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Leben & Arbeiten

Brotfluencerin Saskia Bues

Von „Rämftln“ und anderen Brotbackgeschichten

Jeder kennt ihn, jeder liebt ihn – den Geruch frisch gebackenen Brotes. Wenn es dann auch noch so gut schmeckt wie das von Brotfluencerin Saskia Bues aus Elsterberg im Vogtland, ist es zum Immateriellen Kulturerbe nur noch ein kleiner Schritt. Und so mag es nicht verwundern, dass die UNESCO die deutsche Brotkultur bereits 2014 zu eben diesem ernannte. Ein paar Jahre später, genauer gesagt 2018, entschloss sich die Hobbybäckerin, ihre Leidenschaft für den Sauerteig mit möglichst vielen anderen Brotfans auf Instagram zu teilen: Es war Geburtsstunde ihres Blogs „Brotbackgeschichten“ und der Beginn ihrer
Karriere als „Brotfluencerin“. Doch der Reihe nach.

Saskia, mit „Brotbackgeschichten“ betreibst Du einen ziemlich erfolgreichen Instagram-Kanal, und das zu einem doch recht speziellen Thema. Wie erklärst Du Dir das Interesse der Menschen am Brotbacken?
Gesunde Ernährung ist mittlerweile für viele ein wichtiges Thema. Die Menschen sind interessiert an Trends, experimentieren selbst, suchen das Besondere. Fermentationsprozesse zum Beispiel, wie sie bei eingewecktem Gemüse, Kefir oder Sauerteig stattfinden, spielen beim Brotbacken eine große Rolle. Insbesondere der Sauerteig mit seinen wilden Hefen und Milchsäurebakterien hat es vielen angetan, denn er tut unserem Darm gut. Und was unserem Darm guttut, tut auch uns gut.

Was hat Dich bei der Namensgebung für Deinen Account inspiriert? Welche „Geschichten“ kann Brot erzählen?
Backen verbindet, man schafft etwas Genussvolles mit seinen Händen und genießt es meist in Gesellschaft, kommt ins Gespräch – und erzählt sich Geschichten. Jeder meiner Brotbackkurse beginnt daher mit den persönlichen „Brotbackgeschichten“ der Teilnehmer. Zuweilen sind es sehr erfüllende und inspirierende, aber auch witzige Erlebnisse, von denen wir so erfahren.

Was hast Du beruflich gemacht bevor Du das Brotbacken für Dich entdeckt hast?
Zunächst habe ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert und einige Jahre in diesem Beruf gearbeitet. Mit Mitte Zwanzig habe ich dann Wirtschaftspsychologie an der Hochschule Harz studiert und war ein Jahr im Ausland. Irgendwie hat mir im Alltag aber immer etwas gefehlt. Nach einem Besuch beim Bäcker vor etwa sechs Jahren und dem Schock über die gestiegenen Preise entschied ich kurzerhand: Ich backe mein Brot ab jetzt selbst – und so bin ich beim Sauerteig gelandet. Über die Jahre ist diese Leidenschaft fürs Backen mit Sauerteig immer größer geworden. Es ist ein großartiges Handwerk, das es zu bewahren gilt.

Was genau fasziniert Dich am Brotbacken und an der „Königsdisziplin“ Sauerteigbrot, wie Du es selbst nennst?
Der Sauerteig hat sein Eigenleben; 3-4°C Temperaturunterschied oder eine längere Gärzeit (Ruhezeit) machen schon einen anderen Teig und somit auch ein anderes Brot. Tauscht man dann noch einen Mehltyp gegen einen anderen, z.B. Weizen 550 gegen Weizenvollkorn, ist das Desaster perfekt!

Experimentierst Du manchmal auch mit etwas ungewöhnlicheren Zutaten?
Aber sicher! In meinen Brotbackkursen gibt es immer eine „Naschecke“, wo Kursteilnehmer verschiedene Saaten, Kräuter oder Süße ausprobieren können. Ich selbst habe schon mit verschiedensten Zutaten experimentiert, beispielswiese mit unterschiedlichen Mehltypen wie Waldstaudenroggen oder Zugaben wie Hanfsamen und Brotklee. Regionalität ist mir dabei sehr wichtig. Meine Mehle beziehe ich überwiegend aus der Franzmühle in Elsterberg, und seit einiger Zeit arbeite ich mit einer kleinen Kräutermanufaktur aus der Region zusammen, die für „Brotbackgeschichten“ verschiedene Kräutermischungen zusammengestellt hat – meine eigenen Brotgewürze. Darauf bin ich sehr stolz!

Welches ist Dein persönliches Lieblingsbrot?
Ein Klassiker: das Roggenmischbrot, das man nach Lust und Laune abwandeln kann. Mal mit gerösteten, ganzen Walnüssen. Mal mit einem Brühstück aus Haferflocken, Lein- und Chiasamen oder einfach mit vielen frischen Kräutern. 

Du bist zwar keine gebürtige Sächsin, hast im Vogtland aber mittlerweile Deine Heimat gefunden. Was ist Dein persönliches Vogtländisches Lieblingswort?
Oh, da fällt mir eigentlich nur „Rämftl“ ein. Und das passt ja auch perfekt zu mir.

Fotos: Saskia Bues