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Lars P. Krause

Lars P. Krause

Dresden

Wer auf die Musik der „Foo Fighters“, von „Pearl Jam“ oder „Marteria“ steht, wird Lars P. Krause vermutlich bereits begegnet sein. Nicht persönlich, aber seinem Werk. Denn Lars P. Krause ist Künstler – mit ausgewiesener Expertise im Siebdruck – und prägt als solcher ganze Konzerttouren namhafter Bands, Musikgrößen und Festivals, aber auch schon mal den legendären Tourbus der „Toten Hosen“, mit seiner unverwechselbaren Handschrift. Auf Tourplakaten, Gigpostern, Plattencovern, im Web. Nun hat der Dresdner für „So geht sächsisch.“ komplettes Neuland betreten und quasi dem „Nationalheiligtum“ des Erzgebirges, dem altehrwürdigen „Steiger“, ein frisches Antlitz verpasst. Was ihn an der Herausforderung gereizt hat? Was er persönlich bei der Arbeit vielleicht auch Neues gelernt hat? Darüber haben wir mit ihm gesprochen.

Lars, Du bist der kreative Kopf hinter dem „So geht sächsisch.“-Steiger. Was hat Dich daran gereizt, dem traditionellen Bergmann einen frischen Anstrich zu verpassen?

In den letzten 25 Jahren habe ich mich hauptsächlich mit der Darstellung von Musik in Form von Postern und Plattencovern beschäftigt. Über die Jahre entwickelt man da wahrscheinlich so etwas wie eine Handschrift oder wie ich es eher bezeichnen würde: Strategie. Diese Herangehensweise mal absolut genreübergreifend auszuprobieren, darin bestand für mich der größte Reiz.

Wie erklärst Du Dir die große Popularität, die das Steigerlied im Erzgebirge und anderen Bergbauregionen heute noch genießt?

In meiner Heimatstadt Hoyerswerda und der Region ringsherum ist der Bergbau – wenn auch über Tage – seit über 100 Jahren prägend für Land und Leute. Er gab den Menschen dort viel Hoffnung und Wohlstand, brachte aber auch Verzweiflung und Leid. Die Leute dort sehen sich als Bergleute, mit allen Konsequenzen. Das Steigerlied ist hier eine Hymne. Nun ist es aber auch eine eher junge Bergbauregion – verglichen beispielsweise mit dem Erzgebirge. Jetzt werden die Löcher in der Erde um Hoyerswerda sukzessive geflutet, und in nicht mehr zu ferner Zukunft wird diese Ära dort – wie schon vor langer Zeit im Erzgebirge – für beendet erklärt werden. Da sind jede Menge Emotionen im Spiel. Das Steigerlied kann hier wie dort, gestern wie heute, diese Emotionen auffangen.

Gab es für Dich überraschende Erkenntnisse, als Du in Vorbereitung auf die Gestaltung des „neuen“ Steigers zum Thema recherchiert hast? 

Die Figur des Steigers war mir ja an sich nicht neu, schon mein Ausbildungsbetrieb hieß „Glück-Auf-Knappenrode“. Die Welt, die sich mir aber bei den Recherchen für die Steiger-Darstellung auftat, war verblüffend groß. Die lange Geschichte, die Vielfalt der Traditionen und insbesondere das tiefgreifende Detailwissen der Leute, mit denen ich dieses Thema besprochen habe, haben mich total fasziniert.

Welche Projekte stehen – nach dem „So geht sächsisch.“-Steiger – als nächstes an?

In letzter Zeit arbeite ich wieder öfter für Marken und Institutionen. Da kommt 2024 einiges an Arbeit auf mich zu. Aber auch die Bandposter werden mich 2024 wieder beschäftigen, unter anderem für „Woods of Birnam“, in meinen Augen eine der besten Bands, die Sachsen aktuell zu bieten hat.

Das Steigerlied bedeutet in erster Linie ein großes Stück erzgebirgische Identität und damit natürlich auch sächsische Identität. Mal abgesehen vom Steigerlied, was bedeutet für Dich „typisch sächsisch.“?

Typisch sächsisch ist für mich der sächsische Dialekt und die feinen regionalen Unterschiede. Wenn man in Hoyerswerda aufgewachsen ist, einem Schmelztiegel aller ostdeutschen Dialekte, hat man ein Ohr dafür. Ansonsten sticht für mich besonders der sächsische Erfindergeist hervor, das Porzellan, die Filtertüte, die Milchschokolade und eine Reihe von Erfindungen, die den Bergbau revolutionierten.

Was sind für Dich typisch sächsische Qualitäten? Wie würdest Du die Sachsen an sich charakterisieren?

Wenn die Sachsen mal nicht maulen, dann haben sie einen liebevollen Humor – und nehmen sich selbst oft auch gar nicht so ernst. Das gefällt mir.

Welches ist Dein sächsisches Lieblingsgericht?

Da fallen mir zu allererst Eierschecke und Dresdner Stollen ein. Beides lecker, aber doch nicht meine Favoriten. Nur die sächsischen Quarkkeulchen, nach Mutterns Rezept zubereitet, da tropft mir dann auch schon mal der Zahn. In der herzhaften Note ganz klare Entscheidung in Richtung Lausitz: Pellkartoffeln mit Leinöl und Quark!

Und was ist Dein sächsisches Lieblingswort?

Das „Nu“! Das ist auch das erste Wort - oder der erste sächsische Urlaut – den sich Beutesachsen wie ich nach relativ kurzer Zeit im sächsischen Habitat selbst unbemerkt aneignen (lacht).

Wenn Du einen Wunsch für unser Land fürs neue Jahr frei hättest, welcher wäre das?

2024 stehen Landtagswahlen in Sachsen an. Ich wünsche mir, dass alle Sachsen ganz ohne
Wut im Bauch wählen gehen und besonnen und reflektiert ihre Kreuze setzen.