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Reisen & Entdecken

Ohne Kohle, kein Boom.

Glück auf! In der KohleWelt in Oelsnitz!

Seit Januar 2025 begeistert die KohleWelt in Oelsnitz/Erzgebirge nach sechsjähriger Schließung wieder Besucherinnen und Besucher jeden Alters. Seit 2019 wurde die ehemalige Schachtanlage – ehemals Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge – umfangreich saniert. Gleichzeitig wurde eine neue Ausstellung mit völlig umgestaltetem Rundgang konzipiert. Was die Besucher hier erwartet? Eine spannende interaktive und multimediale Entdeckungsreise durch die Geschichte des sächsischen Steinkohlenbergbaus. So erfährt man, welchen Wohlstand der Steinkohlenbergbau Sachsen ab dem 18. Jahrhundert brachte. Man begegnet Menschen, die den sächsischen Steinkohlenbergbau prägten und Werte wie Solidarität und Zusammenhalt, die unter Tage das Gemeinwesen prägten, lebten.

Wir haben mit Museumsleiter Jan Färber vor der Wiedereröffnung des neuen alten Hauses gesprochen.

Museum Steinkohlenbergbau Sachsen

In 99 Sekunden durch die KohleWelt

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KohleWelt?

Die KohleWelt – hervorgegangen aus dem Bergbaumuseum Oelsnitz/Erzgebirge und dem Steinkohlenwerk „Karl Liebknecht“ – bewahrt eine einzigartige Sammlung von Objekten zum sächsischen Steinkohlenbergbau. Im Trialog von zeitgemäßer Objektpräsentation, multimedialer und interaktiver Inszenierung werden Exponate unterhaltsam und abwechslungsreich auf 6.000 m² Ausstellungsfläche präsentiert.

Herr Färber, fühlen Sie sich für die große Wiedereröffnung gerüstet?

Auf alle Fälle! Am 18. Januar werden wir um 10 Uhr in einer kleinen Feierstunde mit dem Landrat des Erzgebirgskreises die KohleWelt offiziell eröffnen. Begleitet wird diese Feierstunde durch vier Fahnenabordnungen der Knappschaften bzw. Bergbauvereine aus den sächsischen Steinkohlenrevieren Zwickau, Lugau-Oelsnitz und Döhlener Becken sowie durch das Bergmusikkorps „Glück auf“ Oelsnitz. Ab dem 19. Januar ist das Museum dann ab 10 Uhr für alle Besucher geöffnet. Besonders empfehlen kann ich das „GlückAufLeuchten“ der Oelsnitzer Blasmusikanten um 16 Uhr. Dann wird die KohleWelt in einer Mischung aus Licht und Farben, Musik und interessanten Beiträgen zur Bergbaugeschichte auf besondere Art und Weise „ins Licht“ gerückt. Die Veranstaltung ist zugleich offizieller Programmpunkt der Eröffnung der Kulturhauptstadt Chemnitz 2025.

Jan Färber, Museumsleiter der KohleWelt, Foto: Gregor Lorenz

Worauf sind Sie besonders stolz?

Dass langer Pause endlich wieder Führungen durch unser einzigartiges Anschauungsbergwerk angeboten werden können. Dass wir unsere frisch überholte Dampfmaschine, die größte vorführbare in Sachsen, wieder zum Leben erweckt haben. Dass unser Förderturm wieder befahrbar ist -  vom Turm hat man einen wunderbaren Blick auf das Revier bis zur Kulturhauptstadt Chemnitz. Ans Herz legen möchte ich unseren Besuchern aber auch die zahlreichen analogen und digitalen Aktivstationen, die Geschichte(n) um den sächsischen Steinkohlebergbau anschaulich vermitteln. Und unseren völlig erneuerten, begehbaren Steinkohlenwald, der einem Karbonwald vor 300 Mio. Jahren nachempfunden wurde. Oder unsere inszenierte Bergarbeiterkneipe, in der man Platz nehmen kann, nachdem man durch die „Kumpel-Galerie“ spaziert ist.

Umfasst die Modernisierung nur die Dauerausstellung oder auch andere Ausstellungbereiche?

Wir haben den gesamten übertägigen Schachtkomplex saniert. Die denkmalgeschützte Gebäudesubstanz wurde zur besseren musealen Nutzung durch moderne Ergänzungsbauten erweitert. Die meisten Bereiche sind nun barrierefrei zugänglich. Zentral war auch die Erneuerung der Ausstellungsräume. Der Rundgang wurde in seiner Wegeführung völlig neugestaltet, bisher nicht oder nur sehr eingeschränkt zugängliche Bereiche des historischen Industriebaus sind nun frei zugänglich. Und endlich ist auch der markante Förderturm des früheren Kaiserin-Augusta-Schachtes wieder begehbar.   

Wie hat sich das Rezeptionsverhalten der Besucher geändert, und wie tragen Sie diesem in der neuen KohleWelt Rechnung?

Unsere Gäste möchten weniger lange Fachtexte lesen, auch die reine Präsentation musealer Exponate hinter Vitrinen ist für uns nicht mehr zeitgemäß. Es gibt kaum noch Menschen, die die aktive Zeit des Steinkohlenbergbaus selbst erlebt haben oder gar in eine Kohlengrube eingefahren sind. Hier fehlt inzwischen das Wissen, um viele Exponate „zu verstehen“ und „lesen“ zu können. Deshalb geht es künftig darum, ausgewählte Ausstellungsstücke in einem größeren Entstehungs- und Nutzungszusammenhang vorzustellen. Warum gibt es das Exponat? Warum haben wir es für die Ausstellung ausgewählt? Welche Geschichte verbirgt sich dahinter? Und vor allem auch: Wer hat es genutzt? So begegnen unsere Besucher in der Ausstellung auch immer wieder bekannten Persönlichkeiten, wie dem Flugpionier Otto Lilienthal, dem Universalgenie Alexander von Humboldt oder dem Begründer der Montanwissenschaften Georgius Agricola. Und vielen weiteren meist unbekannten Menschen, die mit dem sächsischen Steinkohlenbergbau in Verbindung stehen. Zum Beispiel Kohlenwerksbesitzerin Dorothea Sarfert, die mit zehn Kindern nach dem Tod ihres Mannes selbst zur Unternehmerin wurde.

Welche thematischen Schwerpunkte sind hinzugekommen?

Der sächsische Steinkohlenbergbau wird viel stärker thematisiert – nicht nur die großen Reviere Zwickau, Lugau-Oelsnitz und Döhlener Becken, sondern auch die kleineren Lagerstätten. Dazu zählt auch die Einbettung des Steinkohlenbergbaus in Sachsen in die Wirtschaftsgeschichte des Freistaates, um kulturelle Entwicklungen und Errungenschaften, die dieser Bergbauzweig hervorgebracht hat, zu beleuchten. Ebenso war uns die stärkere Darstellung sozialgeschichtlicher Aspekte wichtig, also die Frage nach den Lebensbedingungen der Bergarbeiter und ihrer Familien. In diesem Ausstellungsbereich haben wir erstmals auch einen kleinen Gedenkort für die vielen tödlich verunglückten Bergleute eingerichtet. Und ganz neu und erstmals überhaupt als Ausstellungsthema wissenschaftlich bearbeitet ist die Frage nach der Nutzung und Verwendung der Steinkohle, denn ihre Nutzung ging weit über die Verfeuerung zur Energiegewinnung hinaus.

N.N., Hauer Wenzel Seemann, 1966

Welche Exponate sind besonders einzigartig?

Oh, das ist für mich als Museumsmensch eine schwierige Frage. Jedes Exponat ist auf seine Weise besonders. Besonders wertvoll ist beispielsweise der Meißner Kachelofen von 1934, der als Einzelstück für ein Verwaltungsgebäude der Gewerkschaft „Gottes Segen“ in Oelsnitz angefertigt wurde. Der bedeutende Porzellanmaler William Baring brachte hier wunderbare berg- und hüttenmännische Dekore auf.

Oder die herausragenden Stücke der weltweit einzigartigen Geleuchtsammlung von Grubenlampen der Zwickauer Firma Friemann & Wolf. Ebenso einzigartig sind zweifelsohne Exponate wie Bastelarbeiten sowjetischer Kriegsgefangener, die zur Arbeit in den Steinkohlenwerken verpflichtet wurden, und die aus Abfall-, Rest- oder Naturmaterialien gefertigte Basteleien gegen Lebensmittel eintauschten oder sich damit bei Unterstützern aus der Grubenbelegschaft bedankten.

Gibt es ein Lieblingsprojekt, das Sie im Zuge der Modernisierung umsetzen konnten, und auf das Sie besonders stolz sind?

Stolz bin ich zunächst vor allem darauf, dass wir als Museumsteam in einem intensiven gemeinsamen Prozess mit vielen Partnern die Zukunft der KohleWelt - Museum Steinkohlenbergbau Sachsen - sichern konnten. Aber Sie fragen nach meinem Lieblingsprojekt. Das ist eindeutig unser „glühendes Kohlenstück“. Als digitale Museumsrallye schafft es auf spielerische Art und Weise einen besonderen Zugang zu den Ausstellungsinhalten, ohne dass man Vorkenntnisse zum sächsischen Steinkohlenbergbau mitbringen muss.

Herzlichen Dank, lieber Jan Färber!