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Juliane Köbler Sprachkitas

Ein Familienabenteuer für Zuhause

Leipzig
Portrait Juliane Köbler

Technologie und Bücher schließen einander nicht aus

„Die hängen doch alle den ganzen Tag nur noch am Tablet oder Smartphone.", "Die spielen gar nicht mehr draußen, und gelesen wird schon gar nicht.“ – Solche Sätze kennen viele Menschen aus den Gesprächen über die Freizeitgestaltung von Kindern. "Die Befürchtung, dass sich Kinder im Strudel der digitalen Möglichkeiten verlieren, haben viele Menschen," sagt Juliane Köbler. Dass Studien jedoch das Gegenteil zeigen, wissen die wenigsten.

Juliane Köbler ist Leipzigerin durch und durch. Sie ist in der sächsischen Großstadt geboren, aufgewachsen und arbeitet inzwischen seit fast 20 Jahren in Leipziger Kindertagesstätten. Die Fachkraft für sprachliche Bildung arbeitet in integrativen Kitas und ist durch ihre Erfahrungen eine echte Expertin im Bereich Lesen mit Kindern.

Foto: BBW-Leipzig-Gruppe

Rasante Abenteuergeschichten sind der Renner

Gute-Nacht-Geschichten und das gemeinsame Lesen sind wichtig für die Kinder und deren Beziehung zu ihren Eltern. Neben dem Schaffen von Nähe bietet das gemeinsame Schmökern eine gute Möglichkeit sich mit dem Nachwuchs über die Gedanken und Gefühle auszutauschen. "Lesen beflügelt die Fantasie", betont Köbler. "Das sei besonders gut, um sich in andere Menschen hereinversetzten zu können." Außerdem würden viele kognitive Fähigkeiten von regelmäßigem Vorlesen profitieren.

Neben einem erweiterten Wortschatz und einer Menge vermittelten Sachwissen kann so auch die Konzentrationsfähigkeit der Kinder verbessert werden – ein wichtiger Baustein, um den Kindern einen guten Einstieg in die Schule zu ermöglichen. „Es gibt Studien der Stiftung lesen, die zeigen: Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, haben insgesamt bessere Noten, nicht nur in Deutsch." Und die Kinder? Die wünschen sich das gemeinsame Lesen. Studien zufolge sind draußen spielen und lesen auch heute die Lieblingsbeschäftigungen von Kindern.

Besonders beliebt sind rasante Abenteuer und freche Geschichten, um die Erwachsene lieber einen Bogen machen. Kindern gefallen Bücher mit eigenwilligen Illustrationen, die auch mal von normalen Sehgewohnheiten abweichen. Wenn Eltern ihre Kinder für Bücher begeistern möchten, ist es laut Juliane Köbler außerdem wichtig, dass die Eltern signalisieren, dass es auch in Ordnung ist, wenn das Kind kein großer Bücherwurm wird und einen Wälzer nach dem anderen liest. „Es ist völlig okay, sich zusammenzukuscheln und sich vom Kind erzählen zu lassen, was es auf den Bildern sieht und welche Gedanken ihm im Kopf rumgehen.“

Festes Wochenritual: Die Lesewiese

In ihrem Alltag entwickelt Juliane Köbler auch Ideen, wie man das Lesen als festes Familien-Ritual in den Wochenplan aufnehmen kann. Während der Pandemie erarbeitete sie das Konzept der Lesewiese. Dabei treffen sich Familien mit vielen Büchern unter freiem Himmel. Auf Picknickdecken lesen Familien gemeinsam Geschichten und können so auch in den Austausch kommen. Der Vorteil: Familien können dabei nicht nur die bewährten Lieblingsgeschichten lesen, sondern auch neue Bücher kennenlernen und sich - zumindest in der Fantasie - in neue Abenteuer wagen.

Das Wochenhighlight für die ganze Familie: Die Lesewiese. Foto: BBW-Leipzig-Gruppe
Frühkindliche Leseförderung in der Natur. Foto: BBW-Lepzig-Gruppe

Bibliotheken leisten einen großen Beitrag zur Leseförderung

Dass Familien leichter Zugang zu Büchern bekommen ist dabei Julianes Köblers großer Wunsch. „Bibliotheken leisten da einen unschätzbaren Beitrag. Gleichzeitig finden nicht alle Familien den Weg dorthin, oft, weil der Tag voll genug ist. An der Stelle können Kitas und Schulen eine herausragende Rolle spielen, indem sie an einem Ort, den Kinder und Eltern täglich aufsuchen, solche Bücher zum Ausleihen bereitstellen.“

Um die sächsische Kinderbuch-Branche macht sich Juliane Köbler indes keine Sorgen. „Wir haben in Sachsen eine Vielzahl hervorragender Verlage, die Kinderbücher herausbringen, die weit über die Landesgrenze hinaus Beachtung finden. Sie bewahren bekannte Schätze der Kinderliteratur undverlegen neue Bücher, mit denen Lesen einfach Spaß macht – und deshalb auch erfolgreich ist.“

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