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Sie prüfen ausgetretene Pfade, gehen völlig neue Wege oder überwinden Barrieren, um die Faszination des Elbsandsteins auch für jeden erfahrbar zu machen: Die Kreiswegewarte Mildner & Venus.

Peter Mildner muss kurz nachdenken. „Nein – zusammen waren wir noch nie unterwegs“, sagt er mit Blick auf Helmut Venus, der neben ihm in Richtung Rauenstein marschiert. Die beiden sind Kollegen, das waren sie schon vor der Pensionierung im Landratsamt Pirna und sind es als Kreiswegewarte in der Sächsischen Schweiz bis heute. Nur der Fluss trennt die rüstigen Senioren, linkselbisch ist Peter Mildner für die markierten Wanderwege zuständig und Helmut Venus auf der anderen Seite des Flusses. Zusammen betreuen sie weit über 1.000 Wegekilometer, ausgenommen sind die Strecken im Nationalpark Sächsische Schweiz. Kein Wunder, dass für gemeinsame Ausflüge keine Zeit bleibt. „Eigentlich müssten wir jedes Jahr alle markierten Wege in unserem Bereich ablaufen“, sagt Venus, „aber das ist natürlich nicht zu schaffen.“ Dennoch kämen jedes Jahr hunderte ehrenamtliche Wanderkilometer zusammen, und „zum Glück werden wir von den Ortswegewarten meistens sehr gut unterstützt“. Seit über zehn Jahren sind Mildner und Venus inzwischen als Kreiswegewarte unterwegs, beide sind Anfang siebzig und denken noch nicht ans Aufhören. Peter Mildner geht stracks auf einen Wegweiser zu. „Der müsste auch mal erneuert werden“, meint er, pult einen Werbesticker ab und schießt ein Foto. Sein Blick fällt auf die Stufen an der Wegkreuzung. Links führt der Weg hinauf zum Rauenstein und rechts über hölzerne Stufen in Richtung Rathen. Dort ragt eine Stahlklammer aus dem Boden, noch ein Foto – „das könnte auch gefährlich werden“.

Wegemarkierungen und Sicherheit – das sind die wichtigsten Themen für die Wegewarte, denn für die Touristen ist die Orientierung zwischen den Sandsteinfelsen wichtig und natürlich auch, dass es nicht zu gefährlich wird. Beim Aufstieg zum Rauenstein genießen die beiden Kollegen den Ausblick, schauen sich die Geländer an und fachsimpeln ein bisschen. „Ich habe immer ein paar Schrauben und etwas Werkzeug im Rucksack“, erzählt Helmut Venus – „ein paar Kleinigkeiten kann man so ganz schnell aus der Welt schaffen.“ Denn natürlich kostet die Pflege von Wegen, Schildern und Geländern oft viel Geld, das in den Touristenorten manchmal knapp ist. Auf dem Gipfelplateau verabschieden sich die Kollegen. Mildner will noch weiter, wenn er schon hier oben unterwegs ist. Und Helmut Venus weiß, dass auch auf „seiner“ Elbseite noch viele Wanderkilometer warten.

Handicap kein Hindernis

Unterdessen ist Annett Rölke von der Kletterschule Lilienstein zehn Kilometer flussabwärts gut beschäftigt. Mit ihren Kletterschülern marschiert sie auf der anderen Elbseite zur „Narrenkappe“ bei Gohrisch. Die jungen Leute sind etwas aufgeregter als ihre üblichen Anfängergruppen, doch das kennt die Kletterführerin schon: „Seit einigen Jahren biete ich auch Kurse für geistig behinderte Menschen an“, vor allem Förderschulen und Behinderteneinrichtungen würden das Angebot annehmen.

Große Unterschiede zu anderen Anfängerkursen sieht Annett Rölke zwar nicht, aber „natürlich muss man etwas genauer auf die individuellen Möglichkeiten eingehen und ein wenig mehr Zeit einplanen“, erklärt sie und hilft dem ersten Freiwilligen in den Klettergurt. Sicherheit geht vor, wie immer. Geduldig erklärt die Lehrerin die Klettertechnik in den ungewohnten Schuhen und lässt an einem Baum jeden Schüler in seinem Klettergurt „probehängen“. So lernen sie dieses Gefühl kennen und gewinnen Vertrauen in Seil und Sicherungstechnik.

Bei den ersten Technikübungen am Felsen wächst die Aufregung – und auch der Stolz über die ersten bezwungenen Tritte und Griffe. „Das erlebe ich in jedem Kurs, denn ob behindert oder nicht – es ist für alle meine Schüler ein großer Reiz, sich zu beweisen und etwas Neues zu erreichen“, meint Rölke. Das große Ziel für die meisten: der erste Eintrag in ein Gipfelbuch. Der ist auf der gut 15 Meter hohen „Narrenkappe“ mit etwas Übung und Schweiß relativ leicht erreichbar und für alle Kletter-Neulinge etwas ganz Besonderes. Der Höhepunkt jedoch ist der Weg hinab: „Es erfordert schon Mut und viel Vertrauen in die Technik, sich vom Gipfel abzuseilen“, erklärt die Kletterlehrerin und entsprechend spürbar ist die Erleichterung, als auch der letzte Gipfelstürmer der Gruppe wieder festen Boden unter den Füßen hat. Einige würden am liebsten gleich noch mal hinauf, doch für heute ist Schluss und eine aufgekratzte Truppe geht munter schwatzend den Weg zum Parkplatz zurück.

Tourismusverband Sächsische Schweiz

Deutschlands einziger Felsennationalpark zeichnet sich aus durch malerisch zerklüftete, kreidezeitliche Erosionslandschaften.

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