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Pascal Kaufmann

Pascal Kaufmann

Erzgebirge
Foto: Mike Klaschka

Dirigent, Organist, Kirchenmusiker und Festivalveranstalter

Pascal Kaufmann gibt gern den Ton an. Als Dirigent, Organist, Kirchenmusiker und Festivalveranstalter hat der 30-Jährige aus Lichtenstein/Sachsen bereits sichtbare Spuren in der klassischen Musikszene hinterlassen. Mit seinem Bruder Markus im Orgelduo zählt er zu gern gesehenen Gästen im In-und Ausland. Kreativ, unkonventionell, überraschend ist seine Annäherung an die klassische Musik – gerade erst hat er mit der Jungen Philharmonie Augustusburg das ehrwürdige Steigerlied als „Ode an des Steigers Licht“ neu und sehr einfühlsam als Orchesterversion neu interpretiert.

Pascal, woher kommt Deine Leidenschaft für die Musik?
Die Menschen mit Musik zusammenbringen zu können, fasziniert mich, und ich empfinde es als ein großes Geschenk. Andererseits beschert sie einem aber auch großartige Momente in Einsamkeit – dann beispielsweise, wenn man ganz allein mit seinem Instrument nachts große Kirchenräume zum Klingen bringen kann. Mit eigener Musik, aus eigenem Empfinden heraus.

Seit 2019 arbeitest Du als Kirchenmusikerim Erzgebirgischen Augustusburg und hast dort als eine Deiner ersten Amtshandlungen den Augustusburger Musiksommer ins Leben gerufen. Im gleichen Jahr folgte die Gründung der Jungen Philharmonie Augustusburg, ein exzellentes Ensemble junger Spitzenmusiker. Was sind Deine nächsten Projekte?
In der Tat bereiten wir gerade die nächsten spannenden Projekte vor – über die ich derzeit aber noch nichts verraten möchte.

Eure Musik ist eine absolute Sinneserfahrung – wer Dich und Deinen Bruder einmal live erlebt hat, vierhändig und-füßig Orgel spielend, weiß, zu welch Farbenreichtum dieses Instrument fähig ist. Und doch, so scheint es, tut sich die klassische Musik immer noch schwer, das junge Publikum zu erschließen. Woran liegt das Deiner Meinung nach? Oder ist es eine Fehleinschätzung?
Beides ist der Fall. Da ich einmal pro Woche am Gymnasium das Fach Musik unterrichte, weiß ich, dass das Interesse an klassischer Musik dann rasant wächst, wenn Hintergründe zur Musik und zum Komponisten als Person vermittelt werden. In diesem Fall hängt die Wertschätzung von klassischer Musik, auf der auch alle nachfolgende Musik aufbaut, unmittelbar mit Bildung zusammen. Wenn die Schüler wissen, dass Beethoven allein in Wien über 30 Mal umgezogen ist, dass er seine Haushälterin mit Eiern bewarf wenn ihm die Suppe nicht schmeckte, und dass er im Zuge seiner Taubheit auch zutiefst cholerisch wurde, dann hören sie in der 5. Sinfonie viel mehr als das berühmte ‘Ta-Ta-Ta-Taaa!‘. Und sie wollen dann auch wissen, was im 2., 3. und 4. Satz passiert.

Insgesamt sehe ich die Situation aber sehr entspannt. Die jüngeren Generationen sind heutzutage einem absoluten Übermaß an Einflüssen ausgesetzt - da beneide ich fast die Älteren, für die der Besuch eines Konzertes neben Einkauf und Arztbesuch oftmals der Monats-Höhepunkt ist, wo die Aufnahmefähigkeit so viel größer ist, und wo jeder einzelne Ton auf fruchtbaren Boden fällt.

Mit Deinem Talent und deinen Meriten hätten Dir die Orchesterbühnen dieser Welt offen gestanden, sie tun es immer noch. Warum hast Du Dich entschieden, in der Heimat, im Erzgebirge zu bleiben?
Das Umfeld in Augustusburg bietet mir aktuell einen immensen Gestaltungsspielraum, den ich sehr wertzuschätzen weiß. Dazu kommt, dass mich die wunderbare Landschaft und der Weitblick weitaus mehr inspirieren als das Großstadtleben. Hier im ländlichen Raum sind persönliche Kontakte weniger oberflächlich, die Wege zur Umsetzung von Ideen kürzer, die Menschen überaus dankbar. Das wird mir jedes Mal aufs Neue klar, wenn ich für große Vorhaben innerorts zwischen Kirche, Stadtverwaltung, Schloss und Gymnasium unterwegs bin. Und klar freut man sich dann auch über die Einladungen großer Konzerthäuser und Kathedralen im In- und Ausland. Diesen Freiraum zum Ausschwärmen zu haben, ist mir persönlich wichtig.

Was bedeutet Dir Heimat? Warum lebst Du gern in Sachsen?
Egal, aus welcher Himmelsrichtung man nach Sachsen kommt: Es fällt mir jedes Mal wieder auf, wie vielfältig doch unser Land ist, geografisch und kulturell gleichermaßen. Ich bin froh, hier zu Hause zu sein.

 „Typisch sächsisch“ – was heißt das für Dich?
In erster Linie bezeichnet es den Charakter der Menschen hier: zunächst verschlossen, später unglaublich herzlich und tiefgründig.

Gibt es einen Lieblingsort, an dem man Dich besonders oft antrifft?
Zum einen ist das ein idyllischer Aussichtspunkt, der gleich hinter meinem Arbeitsplatz liegt, der Augustusburger Stadtkirche St. Petri. Er heißt witzigerweise auch ‘Kantor's Ruh‘. Und wenn ich den Wolken noch etwas näher sein möchte, geh ich auch sehr gern hoch auf die Aussichtsplattform des Kirchturmes.

Welches Klischee über Sachsen regt Dich am meisten auf?
Oh, da gibt es viele… Aber lassen wir die Leute doch einfach reden.

Würdest Du für Sachsen eine Sinfonie komponieren, welchen Namen trüge sie?
Sinfonie Nr. 1 e-Moll („Die vier Jahreszeiten").

Zu guter Letzt: Was ist dein sächsisches Lieblingsgericht?
Da passt wohl kein Pasta-Gericht so wirklich als Antwort...