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Leben & Arbeiten

Pandemie jetzt

Interview mit Patrik Phan, Entwickler von "Pandemie jetzt"

Du hast die Plattform „Pandemie jetzt“ entwickelt: Die dazugehörige App mit Ampelfunktion hilft, den Überblick zu behalten und bringt auf den Punkt, was in Deutschlands Städten erlaubt ist und was nicht. Wie funktioniert die Plattform?

Patrik Phan: „Die Bundesnotbremse und ihre Umsetzung auf Landesebene regelt momentan eindeutig, bei welchen Kennziffern welche Öffnungen oder Einschränkungen zu erwarten sind. Anhand der täglich gemeldeten Inzidenz-Zahlen des Robert-Koch-Instituts bewertet die App die tagesaktuelle Situation in der jeweiligen Stadt in den verschiedenen Lebensbereichen – Schulen, Kindergärten, Gastronomie, Museen, Einzelhandelt usw. Eine Ampel zeigt dann eindeutig an, was geht und was aktuell nicht erlaubt ist."

Wann wurde dir klar „Ich will etwas verändern“? Was war dein innerer Antrieb, die Plattform ins Leben zu rufen?

Patrik Phan: „Ich liebe es, an Projekten zu tüfteln, die im Alltag einen Mehrwert bieten. Der Föderalismus birgt die Herausforderung, dass die Verantwortung und Umsetzung der Gesetze auf der regionalen Ebene liegen. Dabei gibt es teilweise Abweichungen bei der Realisierung. Den Überblick über das, was in deiner eigenen Region gerade gilt oder bereits wieder neu geregelt wurde, ist da oft schwierig. Hier soll die App Abhilfe schaffen und klare Orientierung bieten."

Wie lange hast du an der Plattform gearbeitet? Hattest du Unterstützer oder hast du alleine gearbeitet? Gab es rückblickend einen Moment, der dich an den Rand der Verzweiflung gebracht hat? Falls ja, was hat dich dazu gebracht, doch weiter zu machen? 

Patrik Phan: „Das Projekt entstand innerhalb einer Woche in ein paar Abend- und Nachtstunden. Ich finde es großartig, eigene Ideen in allen Prozessen selber umsetzen zu können - egal, ob Konzeption, technische Realisierung von Design und Code oder Vermarktung. Einen Rückschlag hatte ich in der Anfangszeit, nachdem der Bund den Öffnungsplan präsentiert hat. Ich habe in der ersten Version versucht, diesen 5-Schritte-Plan umzusetzen. Als Nächstes dann die Version des Freistaates Sachsens. Der hatte allerdings plötzlich noch die Randbedingung, dass die Inzidenzzahl über ein paar Tage stabil bleiben sollte. Diesen Aspekt hatte ich in der kompletten Struktur überhaupt nicht bedacht. Das führte dazu, dass ich dann noch mal alles verwerfen musste, da ich selber den Überblick verloren hatte. Ich hatte von meinem Projekt allerdings schon ein paar Freunden erzählt und die fieberten nebenbei auf die fertige Umsetzung hin. Das war letztlich mein Ansporn, die Zähne zusammenzubeißen. Zumal auch schon einige Nerven und Zeit in das Projekt geflossen waren.“

Hast du Vorbilder, die dich bei der Entwicklung der Plattform inspiriert haben?

Patrik Phan: „Ich fand diese überwältigende Beteiligung am bundesweiten WirVsVirus-Hackathon oder auch die #WirFürSchule-Kampagne im EdTech Bereich sehr inspirierend. Verschiedene kreative Köpfe haben sich mit den unterschiedlichen Problemen zur Corona-Pandemie auseinandergesetzt und haben tolle Projekte präsentiert. Aus diesen Initiativen kann man einiges an Innovationsgeist und Pragmatismus mitnehmen.“

Wie ist das Feedback bisher - gab es eins, dass dich besonders beeindruckt/bewegt/enttäuscht/gestärkt hat?

Patrik Phan: „Das Echo auf die App ist super! Ich denke, die App kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Situation ist für viele eine Herausforderung und ein Einschnitt in den gewohnten Alltag. Umso wichtiger finde ich es, sich konstruktiv mit der Situation und möglichen Lösungen auseinanderzusetzen und entsprechende Debatten zu führen. Mehr als diesen gesellschaftlichen Beitrag kann ich persönlich leider nicht leisten. Umso mehr freue ich mich über jede nette Zuschrift oder tolle Bewertung zur App. Sie motiviert, immer am Ball zu bleiben und hinter jeder neuen Regelung in den verschiedenen Regionen hinterher zu sein. Die App ist ja schließlich ein reines Herzensprojekt, das quasi in meiner Freizeit das Licht der Welt erblickt hat.“

Welche nächsten Schritte stehen in der Weiterentwicklung der App/Plattform auf der To-Do-Liste, welche 3 davon wirst du als nächstes umsetzen?

Patrik Phan: "Für das Projekt möchte ich gerne weitere Daten wie die regionale Intensivbettenbelegung oder auch weitere Lebensbereiche wie den öffentlichen Nahverkehr oder Reisen darstellen. Auch sind weitere Sprachversionen geplant. Für die nahe Zukunft ist ebenfalls eine Anbindung für Gesundheitsämter und Kommunen denkbar, damit sie Nachrichten oder regionale Push-Benachrichtigungen über die App versenden können. Hierzu muss allerdings noch einiges an Infrastruktur geschaffen werden."

„So geht sächsisch“: Was verbindest du mit dieser Botschaft? Warum ist Sachsen für dich ein Ort zum Studieren, zum Leben und zum Arbeiten zugleich? Was schätzt du hier besonders?

Patrik Phan: „Sachsen steht für mich mit dem Motto 'So geht sächsisch' für die typische Machermentalität der Sachsen: die Dinge anzupacken und zu bewegen. Dabei steht die Kampagne nicht nur für malerische Motive wie die Sächsische Schweiz — sondern auch für seine Menschen, Kultur und Wirtschaft. Vor über 40 Jahren hat mein Vater, ein gebürtiger Vietnamese, hier seine Wurzeln geschlagen und eine Familie gegründet. Damit hat Heimat in unserer Familie noch mal eine besondere Bedeutung. Es zeigt mir, dass Sachsen auch für Weltoffenheit stehen kann. Auch verbinde ich mit Sachsen die Möglichkeit, sich frei zu entfalten und zu wachsen. Mit 16 Jahren erhielt ich von den sächsischen Behörden das grüne Licht, als Minderjähriger eine eigene Design- und Digitalagentur zu gründen. Seit 2013 bin ich mit der Firma „Designtoasty“ als Jungunternehmer aktiv.“