Der Umgang mit Tod und Trauer ist so vielfältig wie die Kulturen der Welt. Der „Día de los muertos“ in Mexiko gleicht einem großen Karneval, in Jamaica endet eine neuntägige Totenwache mit der neunten Nacht, in der die Hinterbliebenen ein großes, fröhliches Fest ausrichten. Auf der indonesischen Insel Sulawesi gehört im Todesfall ein mehrtägiges Fest für das ganze Dorf und viele Gäste ebenso zur Beisetzung wie die Schlachtung von Wasserbüffeln und Schweinen. Auch in Westafrika wird ein Trauerfall von gutem Essen, Gesang, Fröhlichkeit und bunten Farben begleitet.
Der Tod gehört zum Leben, und trotzdem verdrängen ihn viele. Nach wie vor wird er in Deutschland tabuisiert. Die Folge: Viele Menschen setzen sich weder mit der eigenen Sterblichkeit, noch mit der ihrer Mitmenschen auseinander. Doch es gibt Wege, wie man mit dem Unausweichlichen besser klarkommt: Wir müssen den Tod in unser Leben lassen, denn Sterben ist Realität genauso wie die Geburt.
Das Buch spannt den großen Bogen zum Thema Tod: der Verlust eines Kindes, das Warten auf ein Spenderherz, Suizid oder selbstbestimmtes Sterben. Wir lernen die junge Mutter Silke kennen, die ihren Sohn im Alter von sechs Jahren durch einen Hirntumor verlor und nun Wege sucht, weiterzuleben. Oder Thomas, der auf ein Spenderherz wartet. Bis er das bekommt, hält ihn ein Kunstherz am Leben. Seine Geschichte ist fesselnd und bewegend, seine Gefühle und Gedanken wandeln zwischen Angst und Hoffnung. Und Dorothée, die sagt: „Die Aussicht auf einen selbstbestimmten Tod hat mich stets beruhigt.“
Geschrieben haben das Buch mit Julia Felicitas Allmann und Laura Letschert zwei Frauen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher kaum sein könnten. Sie haben völlig unterschiedliche Berufe, leben mehr als 1.000 Kilometer voneinander entfernt.
Zum ersten Mal getroffen haben sich die beiden auf einem Coaching-Workshop von Laura Letschert, aus dieser Begegnung entstand schnell eine Freundschaft und die Vision für das gemeinsame Buch. „Ich habe Philosophie studiert, doch die Fragen nach dem Sinn des Lebens und der eigenen Endlichkeit haben mich schon als Kind fasziniert“, erinnert sich Laura Letschert. „Abends vor dem Schlafengehen habe ich oft darüber nachgedacht, woher wir kommen und wohin wir gehen, und ich habe versucht zu verstehen, was die Gewissheit, dass auch mein Leben endlich ist, für mich bedeutet. Später habe ich mich dann immer öfter gefragt, warum wir den Tod so weit von uns wegschieben, obwohl genau diese Auseinandersetzung unser Leben bereichern könnte.“
Julia Felicitas Allmann hatte anfangs eher Berührungsängste mit dem Thema: „Ich selbst wäre wohl nicht auf die Idee gekommen, ein Buch über den Tod und das Sterben zu schreiben – doch die intensive Arbeit an dem Thema hat mich sehr bereichert. Vorher war ich mir nie sicher, wie ich mit Personen in meinem Umfeld umgehen sollte, die jemanden verloren haben. Heute ist es für mich viel leichter, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“
Und doch sei das Buch kein Trauerratgeber, sondern ein Buch, das „uns alle erreichen und bereichern kann, einfach, weil der Tod uns alle etwas angeht“, betonen die beiden. „Dabei ist uns wichtig, diesem Thema mit Respekt, Achtsamkeit und Ernsthaftigkeit zu begegnen, aber auch mit einer gewissen Neugier, Leichtigkeit und mit Humor. ‚BYE‘ sollte von Anfang an ein lebensbejahendes Buch sein, das voller Chancen steckt“, so Hoffnung und Fazit der Autorinnen.
Lesung und Gespräch - Julia Felicitas Allmann und Laura Letschert stellen ihr Buch „BYE - Wir sprechen von Tod, Abschied und dem, was bleibt“ vor (Palomaa Publishing)
24. März, 13.15-13.45 Uhr
„So geht sächsisch.“-Bühne (Halle 4, Stand B307)