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Christin Popella

Christin Popella

Erzgebirge

Frau Popella, Sie sind Inhaberin des Popella Genusshandwerks in Aue. Was genau muss man sich unter „Genusshandwerk“ vorstellen?

Wir verbinden unsere Leidenschaft für den Genuss mit profundem handwerklichen Können. Beides ist tief in unserer Familientradition verwurzelt. Alles begann mit einer Fleischerei, die meine wunderbaren Urgroßeltern Helene und August vor über 100 Jahren gegründet haben. Seitdem sind wir – heute im Bereich Catering – mit unserem achtköpfigen Team voller Hingabe für Genuss-Momente in jeder Lebenslage da. Von der Traum-Hochzeit bis zum Corporate Catering im Firmenbereich. Das Ganze immer in Kombination mit echtem, purem Handwerk. Es ist ein Job, bei dem man am Abend körperlich deutlich spürt, was man geleistet hat. Wenn wir damit aber Menschen happy machen, in Staunen versetzen und Wertschätzung zu spüren bekommen, macht einen das schon verdammt glücklich und verdient definitiv den Stempel „Traumjob“.

An welchem Punkt in Ihrem Leben erreichen wir Sie gerade?

Kurz nach einem Umbruch. Viele unserer Mitarbeiter wurden im letzten Jahr von Schicksalsschlägen überrascht. Irgendwann waren wir alle an einem Punkt, an dem jeder einzelne von uns neu bewerten musste, wie man Leben, Arbeit und speziell Alltag zukünftig definiert. Für uns hieß es, sich von allgemeingültigen Glaubenssätzen zu verabschieden, Werte und Positionierung neu zu denken, Mutausbrüche zu wagen. Wir sind durch schmerzhafte Veränderungen gegangen, um nun der neu gewonnenen Freiheit dankbarst, demütig und vorfreudig um den Hals zu fallen.

Sie sind auch offizielle Botschafterin des Erzgebirges. Was genau verbirgt sich dahinter, und warum engagieren Sie sich in dieser Funktion?

Weil es mir eine große Ehre ist! Es macht unheimlichen Spaß, die vielen Vorurteile aufzubrechen. Hinterwäldlerisch? Hat schon eine gewisse Berechtigung - weil wir die pure Natur einfach immer zum Greifen nah spüren dürfen. Mehr aber auch nicht. Wir sind alles andere als verschlafen und provinziell. Und das sollten wir schon auch ziemlich laut in die Welt hinausrufen. Auch, dass wir in der wohl schönsten Gegend Deutschlands leben. Wir sollten aktiv und stolz Tradition zelebrieren, bewahren und wertschätzen. Ich glaube, Botschafterin des Erzgebirges darf ich mich auch deshalb nennen, weil ich das genauso unverfälscht sehe, offen kommuniziere und mit voller Überzeugung lebe.

Leben und arbeiten Sie gern in Sachsen?

Unbedingt! Ich liebe die vielen wundervollen Kontraste. Zum Beispiel zwischen unserem grünen Erzgebirge und Dresden, wo man an jeder Ecke förmlich Geschichte einatmet.

Was bedeutet „typisch sächsisch“ für Sie?

Typisch sächsisch ist für mich unsere umwerfend liebevolle, wertschätzend-vielfältige und ganz und gar nicht oberflächliche Mentalität. Genauso wie ein kühles Radeberger, ein duftendes Stück Eierschecke oder Christstollen.

Welche Eigenschaften würden Sie den Sachsen zuordnen?

Oh, da fallen mir viele ein: wertschaffend, fleißig, gesellig, genussvoll, humorvoll, lebensfreudig, zielstrebig, herzlich, innovativ, positiv traditionell, pur und ehrlich.

Welche sind Ihre sächsischen Lieblingswörter?

Bemme, Kuddlmuddl, Muhschebuhbuh, schwoofn.

Welche Klischees über die Sachsen regen Sie am meisten auf?

Ich beschäftige mich generell wenig mit negativ belegten Vorurteilen, aber den beiden medial gern verbreiteten Klischees vom flächendeckend braunen, radikalen Mob und den unaufgeklärten, engstirnigen Wutbürgern konnte man sich ja gar nicht entziehen. Ärgerlich. Das sind wir nicht.

Was halten Sie für die größte Herausforderung, der sich Sachsen perspektivisch wird stellen müssen?

Wir sollten in Sachsen dringend an zwei Themen arbeiten: an unserer digitalen Bildung und an den Folgen der demografischen Entwicklung. Und die Politik sollte sich viel stärker gesamtgesellschaftlich relevanter Themen annehmen und die Relevanz, Zweckmäßigkeit und Gerechtigkeit politisch gesetzter Strukturen auf den Prüfstand stellen.

Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Image Sachsens in den vergangenen Jahren verändert? 

Leider nicht zum Besseren. Schlechte Nachrichten verkaufen sich eben besser, und so muss man leider sagen, dass viel von unserem wahren, positiven und mühsam aufgebauten Image durch eine Reihe negativer Schlagzeilen wieder eingerissen wurde. Das ist bitter. Aber wir alle können das jeden Tag aufs Neue ändern. Und das sollten wir auch. Unbedingt.