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Reisen & Entdecken

Lückendorfer Bergrennen

Waghalsige Rennen, verrückte Kisten: das Lückendorfer Bergrennen

Es ist das älteste Bergrennen Deutschlands und ein Publikumsmagnet: das Lückendorfer Bergrennen im Zittauer Gebirge. Und es ist eine echte Herausforderung für die Fahrer, denn der Parcours ist anspruchsvoll. Im Schnitt 8.000 Besucher fiebern jedes Jahr an der Rennstrecke mit wenn die Piloten auf ihren historischen Motorrädern, Gespannen und Autos auf Zeit den Berg hinaufrasen. Rund 250 Motorsportbegeisterte werden zur nunmehr 101. Ausgabe am 3. August erwartet, aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Tschechien, Italien, Frankreich und England. Wir haben mit Veranstalter Sebastian Hahmann gesprochen – über die Faszination des Motorsports auf zwei, drei und vier Rädern und darüber, was die Zuschauer 2024 erwartet.

Herr Hahmann, worauf darf sich das Publikum in diesem Jahr freuen?

Wir haben eine tolle Neuigkeit! In diesem Jahr sind wir erstmals der deutsche Ausrichter der „Road Race Hillclimb European Championship“. In dieser Meisterschaft werden in fünf Klassen die schnellsten Bergfahrer Europas ermittelt. Doch damit nicht genug, denn es warten noch weitere Highlights! Die Besucher können sich auf spannende Rennen bei der „Vintage FIM Berg Europameisterschaft“ für Motorräder und Seitenwagen freuen. Außerdem gibt es den ADAC GLP-Berg-Cup für Automobile und Demonstrationsfahrten mit Rennfahrzeugen aus über 100 Jahren Motorsportgeschichte.

Was macht die Faszination des Rennens aus – auf der Fahrer- und auf der Besucherseite?

Ich denke, es ist die einzigartige Atmosphäre unserer Strecke mit langen Geraden und schwierigen Kurvenkombinationen. Wir sind das einzige Bergrennen für Motorräder und Seitenwagen in Deutschland, bei dem es um Geschwindigkeit geht, und gleichzeitig sind wir der deutsche Lauf zur Europameisterschaft. Wir pflegen die Tradition des Bergrennens als Motorsportdisziplin und sind Anlaufstelle für klassische und historische Motorsportfahrzeuge aus ganz Europa. Sie in Aktion zu erleben, zu riechen und anzufassen, das gibt es nur bei uns. Diese Klassiker sind die Vorläufer der heutigen MotoGP und Superbike, das wollen wir bewahren.

Sind hier nur Profis am Start oder kann jeder mitfahren?

Die Teilnehmer müssen keine Profis sein. Unsere Teilnehmer betreiben diesen Sport als Hobby, haben aber alle eine Rennfahrerlizenz und viel Erfahrung auf der Rennstrecke.

Wie ist es gelungen, dieses Rennen über 100 Jahre am Leben zu halten?

Durch das einzigartige Engagement und die Begeisterung für den Motorsport in der Region, und natürlich mit Unterstützung des Motorsportvereins MC Robur Zittau e.V. im ADAC (schmunzelt).

Gibt es in der Region eine besondere Tradition, was diesen Sport betrifft?

Aber ja! Hier war schon früh die Automobilproduktion angesiedelt, zum Beispiel mit dem Phänomenwerk in Zittau und dem Motorenwerk Cunewalde. Die gesamte Region ist ausgesprochen motorsportbegeistert.

Wer hat das erste Rennen organisiert, wie kam es dazu?

Das erste Rennen fand im Rahmen der ADAC Sachsenfahrt statt, die von Zwickau über Freiberg, Meißen, Königsbrück, Bautzen und Löbau nach Zittau führte. Organisatoren waren damals Rudolf Hiller aus Zittau und Gerhard Förster aus Löbau, beide Unternehmer aus der Region. Förster war Klavierbauer, Hillers führte erfolgreich die Phänomen-Werke seines Vaters Gustav Hiller und zählte zu den Vorreitern im Bau luftgekühlter Verbrennungsmotoren.

Gab es in der langen Geschichte auch besonders ausgefallene Gefährte?

Die Liste der Fahrzeuge und Fahrer ist lang. In der Vorkriegszeit waren es Namen wie Rudolf Caracciola, Hans von Stuck, Tom Bullus und Louis Chiron. Die Fahrer starteten auf Mercedes SSK, Bugatti, DKW, NSU und vielen anderen Marken. Zwischen 1961 und 1970 waren Fahrer wie Günter Bartusch, Klaus Pellert, Heinz Rosner und Heinz Melkus auf Fahrzeugen wie MZ, AWO oder Melkus RS1000 am Start. Es gab auch schnelle Frauen wie Helga Steudel, die erst auf zwei Rädern und später auf vier Rädern den Berg hinauf raste.

Was wünschen Sie sich für die bevorstehende Veranstaltung?

Ich wünsche mir ein spannendes, unfallfreies Rennwochenende mit glücklichen Teilnehmern und begeisterten Zuschauern an der Strecke.

Fotos: Pascal Bodling