Der Wettbewerb »Sachsens Unternehmer:in des Jahres« startet in die 19. Saison. Bisherige Sieger berichten, was der Erfolg ihren Firmen gebracht hat – und warum sich eine Teilnahme lohnt.
Es brauchte drei Anläufe, ehe Alexander Trommen, Roman Belter und Rolf Kluge hatten, worauf sie so scharf waren. 2020 hatte es das Führungstrio der Appsfactory GmbH geschafft. Seitdem schmückt »Die Träumende«, Trophäe im Wettbewerb »Sachsens Unternehmer:in des Jahres«, die Lounge ihrer Leipziger Zentrale.
»Anscheinend war die Jury erst da von unserm nachhaltigen Erfolg überzeugt«, sagt Trommen. Unternehmertum sei kein Sprint, sondern ein Marathon. »Das möchten wir allen mitgeben, die überlegen, sich zu bewerben«, so der Chef von jetzt 360 Mitarbeitenden. Die nahezu Verdopplung des Umsatzes auf 34 Millionen zeige, »dass der Gewinn auf jeden Fall nicht geschadet hat«, sagt er mit einem Augenzwinkern. Vor allem aber macht die vergoldete Bronzestatue im Wert eines Mittelklassewagens laut Trommen die Besitzer und ihre Belegschaft stolz, »ist sie doch eine der höchsten Auszeichnungen, die man als Unternehmer in Sachsen für sein Schaffen erreichen kann«.
Das sieht Katja Hillenbrand, Vorstand der Micas AG Oelsnitz, ähnlich. In ihrem Büro fand die Skulptur 2014 einen Ehrenplatz. »Die Verleihung war für mich ein sehr wichtiger Moment, denn sie hat mir gezeigt, dass wir als Team Micas über viele Jahre sehr viel richtig machen«, so die Chefin jenes Sensorherstellers und eine von zwei Frauen, die sich bisher mit dem Titel schmücken. »Die Träumende« versinnbildliche Miteinander, Wertschätzung und Zukunft in ihrem international tätigen Technologieunternehmen.
Seit dem Start 2005/06 gab es insgesamt 1.445 Bewerbungen und Vorschläge Dritter für Sachsens wichtigsten Wirtschaftspreis. Und für die seit 2020 jährlich wechselnde Sonderkategorie Fokus X und den ab 2017 vergebenen Gründerpreis interessierten sich bislang 150 bzw. 309 Einsender.
Sie tun es solo, als Duo oder als Trio – wie bei der ULT AG Löbau. Christian Jakschik und seine Söhne Alexander und Stefan, welche die Geschäfte nun allein führen, hatten 2016 gewonnen. »Der Sieg hat vor allem Reputation bei Beschäftigten, potenziellen Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Partnern gebracht, dazu spannende Kontakte, Gespräche und Anregungen für neue Geschäfte und Kooperationen«, sagt Alexander. Der Preis habe ihre Bekanntheit erhöht. Seit dem Triumph seien Belegschaft und Geschäft um 40 Prozent gewachsen: auf 130 Mitarbeitende und 20 Millionen Euro Umsatz.
Bei dem Mittelständler aus der Oberlausitz ist die 1,20 Meter große und 40 Kilo schwere Grazie auch ein wichtiger Stopp bei Führungen durchs Haus. »Als echtes Kunstwerk in unserer sonst so technischen Umgebung ist sie ein Blickfang und lädt zu kreativen Ideen ein«, so Stefan Jakschik. Sie erinnere täglich an die wichtigen Werte der ULT-Unternehmenskultur: Wertschätzung, Weiterentwicklung und Innovation.
An diesem Freitag startet der Wettbewerb in die 19. Saison. In der Sonderkategorie »Fokus X – Integration und Inklusion« soll in diesem Jahr jemand geehrt werden, der sich besonders um Eingliederung, Zusammenhalt und Vielfalt bemüht und in dessen Betrieb Integration und Inklusion vorbildhaft gelebt werden. Dem oder der Sieger/in winkt – wie auch dem oder der besten Gründer/in – ein Mediabudget von 60.000 Euro zur Produkt- oder Eigenwerbung in Sächsischer Zeitung, Freier Presse und Leipziger Volkszeitung sowie in deren Wirtschaftsmagazinen.
Mit dem Preis werden Sachsens Mittelstand und seine Erfolgsgeschichten ins rechte Licht gerückt – dank umfangreicher Berichterstattung der Medienpartner. In deren Porträtserie können Unternehmen auf sich aufmerksam machen und sich auch als attraktiver Arbeitgeber präsentieren – ein Pfund in Zeiten von Personalnot.
Und wer es unter die Besten schafft, erhält neben der Urkunde eine Einladung zur exklusiven Preisverleihung in Dresdens Gläserner VW-Manufaktur – Gelegenheit zum Netzwerken und Austausch mit Sachsens Ministerpräsidenten, Wirtschaftsminister, Vertretern der Kammern und Verbände. Das offizielle Finalisten-Signet kann auf Social-Media-Kanälen, als Banner in der E-Mail-Signatur und auf der Firmen-Website Eindruck machen. Unterm Strich verheißt die kostenfreie Teilnahme tolle Aussichten bei wenig Aufwand.
»Der Gewinn des Unternehmerpreises 2009 war für uns nicht nur eine Auszeichnung, sondern ein kraftvoller Schub für Innovation und Exzellenz«, blickt Thomas Herrmann, Chef der Dresdner Entiretec AG, zurück. »Als Start-up gerade fünf Jahre am Markt, erlebten wir durch den Preis eine Welle des Vertrauens und der Anerkennung von Kunden, Partnern und der Branche – bis heute ein Ansporn, Spitzenleistungen zu erbringen und die Grenzen der Technologien neu auszuloten«, sagt der Chef und Inhaber des weltweit aktiven IT-Spezialisten mit rund 60 Beschäftigten und 12,5 Millionen Euro Jahresumsatz.
Auch Wolfgang Groß, Geschäftsführer der Fit GmbH in Zittau, hat durch die glänzende Skulptur seinen Triumph von 2011 täglich vor Augen. »Sie ist eine schöne Erinnerung daran, nicht aufzugeben, auch wenn es schwierig oder manchmal auch aussichtslos scheint«, sagt er. Den Preis habe er gewonnen, nachdem Fit den schweren Rückschlag durch die Neiße-Flut überlebt hatte. Damals sei unklar gewesen, ob das Unternehmen den mehrere Millionen schweren Schaden verkraften könnte. Heute sei der Spül- und Waschmittelhersteller die Nummer zwei in Deutschland. Der Umsatz habe sich in zwölf Jahren auf gut 360 Millionen Euro mehr als verdreifacht, die Mitarbeiterzahl auf 270 erhöht.
Braucht es noch mehr Argumente für eine Bewerbung? Das Potenzial ist groß. Laut Datenbank der Wirtschaftsauskunftei Creditreform erfüllen rund 10.000 inhabergeführte Unternehmen mit Sitz oder Standort im Freistaat die Bedingungen für den Hauptpreis. Für die Sonderkategorie Fokus X – ganz ohne Mindestkriterien – kommen gar 74.000 Firmen infrage – und bei den Start-ups etwa 4.000 Gründeradressen.
Also ran ans Werk, es lohnt sich! Und das Beispiel der Leipziger Appsfactory zeigt, dass sich auch Hartnäckigkeit auszahlen kann. Denn manchmal sind eben doch aller guten Dinge drei.
Text: Michael Rothe, Sächsische Zeitung