konkurrenten locker aus. „Manschema“ – auf Hochdeutsch „manchmal“ – wird vom Sachsen übrigens auch als Höflichkeitsfloskel benutzt: „Kannste manschema mit anfassen?“, ist sowohl Frage als auch Bitte, lässt aber dem Befragten durchaus die Möglichkeit, entspannt zu entscheiden. Sie sehen: Der Sachse ist stets bemüht, auch sprachlich den sozialen Frieden zu wahren. 

Mässemännschn Das berühmte Maskottchen der Leipziger Messe. Bösartige Menschen nennen eine zweite Bedeutung: Nicht selten resultierte aus Messebekanntschaften Nachwuchs, den die Leipziger liebevoll-spöttisch „Mässemännschn“ nannten. 

mausen Nein, es ist kein Begriff aus dem Tierreich, sondern bezeichnet schlicht die Tätigkeit des Stehlens. Das mag zwar liebenswert, ja fast schon süß klingen, aber es ist und bleibt natürlich eine Straftat, der wir hier in diesem Buche ohne Wenn und Aber sehr kritisch gegenüberstehen.

Mördse, de Die Freundin, möglich ist auch „de Gärsche“, „de Alde“, „de Gähde“, „de Uschi“ oder auch „de Muddie“. 

Mouhdschegiebschn, äs Der Marienkäfer oder auch Mariechenkäfer – schöner kann das in deutscher Sprache wohl nicht gesagt werden. Für Sie, verehrte Leser, ist dieses Wort die ideale Sprachübung, um der sächsischen Mundart näherzukommen. Versuchen Sie es gleich einmal: Den Unterkiefer schön locker hängen lassen – und dann ganz gemütlich rauslaufen lassen: Mouhdschegiebschn. Sehen Sie, es geht doch. 

Mouhn, ä Schdiggl „Dor Mouhn“, also der Mohnkuchen, erfreut sich größter Beliebtheit. Meine Tante Frieda warnte mich aber immer wieder: „Iss ni zu viel Mouhn, dear machd bleede!“ Woher sie das wusste, wird mir ewig ein Rätsel bleiben.

Muddie, de Die Mutter, gilt aber auch als Bezeichnung für die Ehefrau oder die langjährige Freundin. Eine besonders duldsam- devote Partnerin wird auch gern „de guhde Muddie“ genannt, auch möglich sind „Muddel“, und „Muddsch“.

Muddiejäääh So ruft der kleine Sachse ebenso lautstark wie fordernd nach seiner weiblichen Erziehungsberechtigten. Man beachte: Das eigentlich überflüssige ä wird behandelt wie ein Suffix und ist deutlich länger zu rufen als das eigentliche Wort. 

muddln Auch „rummuddln“ beschreibt wie „mährn“ eine gemütliche, langsame Beschäftigung ohne bestimmtes Ziel. Sinnlos, aber sehr entspannend. Deswegen sollte man unbedingt regelmäßig „ä wänich muddln“. 

Muggefugg, dor Der Sachse ist ein geradezu fanatischer Kaffeeliebhaber, man redet ja auch nicht umsonst vom Kaffeesachsen. Selbst Ersatzkaffee wie Malzkaffee, sprich „Muggefugg“, erfreut sich einer gewissen Beliebtheit, obwohl er ja nur sehr entfernt an echten Kaffee erinnert. Da kommt dann eben ein ordentlicher „Schwabbs“ Milch rein und reichlich Zucker und vielleicht noch „n Stigge Eierschägge“. Und schon macht der Sachse wieder mal das Beste draus – das kann er ja.

Muggiehs Wer optisch kraftvoll wirken möchte, sollte seine „Muggiehs“ in der „Muggieh-Buhde“ stählen.

Muhdsl Staubflocke, Fussel. Der Alptraum jeder Hausfrau. Das gleiche Wort steht auch für Schneeflocken: Im Winter 1979, als enormer Schneefall weite Teile des Landes lahm legte, nannten die Sachsen den eisigen Niederschlag „de Gadasdrohfn-Muhdsl“. Und wieder war eine Katastrophe klangvoll entschärft ...

Musickor, dor Der Musiker. Einige besonders kunstsinnige Sachsen behaupten, der Muusiker mit einer nachhaltigen Betonung auf dem u sei ein Musiker aus dem klassischen Bereich, der „Musickor“ (Betonung auf dem i) dagegen der leichten Muse zuzuordnen. Warum der Sachse das so fein säuberlich trennt, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. 

Mus-Schbridse Nein, in einer Konditorei werden sie dieses Gerät nicht finden. Denn hierbei handelt es sich um einen Regenschirm, der seinen Träger getreulich vor Regen, Sturm und dem ganzen anderen „Dseich“ beschützt. Mögliche Alternativbezeichnungen bei Unwetter mit Blitz und Donner sind auch „de Gewiddorflinde“ oder „Gewiddergrigge“. 

N wie Nischl

Nabbsilze, de Eine „Nabbsilze“ ist ein Blödian, ein Idiot oder auch nur ein alberner Mensch. Wobei ein gewisses Maß an Sympathie, ja sogar Bewunderung in diesem Wort mitschwingen kann.

Nacherds Gilt als Zeitangabe für nachher oder später. Wobei der Sachse keineswegs „Duhnichguhd“ ist, der immer alles auf die lange Bank schiebt oder ewig „rummährd“. „Nacherds“ meint meist noch den Zeitraum des laufenden Tages und verrät somit ganz nebenebei auch so einiges über das Pflichtgefühl des modernen Sachsen. 

naggsch Nackig, unbekleidet, also eben „naggsch“. 

nei wammsn Schnell essen, schlingen. Man könnte auch sagen: „nundor schdärdsn“. Obwohl der Sachse eigentlich ein Gemütsmensch ist, gehört er deswegen keineswegs zu den Phlegmatikern. Und wenn es mal zeitlich etwas knapp wird, dann muss man eben „ä weng“ schneller essen, also „hurtig seine Bemme nei wammsn.“ 

neinfefforn Ähnlich dem „Faggn“ ist es eine Variante für schwungvolles Hineinwerfen oder Schleudern. Macht Spaß und baut Stress ab. In jedem Manne (und durchaus auch in jeder Frau) ist ein Kind versteckt, das will „nein fefforn“. 

Nieslbriehm Ein „Nieslbriehm“ ist eine verträumte oder leicht beschränkte Person mit einer ziemlich langen Leitung.

ningln „Ningln“ ist oft die Vorstufe zum „gähgn“. Ein „Ningler“ kann aber auch ein stiller, unzufriedener Mensch sein, der eigentlich gar nicht so richtig weiß, warum er so schlechte Laune hat. Bis er das rausgekriegt hat, „ninglt“ er unaufhörlich vor sich hin. Nicht schön. 

Nischl, dor Gemeint ist damit ein besonders großer Kopf. So wie der Lenin-Nischl oder der von Marx oder anderen kommunistischen Geistesgrößen, die zu DDR-Zeiten Parks und Plätze zierten. 

Nischl-Allee Das Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz ist so groß und klobig, dass die Karl-Marx-Städter der ganzen Straße drumrum diesen Spitznamen verpassten. Wer diesen Ausfluss sowjetischer Kunst-Produktion gesehen hat, begreift, wie elegant-zurückhaltend die einheimische Bevölkerung ihre Kritik formulierte: „So ä Nischl!“ 

Nu Das kleine Wörtchen mit dem kurzen u bedeutet so viel wie „ja“ und ist besonders im Dresdner Raum gebräuchlich. Manchmal wird auch ein kleines schnelles „Nu nu“ nachgeschoben, um dem Gesagten noch mehr Nachdruck zu verleihen. 

Nu euja Meint: Aber sicher doch! Darin liegt so viel Wärme, Fantasie und Eloquenz, dass man einfach nur den Blick senken kann und dankbar ist – für die sächsische Mundart. 

Nuguggemada Verblüffter Ausruf, der so viel bedeutet wie: „Na so was!“ Treffender und lebensbejahender kann man großes Staunen nicht zum Ausdruck bringen. Sowohl gemurmelt als auch laut herausgeplautzt. Wenn der Sachse verblüfft ist, steht er dazu. Ohne Wenn und Aber.

Nuhdl, buts’sche Hier ist keineswegs ein italienisches Pastagericht gemeint, sondern ein ulkiger Mensch. 

nuhdschn Man kann es am besten mit Bonbons. Oder mit Lutschern. Babys „nuhdschn“ gerne an der Mutterbrust. „Nuhdschn“ ist gleichbedeutend mit lutschen, aber der Sachse ist viel zu sinnlich, um das Wort mit einem „l“ beginnen zu lassen. So kann man doch nicht „richdsch nuhdschn!“

O wie Oorschwerbleede

offhengn Bedeutet aufhängen. Wenn der Sachse liebevoll zu seinem Besuch sagt: „Hängdsch off!“, so ist dies keine Aufforderung zum Suizid, sondern lediglich der freundlich gemeinte Hinweis, seine Kleidung an der Garderobe aufzuhängen. 

Offwasch, dor Abwaschen oder aufwaschen? Das ist dem Sachsen völlig klar: „Na, Muddie, mussde nachher noch offwaschn?“ Muddie: „Nee, sch’hab doch ne Schbiehlmaschine, mei Gleenor!“

Oochn, de Die Augen, ebenso möglich „de Gnäbbe“ oder „de Guggelchen“.

Oorschwerbleede Stau, Post vom Finanzamt, keine Internetverbindung, kaputte Waschmaschine – Verzweiflung ist auch dem Sachsen nicht fremd. „Oorschwerbleede“ ist dann der beliebteste sächsische Aufschrei, um seinem Herzen etwas Luft zu machen. Und schon lässt sich alles leichter ertragen, man kann quasi sofort an die Problemlösung gehen und sich erfolgreich gegen das Schicksal stemmen.

Oufn Meint sowohl die Heizung, ist aber auch das Synonym für Vollidiot. Warum, weiß keiner. Klingt wohl gut und lässt sich leicht merken. 

P wie Plinse

pietschen, biedschen Sich einen gehörig hinter die Winde kippen, sich die Batterie abklemmen, den Maschinenraum fluten, den Hals desinfizieren ... sie wissen was gemeint sein könnte, oder?

Plinse(n) oder Blinse Flacher, dünner Eierkuchen, zumeist in der Pfanne gebraten aber auch ein sich etwas dusselig anstellender Mensch. "Nä Plinse emd."

Q wie quagn

quagn ungefragt und bisweilen unqualifiziert dazwischenreden. "Quag nä dazwischn!"

R wie Ränftl

Radahrdiehdn, de Die Fledermaus besitzt große Exemplare und kann mittels ihrer genetisch angeborenen Ultraschall-Ortung selbst in absoluter Dunkelheit extrem gut hören. Genauso ist es mit dem Gehör des Sachsen, denn auch er verfügt über sehr gute Radar-Tüten. Möglich ist natürlich auch „de Leffl“. 

Rähbschn, ä Auch hierbei handelt es sich um eine echte Leipziger Leckerei: Das „Rähbschn“ ist eine mit Marzipan gefüllte Dörrpflaume, die in Bierteig gewendet und anschließend in heißem Öl ausgebacken wird. Wahrlich ein Gedicht! 

Rahdehugge, de Hierbei handelt es sich um die Harke aus dem Kleingarten, die dem Sachsen nicht nur beim Umgraben hilft, sondern auch bei der Verteidigung gegen unliebsame Zeitgenossen: „De grischsd een middor Rahdehugge!“

Rahdscho Es hat zwar nicht mehr den Stellenwert wie vor 40 Jahren, aber der Sachse hört immer noch gern Radio. Das „Rahdscho“, auch liebevoll als „Gofferheule“ diffamiert, dudelt Musik jeglicher Art und informiert über Staus und andere wissenswerte Ärgernisse. 

rammdeeßsch Rammdösig kann man von vielerlei werden: wenn einen jemand andauernd zutextet: „De machsd eenen gands rammdeßsch mit dein’ Gesabbel!“, wenn es zu heiß ist, wenn man wenig geschlafen hat oder einem schlicht alles zu viel wird. „Rammdeßsch“ bezeichnet einen verwirrten Zustand, in dem man nicht einen klaren Gedanken fassen kann.

Randsn Es handelt sich nicht um das Ding aus der Schulzeit. Der „Randsn“ ist ein dicker Bauch, der natürlich nur sinnlichen Menschen gestattet ist, die gerne in Gesellschaft schlemmen und trinken. Alternativ „de Blaudse“, „de Wammbe“, „dor Wansd“ oder „de Gullor“. 

Ränftl, äs Vom Brot bleibt oftmals das „Ränftl“, der Kanten, übrig. Klein, ausgetrocknet und gebogen wie eine Schuhsohle. Also genau das, was kaum jemand essen will. Meine Mutter behauptet bis heute steif und fest „Da sinn de Viddamihne drin!“ Ich glaube aber, das ist ein Trick. 

Ranziehguggor, dor Hat es je ein schöneres und deutlicheres Wort für das gute alte Fernglas gegeben? Da hat selbst eine alternative Bezeichnung wie „Guggelofon“ keine Chance. „Ranziehguggor“ ist einfach nicht zu schlagen. Um solche Worte beneiden alle anderen uns Sachsen. Verständlich.

Raudieh Diese Bezeichnung ist direkt aus dem Englischen eingesächselt. Der zumeist jugendliche Rowdy verhält sich in jeglicher Hinsicht asozial. Er tritt meist in Rudeln auf, denn allein ist er erstaunlich feige. Besser, man geht solchen „Raudiehs“ aus dem Weg. Noch besser, man zeigt hier und da etwas Zivilcourage.

Reformande, de Eine „Reformande“ ist allenthalben unbeliebt, denn einen Verweis, eine Zurechtweisung oder eine Strafpredigt kriegt keiner gern, unabhängig vom Alter. So ist es kein Wunder, dass es das „bedrohteste sächsische Wort 2017“ geworden ist. Sowas verdrängt man nun mal am liebsten.

Rennbabbe, de Autoähnliches Fortbewegungsmittel aus Duroplast, bekannt unter dem offiziellen Namen „Trabant 601“. Andere Bezeichnungen waren „iebordachde Zindgerze“, „moderne Gehhilfe“, „Zwiggauer Flischdlingsgoffor“, „Gardong de Blamahsch“, „Saggsnborsche“. 

Rennsemmln Wird gern für schnell rennenden Kleinkind-Sachsen benutzt. Möglich ist auch „sebbeln“. 

Rieschgolbn, dor Die Nase, meist eine auffallende Ausnahme- Erscheinung. Möglich auch „dor Golbm“, „dor Bohbldorm“, „dor Schnorschhahgn“, „de Gorge“ oder „dor Zinggn“. 

Roddsfahne Ein ziemlich benutztes Taschentuch, unbedingt aus Stoff. Eklig – ja. Ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert, schließlich sind Taschentücher heute ja meist aus Papier. Und eignen sich daher nicht als „Roddsfahne“. 

Ruhss Hat nichts mit Schornsteinfegern zu tun, sondern ist die Bezeichnung für hochprozentige alkoholische Getränke wie Korn oder Whisky. Gern auch gleich „ne Bulle Ruhss“, dann hat man mehr davon. Kann ebenso als Geldersatz benutzt werden. 

rumgrähbln Sich mit einer schwierigen Arbeit abmühen oder quälen. Dieses Wort verrät viel vom sächsischen Ehrgeiz. Der Sachse will es wissen, ganz genau. Ja, er verbeißt sich mitunter in schwierige Themen und „grähbeld“ rum, aber am Ende kommt er immer ans Ziel. 

rumguddschn Der Sachse reist gern und „guddschd“ unentwegt durch die Welt – in alle vier Himmelsrichtungen und über alle sieben Meere. Kein Ziel ist zu heiß, zu kalt und schon gar nicht zu weit. Wie sagte einst schon Otto Reutter: „Ein Sachse ist immer dabei.“ 

rummgähsn Dumm labern, sabbeln, daherreden, den reinsten Käse erzählen. Ebenso anstrengend wie sinnlos, passiert es leider viel zu häufig, dass irgendjemand „rummgähsd“. 

Rungs Großer Kerl, der durch seine imposante Erscheinung zu beeindrucken weiß. Mitunter wird auch ein allzu klobig abgeschnittenes Stück Brot als „Rungs“ bezeichnet.

S wie Schmieche

säggs’sche Gemiedlichgeid Dieser sprichwörtliche Wesenszug des Sachsen manifestiert sich „im Scheelchn Heeßn“ und „ner Schdreiselschnegge“, die man gut „diddschn“ kann. Wenn man dann noch die Beine „off de Hiddsche“ legen kann, ist Entspannung pur angesagt. Sächsische Wellness eben.

Sässlbuhbsor Ja, mit den Beamten ist das so eine Sache. Der Sachse mag sie nicht, diese „Sässlforzor“, „Baragrafenreidor“ und „Bierouhängsde“, die nur dazu da sind, einem das ohnehin schon schwere Leben zu verkomplizieren. 

Sauhaggsch Nein, hier gibt es weder Gnade, Verständnis noch Toleranz. Ein „Sauhaggsch“ ist ein krimineller und rücksichtsloser Mistkerl. Für diesen miesen Drecksack kennt der sonst so milde gestimmte Sachse nur Verachtung. 

Schachd, dor „Mach den Schachd zu!“ – ja, halt gefälligst den Mund! Da kommt ja sowieso nur Quark aus dem „Schachd“. Deswegen weniger reden, mehr essen. Aber auch da gelangt meistenteils nur Mittelmäßiges in den nicht allzu wählerischen „Schachd“. Darum wird er ja auch so genannt.

Schbruhds Ein junger, zarter, noch unwissender, manchmal zu klein geratener Kollege, den niemand für voll nimmt. Wird auch für Lehrlinge angewendet, eigentlich für jeden Anfänger. „Schbruhds“ zu sein ist hart, aber eins ist sicher: Es geht irgendwann vorbei. 

schdärbschn Der Sachse verniedlicht alles und jeden und so macht er sogar vor dem Tod nicht halt. Das Diminutiv macht eben alles leichter und harmloser, das ist dem weisen Sachsen längst klar. Und „schdärm missn mer alle!“

Schdärdse Der Topfdeckel ist beim Kochen unbedingt notwendig. Nicht nur zum Hitze-Regulieren, aber wie soll man denn sonst vernünftig die „Gardoffln“ abgießen können? 

Schdeggdohsngassbor Ja! Nicht immer neigt der Sachse zu Respekt und Würde. Einen Elektriker so zu bezeichnen, ist zwar lustig, kommt aber beim so Bezeichneten nicht gut an. Woher der Spott für diese Berufsgruppe kommt, ist nicht bekannt. 

Schderze, de Auf Hochdeutsch würde man es wohl Sterze oder Stürze schreiben. Das erklärt aber noch immer nicht, was das sein soll. „De Schderze“ ist der Topfdeckel, den man „stürzen“ kann, wenn z.B. das Kartoffelwasser abgegossen wird. Ist doch logisch, oder?

Schdoob Staub ist, wie der kundige Linguist längst richtig übersetzt hat, nicht das, was er scheint. „Schdoob“ ist das Trinkgeld, das Kellner, Taxifahrer und Möbelpacker mit Recht erwarten. Sollte der „Schdoob“ allzu gering ausfallen oder gar ausbleiben, wird der Nicht-Empfänger sich das geradezu elefantös merken. Dann brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn Sie nicht bedient werden, den Flughafen nur über unfassbare Umwege erreichen oder der Schrank auf Ihrem Fuß abgestellt wird. Ein angemessener „Schdoob“ – dass weiß der kluge Sachse – ist eine sinnvolle Investition in die Zukunft. 

Schdreischbeen Liebevolle Bezeichnung für ein Streichholz. Ein Schulfreund beschrieb sein Faschingskostüm so: „Da geh isch naggsch, rouhd wärre isch von alleene!“ 

Schdreiselschnegge, de Für dieses Gebäck in Schneckenhausform lässt jeder normal veranlagte Sachse glattweg sogar seine Freundin stehen. „De sieße Schdreiselschnegge“ wird aus Hefeteig gefertigt. „Dahdorsch griehmelds ni sou dolle“. Ideal zum Frühstück im Bett. Mit Freundin. 

Schdreusln Der Sachse kennt viele Worte, um das kleine Geschäft zu beschreiben: „schiffn“, „sehchn“, „bullorn“. Beim „Schdreusln“ geht es eher um die gemütlich-verlangsamte Verrichtung, die vor allem bei Senioren in Anwendung kommt. Das kann dauern, aber man hat ja auch Zeit. Zum Glück.

Schduhbndieschor Liebevolle Umschreibung für Hauskatzen. Ein bisschen Urwald und Exotik für die eigenen vier Wände.

Scheelchn Heeßn, ä Kaffee, neudeutsch auch Cappuccino oder Latte. In Sachsen mag man es lieber bildlicher. Untrennbar von „dor säggs’schen Gemiedlichgeid“. 

Schegge Wenn der Sachse einen auffordert: „Bagge deine Schegge!“, so meint er eine Tasche bzw. die Dinge, die man z. B. für einen Ausflug benötigt, zum „Rumguddschn“ eben.

Schlaffiddschn Das ist der Nacken, an dem man gerne mal aus rein pädagogischen Gründen zur Räson gezogen wird. Möglich ist auch „äs Genigge“ oder „dor Ganndhagn“. 

schlahn „Gambeln un globbn“, auch das gibt’s in Sachsen. Es gibt eben überall irgendwelche jungen ungestümen Hallodris, die keiner Kneipenschlägerei aus dem Wege gehen. Und da wird sich gegenseitig munter „off de Riebe geschlahn!“. Schade ums Testosteron.

Schmiech(e) Der Gliedermaßstab bzw. Zollstock ist für den Handwerker unverzichtbar. 

Schmudsprussd Ungepflegter Mensch, der durch sein egoistisches Wesen auffällt. Seltsamerweise bezeichnen sich „Schmudsprüssde“ auch untereinander so. Ein Zeichen der Selbsterkenntnis? 

Schnabbor dichd! Sächsische Variante zum englischen „Shut Up!“ Ebenso gilt „Schachd ran!“ Klingt allemal besser als ein hartes „Schnauze!“ Ist aber genauso ernst gemeint. 

Schnaube, de Jetzt wird’s ein bissel unappetitlich. Denn die „Schnaube“ ist der Rotz, der einem aus der Nase läuft, wenn man starken Schnupfen hat und der ab und an geräuschvoll hochgezogen wird.

Schniebsgisde, de Der Sachse hegt fast schon heilige Gefühle für sein Bett und hat viele Begriffe dafür, wie „’s Näsd“, „de Heijah“, „dor Gahn“, „de Falle“, „de Floghgisde“, „de Furdsmulde“, „de Glabbe“ oder „de Buhbsmuhle“. 

Schnongse So ein Bonbon oder auch Drops kann oft der Eisbrecher für ein schwieriges Gespräch sein oder angespannte Situationen spürbar auflockern: „Gomm, mei Gleenor, nimm ma ä baahr Schnongse!“ Versuchen Sie’s mal. Funktioniert geradezu verblüffend. Merke: Solange gelutscht wird, wird nicht gestritten oder geschlagen. 

schnorbsln Das „Schnorbsln“ gilt als eines der Fundamente der „säggs’schn Gemiedlichgeid“. Denn schnabulieren, naschen oder eben „schnorbseln“ kann man immer und überall. 

Schnubbn Jeder hat ihn ab und zu. Vom Nordpol bis nach Neuseeland. Schon Moses litt darunter, ebenso Goethe. Auch der Papst hat ab und zu Schnupfen. Aber nirgendwo wird er so sinnlich bezeichnet: „Ja, isch habbe Schnubbn.“ 

Schoddor, dor Das schnöde Geld. Der Sachse hat jede Menge Begriffe dafür, wie „dor Giehs“, „de Mäuse“, „dor Gnaddor“, „de Binunnsn“, „de Asche“ oder „de Gnehde“. Bloß nicht so wichtig nehmen, das verdammte Geld. 

schubborn Das hat nichts mit Schuppen an Fischen oder auf der Kopfhut zu tun. „Schubborn“ besagt, dass es den Sachsen fröstelt: „Misch schubbords abor!“

Serwierwannsd Hier zeigt der Sachse seine für Uneingeweihte leicht missdeutbare Fantasie am Beispiel Kellner. Wirklich abfällig – und das mit voller Absicht – werden faule Kellner als „Serwierflähz“ betitelt. 

Sgladschglei Dieses Wort ist keine Stadt in Tadschikistan, sondern die unmissverständliche Androhung roher Gewalt, wenn nicht sofort Ruhe einkehrt. Auch bekannt als „Fratzengeballer“, „Blutpolka“ oder „Fäustekirmes“. Diese lautmalerische Beschreibung mit Hinweis auf ein zu erwartendes Handgemenge gipfelt in der Ankündigung: „Sgladschglei! Abor geen Beifall!“ Da spricht jemand auf subtil-satirische Weise Tacheles. Danach gibt’s allerdings nichts mehr zu lachen.

Ssssou Hier haben wir eines der wichtigsten sächsischen Worte. Es funktioniert in allen Lebenslagen wie ein Absatz im Text oder ein gesprochener großer Doppelpunkt. Danach kommt fast immer was Neues. Das unscheinbare deutsche Wort „so“ erfährt im Sächsischen eine vollkommen neue Würdigung. Aus dem kurzen Wörtchen wird das genüsslich verlängerte „ssssou“. Es ist der ideale Trenner zwischen verschiedenen Gesprächsthemen oder Handlungen.

Striezel, dor Weihnachts-Stollen, auch Christ-Stollen genannt. Ja, der Dresdner Stollen ist legendär, denn er ist der Beste der Welt. Ach, was sage ich, des Universums! Und deswegen kommt jeder Dresdner Stollen per Gesetz wirklich aus Dresden. Darauf können Sie sich verlassen. Genauso wie auf den einmaligen Geschmack. 

Subbe, arme Nein, dieser Begriff steht auf keiner Speisekarte. Er steht vielmehr für eine bedauernswerte Person, einen ausgesprochenen Pechvogel. 

T wie Tschitscheriengrien

Tschitscheriengrien, äs Diese eigenartige Bezeichnung beschreibt das merkwürdigste Grün auf der Farbenskala. Ein saftiges Grün mit einem Schuss Gelb. Oder mehr ein Olivgrün, allerdings etwas heller? Oder auch so ein Blaugrün, beinahe schon Türkis? In Wahrheit gilt es für alle schwer definierbaren Grüntöne, die man in Bausch und Bogen als „Tschitscheriengrien“ etikettieren kann. Damit ist man, zumindest in Sachsen, immer auf der richtigen Seite. Kurz: „Tschitscheriengrien“ ist die wahrscheinlich sächsischste Farbe der Welt. Und noch dazu das „bedrohteste sächsische Wort 2010“. Sollte man unbedingt retten!

U wie urst

Umboochn, dor Man kann geradeaus fahren, aber auch nach links und rechts, rückwärts geht selbstverständlich auch. Falls Sie aber schnell ans Ziel wollen, sollten Sie darauf achten, keinen „Umboochn“ zu fahren, also einen Umweg. Das könnte dann ähnlich umständlich werden wie dieses Wort.

ungeneußsch Ungnädig, unleidlich. „Sei ni so ungeneußsch!“ Möglich ist auch „gniedschisch“. 

urscheln Verschwenderisch sein. „Urscheln“ ist kein wirklich beliebter Wesenszug, denn es geht fast immer einher mit „rummährn“ oder „grouhsgoddzsch“ sein. Obwohl es durchaus Spaß macht. Also, wenn Sie „urscheln“, dann mit Augenmaß. 

urschn Das war in der DDR eine Todsünde. Denn in dieser Zeit des Mangels Lebensmittel o.ä. zu vergeuden oder zu verschwenden galt als kopf- und hirnlos und wurde stante pede und ganz allgemein gerügt: „Hehre off midd urschn. Bisde denn du nur bleede?“

urst Wenn irgendwas oder irgendwer „urst“ ist, kann man davon ausgehen, dass alle Anforderungen maximal erfüllt sind. Denn „urst“ ist nichts anderes als ein universell einsetzbarer Superlativ. Es soll sich angeblich von der Vorsilbe ur- ableiten. „Urst“ schön, „urst“ groß, „urst“ toll. Aber auch für negative Attribute wie „urst“ fies oder „urst“ blöd wird es verwendet. „Urst“ kann sogar für sich alleine stehen. Dann ist es eindeutig positiv und bedeutet mega, krass oder awesome, nur ist es nicht ganz so hip. Schade eigentlich.

V wie verbummfiedln

Vachabunnt, dor Das leicht altmodische Schmimpfwort bezeichnet einen leichtsinnigen, arbeitsscheuen Menschen, der auf Kosten anderer in den Tag hineinlebt. Das Gleiche meint „Haloudri“, „Duhnichguhd“ oder „Barahsiehd“. 

Vahdie, dor Normalerweise ein hart arbeitender Mann, der von seiner „Muddie“ treu umsorgt wird und den seine „Wännsdor“ heiß und innig lieben.

verbummfiedln Vergesslichkeit ist keine Zier, wird aber auf verständnisvolle und charmante Art und Weise moniert. Denn das kann ja jedem mal passieren. „Na? Hasde schon wiedor was verbummfiedld?“ 

verlei Sagt der Sachse „verlei“, will er nicht irgendwas ausleihen. „Verlei“ ist die liebevoll-praktische Verkürzung von „vielleicht“. 

vorblämborn Hoffentlich „vorblämborn“ Sie niemals Ihre Zeit, denn Sie bekommen sie dummerweise nicht zurück. Egal, ob unschuldig „vorblämbord“, wie auf Bahnhöfen und in Wartezimmern oder bewusst, wie beim Fernsehen oder Rumgammeln. Wenn Sie jedoch ein Buch lesen und sei es nur dieses, dann ist das nie „vorblämborde“ Zeit.

vorhohnebiebln Der Sachse gilt als überaus duldsamer, entspannter und freundlicher Mitmensch. Aber „verhohnebiebld“, also veralbert werden, das mag er dann doch nicht.

vorrichdn Der Sachse ist erklärter Hobby-Handwerker. Das „Vorrichdn“ ist das Einrichten und Renovieren der heimischen Bleibe. Von der Raufasertapete bis zum Wintergarten – es ist eigentlich immer was zu tun. Und, dass mit der typisch sächsischen Leidenschaft und Gründlichkeit. Wenn man dann irgendwann mal fertig ist, fängt man einfach wieder von vorne an.

Vouchl, dor Sowohl der ornithologische Sammelbegriff als auch die abwertende Geringschätzung eines Fremden: „Wassn das für ä Vouchl?“ Der „schräsche Vouchl“ ist ziemlich suspekt. Ganz schlimm aber ist der „miese Vouchl“ – der ist einfach nur mies! 

W wie Wannsdrammeln

Wännsdor, dor Nachwuchs, Kinder, Brüllfleisch. „Dor Vahdie un de Muddie“ sind zwar manchmal genervt, aber was wäre das Leben ohne Kinder? Manche behaupten: ruhiger.

Wannsdrammeln Medizinisch-poetische Bezeichnung von Magendrücken, Darmproblemen oder auch Blähungen. Man kann aber auch ganz einfach sagen: „Mior zwärnds inn Wannsd drinne!“ 

Wärschdchn So ein Würstchen ist nicht nur bei Kindern für „zwischendorsch“ beliebt, sondern fast jederzeit das Richtige zum „Schnorbsln“. Und außerdem geben dann „de Wännsdor“ auch mal für einen Augenblick Ruhe. Und das ist ja auch mal ganz schön. 

weeßgnebbschn „Na so was!“ oder „Schau mal einer an!“. Der Ausdruck wird meist bei erfreulichen Ereignissen wie erwünschtem Nachwuchs, überraschenden Hochzeiten und unerwartet gewonnenen Fußballspielen benutzt. 

Wurzlsäbb Gärtner. Die Bezeichnung trifft den Tätigkeitsbereich des Gärtners zwar nur ansatzweise, dafür ist sie lustig.

X wie nüscht

Hier gibt's nüscht zu sehn.

Y wie och nüscht

Nüscht. Rein gor nüscht.

Z wie zordebborn

zäggn Ärgern, rumstänkern. Wer „zäggt“, riskiert eine „digge Libbe“ und macht sich unbeliebt. Mal ehrlich: Wer sich mit einem Sachsen – der, wie schon mehrfach erwähnt, zu den nettesten und friedfertigsten Erdenbürgern gehört – nicht einigen kann, hat nichts anderes verdient! 

Zärrwannsd Musik spielt in Sachsen eine große Rolle. Nicht erst seit Johann Sebastian Bach. Es muss ja auch nicht immer die Orgel sein. Ein Akkordeon tut es auch – es ist ohnehin laut genug. Man kann auch „Gwäddschgommouhde“ oder „Ziehgwiedsche“ dazu sagen. 

zordebborn Zerschlagen oder kaputt machen. Beim Polterabend „wärds Geschärre zordebbord“. Natürlich fällt dem Sachsen auch mal aus Versehen was runter, oder der Sohn „zordebbord“ mit einem schönen Vollspannschuss die Wohnzimmerscheibe des Nachbarn. Zum Glück gibt’s „de Hafdpflischdversischerung“.