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Faycal Hamouda

Faycal Hamouda

Leipzig

Faycal Hamouda stammt aus Tunesien und ist Inhaber eines kleinen Leipziger Buchverlages, der sich „für Freiheit, gegen Hass und Rassismus“ engagiert und ein großes Spektrum am literarischen Genres verlegt. Der Vater zweier Kinder sieht sein verlegerisches Schaffen, jüngst mit dem Sächsischen Verlagspreis ausgezeichnet, als eine Mission. Der Dialog zwischen den Kulturen ist für ihn Beruf und Berufung gleichermaßen.

Herr Hamouda, woher kommt Ihre Begeisterung für die Literatur?
Meine Leidenschaft für die Belletristik begründete sich bereits in der Kindheit. Ich war ein kränkliches Kind, da war die Bibliothek meines Vaters oft das einzige Terrain, in dem ich mich austoben konnte. Die vielen Märchenbücher und historischen Romane halfen, meinem Geist Flügel zu verleihen.

Was waren – rückblickend – bisher die wichtigsten Stationen Ihres Lebens?
Die Studienzeit in Tunis und Moskau sowie die ersten Berufsjahre und später die Entscheidung, den Verlag zu gründen. Aber die wichtigsten Momente meines Lebens bleiben die Geburten meiner beiden Kinder.

Können Sie uns kurz Ihr Verlagsprogramm umreißen?
Für die Edition Hamouda steht der Kulturdialog zwischen Ländern und Menschen an erster Stelle. Wir engagieren uns für Freiheit und Toleranz und gegen Hass und Rassismus. Uns ist wichtig, dass sich die Bücher mit Kultur und Völkerverständigung beschäftigen oder durch die Vermittlung von Wissen dazu beitragen, dass Verständnis und Toleranz zwischen den Menschen entstehen und fortbestehen können.

Können Bücher Grenzen überwinden? Welche Macht hat die Literatur, den interkulturellen Dialog zu gestalten?
Aber selbstverständlich! Es gehört zur DNA der Bücher, Grenzen zu überwinden und dabei unsere Welt vielfältig und farbig zu gestalten. Die alte indische und die chinesische Philosophie, die Antike, die Renaissance, die Aufklärung und auch die Schriftreligionen – sie alle liefern den Beleg dafür. Ein Vers im Koran besagt sinngemäß: „Wahrlich, wir schufen euch aus Mann und Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, damit ihr euch kennen lernet.“ Literatur und Philosophie stehen meiner Meinung nach immer für Dialog, für das funkelnde Licht und für die Freiheit des Denkens.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Ich habe vor zwei Tagen einen preisgekrönten Roman aus Tunesien erhalten. Es geht darin um einen Freiheitskämpfer, der im Zweiten Weltkrieg gegen die Kolonialmacht Frankreich und die deutsch-italienischen Truppen in Nordafrika gezogen ist. Das Buch ist im letzten Jahr erschienen und ist bereits in der dritten Auflage, liegt aber noch nicht in deutscher Übersetzung vor. Sehr spannend!

Sie leben und arbeiten seit fast 30 Jahren in Sachsen. Würden Sie sagen, hier ist Ihre Heimat?
Ja, selbstverständlich. Ich bin seit 1996 Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland.

Was bedeutet für Sie „typisch Sächsisch“?
Typisch Sächsisch ist vielleicht der Dialekt, der hier gesprochen wird. Da ich aber behaupte, ihn zum größten Teil zu verstehen, gehört er für mich dazu.

Wäre Sachsen ein Buch, welchen Titel würden Sie ihm geben?
Sachsen. Ein Buch der Hoffnung.

An welchen Lieblingsorten sind Sie am ehesten anzutreffen?
In der Natur, in den Unterrichtsräumen der Leipziger Universität oder am Schreibtisch.

Welches ist Ihr sächsisches Lieblingsrezept?
Kartoffelsuppe mit Würstchen.

Welche Klischees über die Sachsen regen Sie am meisten auf?
Mit Klischees kenne ich mich leider nicht aus.

Wie ist es Ihrer Meinung nach um das Image Sachsens bestellt?
Ich lebe und arbeite in Leipzig, einer Messe- und Universitätsstadt, einer Stadt der Vielfalt. Aber in Dresden oder Chemnitz ist es nicht viel anders, daher bin ich fest davon überzeugt, dass überall, wo das Miteinander gelebt wird, die daraus resultierenden Kräfte über das gesamte Land wirken werden.

Edition Hamouda

Leipziger Buchverlag, der sich „für Freiheit, gegen Hass und Rassismus“ engagiert und ein großes Spektrum am literarischen Genres verlegt.

Loslesen!