Inhalt überspringen
Immer am Klappern für „Schöne Bücher“

Immer am Klappern für "Schöne Bücher"

Schöne Bücher liegen Jens Korch am Herzen und Netzwerken ist seine große Stärke. Und so gründete der Chemnitzer Verleger sein gleichnamiges Netzwerk www.schoenebuecher.net, mit dem er vor allem ein Ziel verfolgt: die Arbeit unabhängiger Verlage stärker sichtbar zu machen, sich untereinander zu vernetzen, gemeinsam Synergien zu nutzen. Rund 100 Verlage aus ganz Deutschland sind Korch mittlerweile „ins Netz gegangen“, um im Bild zu bleiben, und sie profitieren alle davon.

Wie alles begann? Auslöser war die Corona-Pandemie, die gerade die kleinen Verlage mit voller Wucht traf. Sie hatten mit kräftigen Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Hinzu kamen die Absage der Leipziger Buchmesse und der Ausfall von Lesungen und Veranstaltungen. Bis heute hat sich an den schwierigen Rahmenbedingungen kaum etwas geändert. Steigende Papierpreise verschärfen die Lage noch. Außerdem werde es, beobachtet Jens Korch, für die kleinen Verlage immer schwerer, mit ihren Titeln in die Buchhandlungen zu kommen. Der Chemnitzer Verleger fürchtet um die Vielfalt – und den Verlust vieler wichtiger kleiner Player im Buchmarkt.

Netzwerk als Schwungmasse

Korchs Antwort darauf ist das Prinzip „Netzwerk als Schwungmasse“, wie er es nennt, nach dem einfachen Motto „Gemeinsam sind wir stärker“. Sehr schön zeigt sich das beispielsweise im „Schöne Bücher"-Magazin, dem Herzstück seines Netzwerks, das zwei Mal im Jahr zu den Buchmessen und mittlerweile in einer Auflage von 10.000 Stück erscheint. Hier stellen die vereinten Verleger ihrer Neuerscheinungen vor. Dazu gibt es jede Woche einen Newsletter für Bücherfans und den Handel. Ergänzend dazu bietet www.schoenebuecher.net kuriose, spannende, bunte Themen und Geschichten. Die 100 Verlage bieten dabei eine schier unerschöpfliche Quelle. „Das Schöne daran ist, dass immer mehr Verlegerinnen und Verleger mit Ideen und eigenen Aktionen auf mich zukommen. Das bestätigt mich natürlich in dem, was ich tue.“

Yoga für die Wanne

Lange bevor Jens Korch Netzwerker war, war er Verleger – und zwar einer mit einer kuriosen Idee. Eine Idee, so simpel, wie erfolgreich. Schließlich liest angeblich jeder Siebte tatsächlich am liebsten in der Badewanne. Frauen häufiger noch als Männer. Die Idee der Edition Wannenbuch war geboren. 2010 war die Verlagsgründung, gemeinsam mit seiner Kollegin Grit Strietzel.

Die Wannenbücher sind absolut wasserfest und so gestaltet, dass sie in 15 Minuten gelesen werden können – und somit für die Dauer eines Wannenbades ausreichen. Thematisch reicht das Spektrum von Krimis und Liebesromanen über Ratgeber und Humor bis zur Yoga-Anleitung für die Wanne. 2014 erhielt der Verlag den Non-Book-Preis der Frankfurter Buchmesse, was den Verkauf ordentlich ankurbelte. Ebenso wie öffentlichkeitswirksame Lesungen in Badewannen oder Saunen. Was für Kinder schon lange ein Riesenspaß war, hatte nun auch die Erwachsenenwelt erobert.

Mittlerweile findet sich sogar ein Exemplar in der lettischen Nationalbibliothek in Riga. Der Titel „Ein Einhorn taucht unter" ist nun Teil des dortigen Projekts „The People‘s Bookshelf" – zu Deutsch: das Buchregal des Volkes. Jedermann kann hier ein Buch mit einer ganz besonderen Idee dahinter einreichen, verbunden mit einer persönlichen Botschaft. Das Wannenbuch aus Chemnitz ist nun eines von 7.000 Büchern in 50 Sprachen aus aller Welt.

Paperento… die mit der Ente

Seit 2020 gehört zur Edition Wannenbuch der Paperento Verlag. Hier erscheint unterhaltsame Lektüre,die so ganz und gar nicht badewannentauglich, dafür aber unbedingt lesenswert ist. Die Reihe „Viertelstundenbibliothek“ etwa liefert Lektüre für Nicht-Leser, Kaum-Leser und Gern-Leser. Sozusagen Leseförderung für Anfänger. Unter dem Label „Koch mich!“ erscheinen außerdem regionale Kochbücher, die den Leser mit auf kulinarisch-kulturelle Reisen nehmen, zum Beispiel nach Aachen, Chemnitz, Dresden und Heidelberg, ins Vogtland und die Region Bergstraße. Demnächst erscheinen Bücher übers Erzgebirge, den Spreewald und Berlin – und einige mehr sind in der Pipeline.

Trotz aller Umtriebigkeit und aufreibender Netzwerkarbeit, leben könne er allein von seiner Verlagstätigkeit nicht, sagt Korch. „Vom ganzen Kuchen bleibt am Ende überraschend wenig übrig“, erklärt er. Rabatte im Buchgeschäft, der Großhandel, Versand- und Vertreterkosten, Marketingaktionen, Messeauftritte oder Katalogdruck – all dies geht ins Geld. So würden etwa von einem 25 Euro teuren Kochbuch am Ende vielleicht 4 Euro bei ihm landen. Ein Brotjob als Journalist muss die Lücken füllen. Auszeichnungen wie der Sächsische Verlagspreis, mit der der Verlag 2024 ausgezeichnet wurde, sind dann eine willkommene Unterstützung.

Mit großer Besorgnis schaut Korch auf die derzeitige Lage besonders der kleinen, unabhängigen Verlage. „Wir müssen uns klar sein, dass unter den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen Bücher nur noch nice-to-have und kein must-have mehr sind. Wenn die Menschen sparen müssen, dann beim Konsum, und das betrifft dann auch den Bücherkauf.“ Korch schließt sich deshalb dem lauter werdenden Ruf nach einer strukturellen Verlagsförderung für kleine und unabhängige Verlage an und verweist auf das Modell Österreich, wo das Kulturministerium Verlagen umfangreiche Unterstützung gewährt. Bis dahin setzt er weiter auf sein Erfolgsrezept Vernetzung. Oder anders ausgedrückt: „Ich bin von morgens bis abends am Klappern.“