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Wachstumsweltmeister Spargel

Wer hätte das gedacht: Mit rekordverdächtigen 7,5 Millimetern pro Stunde ist Spargel eindeutig der Wachstumsweltmeister auf deutschen Feldern und Beeten. Kein anderes Gemüse gedeiht in dieser Geschwindigkeit und muss daher bis zu zwei Mal am Tag gestochen werden. Seit Mitte April wird das zarte Frühlingsgemüse nun auch im Freistaat geerntet – 2021 nach Angaben des Verbandes der Ostdeutschen Spargel- und Beerenobstanbauer (VOSBA) e.V. insgesamt 517 Tonnen.

Zwar ist Sachsen damit im Vergleich der Bundesländer relativ weit abgeschlagen – Spitzenreiter Niedersachsen fuhr im vergangenen Jahr gut die fünfzigfache Ernte ein. Der Spargelbegeisterung der Sachsen tut dies allerdings keinen Abbruch. In der Spargelsaison, die noch bis zum Johannistag am 24. Juni andauert, darf auf sächsischen Tellern das edle Gemüse - noch dazu in den sächsischen Landesfarben Grün und Weiß - nicht fehlen. Was den sächsischen Spargel so besonders macht? Er wird etwas später geerntet als andernorts und hat dadurch ein sehr schmackhaftes Aroma.

Die wichtigste sächsische Anbauregion für Spargel ist Kyhna im Landkreis Nordsachsen. Dort, wie auch in anderen Anbaugebieten im Freistaat, sind die Böden nicht ganz so sandig wie in Brandenburg oder dem nördlichen Sachsen-Anhalt, und unter diesen Bedingungen gedeiht der Spargel ganz besonders gut. Mancherorts setzen kleinere Betriebe aber auch auf alte Spargelsorten, die sich nicht im Supermarktregal finden lassen. Zum heimischen Spargel zu greifen, hat dabei viele Vorteile, weiß VOSBA-Geschäftsführer Frank Saalfeld: „Wer lokal kauft, spart Geld. Das gilt insbesondere für den sächsischen Spargel, denn direkt beim Erzeuger zu kaufen, ist oft deutlich preiswerter als im Supermarkt.“ So könne man nicht nur die hiesigen Spargelbauern unterstützen, sondern der Spargelbranche generell etwas Gutes tun, so Saalfelds Plädoyer, denn dies sei dringend vonnöten: „Seit 2010 ist die Anbaufläche im Freistaat von 324 Hektar auf heute 188 Hektar kontinuierlich geschrumpft. Natürlich spiegelt sich dies auch in den Erträgen wider, die in den letzten drei Jahren um gut ein Drittel zurückgegangen sind.“ Höchste Zeit also, das traditionelle Leipziger Allerlei oder den Sonntagsbraten mit einer exklusiven Spargelbeilage aufzupeppen.

Wo gibt es Sachsens leckersten Spargel?

In Sachsen gibt es 24 Landwirtschaftsbetriebe, die Spargel anbauen. Drei Spargelhöfe stechen dabei besonders heraus:

  • Traditionell beginnt die sächsische Spargelernte mit dem Nieschützer Spargel. Der Nieschützer Spargelhof liegt etwa zehn Kilometer von Meißen entfernt, eingebettet in malerische Kulisse am westlichen Ende der Sächsischen Weinstraße. Spargel wird hier seit 1994 angebaut und in vielen Restaurants und Gaststätten entlang des Elberadweges serviert. Neben dem weißen Klassiker bietet der Nieschützer Spargelhof auch den immer beliebteren grünen Spargel an, ebenso wie - etwas exotischer – Wildspargel.
  • Der Spargelhof Ponickau nahe Thiendorf ist ein landwirtschaftlicher Betrieb, auf dem seit einigen Jahren Spargel angebaut wird. Den schmackhaften Ponickauer Spargel kann man direkt im kleinen Hofladen oder an Straßenständen kaufen. Holger Schöne, der den Spargelhof Ponickau betreibt, setzt seit einigen Jahren zudem erfolgreich auf den Erlebnischarakter des Spargelgenusses und betreibt mittlerweile drei Erlebnisplantagen im Dresdner Umland mit Maislabyrinth, benachbarten Erdbeer- und Heidelbeerplantagen sowie einem Beerencafé.
  • Ein Tipp für alle Spargelliebhaber aus Nordsachsen ist der Spargelhof Nauwalde. Hier wird auf zehn Hektar Fläche seit 2006 weißer und grüner Spargel angebaut. 2020 hat der Spargelhof als erster in Sachsen die Selbsternte eröffnet.

Exkurs: Gaumenschmaus in Grün-Weiß

Weißer oder grüner Spargel? Diese Frage stellt sich in Sachsen vermutlich nicht, denn die sächsischen Landesfarben sind allemal vertreten. Wo jedoch liegt der Unterschied zwischen beiden Spargelsorten? Weißer Spargel reift in sandigen, lockeren Dämmen und immer unter der Erde. Bedeckt von Folien, sieht er kein Sonnenlicht und behält damit seine weiße Farbe. Er wird gestochen bevor er die Erde durchdringt. Im Gegensatz hierzu reift grüner Spargel oberirdisch. Der Farbstoff Chlorophyll verfärbt ihn grün, verleiht ihm die richtige Würze und einen höheren Vitamin-C-Gehalt. Grüner Spargel wird nicht gestochen, sondern geschnitten.