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ROTOR BIKES

ROTOR BIKES

Leipzig

"Per se verkaufen wir unseren Kunden kein Fahrrad. Die Kunden kommen mit einer Idee zu uns und wir setzen diese Idee um."

ROTOR BIKES GmbH wurde 1996 als Verein Generator Radsport e.V. gegründet, hat bis heute etwa 8000 Fahrräder gebaut und verfolgt nach wie vor dasselbe Ziel: Individuelle Fahrräder zu bauen, die auf die Bedürfnisse und die Persönlichkeit seiner Kunden optimal zugeschnitten sind. Leichtigkeit, Spaß und Liebe zum Detail stehen bei dem aufwendigen Planungs- und Fertigungsprozess an oberster Stelle. Wir haben Sebastian Billhardt, den Geschäftsführer von ROTOR Leipzig, getroffen.

Foto: ROTOR BIKES

Sebastian, wie bist Du zu ROTOR gekommen?

Ich habe das Unternehmen als Einzelhandelskaufmann gekauft. Eine fertige Firma, da waren Räumlichkeiten und die Innenausstattung vorhanden, zu diesem Zeitpunkt gab es ROTOR bereits 18 Jahre. Ich hatte mir 2006 selber ein Rad von ROTOR bauen lassen. Ein guter Freund von mir hat hier seine Ausbildung gemacht und meinte „Die Firma soll verkauft werden, wäre das nicht was für dich?“ Gesagt. Getan. Seitdem hat sich eine Menge entwickelt. Wir sind zweimal umgezogen und haben uns mehr zur Selbstständigkeit entwickelt. Vor Jahren haben wir noch Rahmen für uns in Tschechien bauen lassen, diese zugekauft und anschließend an unsere Kundenwünsche angepasst. Es waren eigentlich Serienrahmen, die wir individualisiert haben. Dann haben wir überlegt, ob es nicht Sinn ergibt, dass wir die Rahmen komplett selbst bauen. Schließlich sind die Preise und Lieferzeiten enorm gestiegen. Klein gestartet lief es nach kurzer Zeit so gut, dass wir bald in der Nähe von Dresden ein Objekt gefunden haben, in welchem wir derzeit auf ca. 600 qm Produktionsfläche und mit vier Angestellten selbst unsere Rahmen anfertigen.

Mittlerweile bauen wir die Rahmen auch für verschiedene Firmen. Wir sind nicht nur am Endkunden, sondern machen auch was für die Branche.

Was macht Eure Räder so besonders?

Grundsätzlich ist es so, dass wir die Räder für ein Leben lang planen. Wir verwenden wir Stahl, weil der im Gegensatz zu Aluminium nicht altert. Wenn wir mit den Kunden vorher besprechen, was das Rad können soll, dann ist unser Ziel bei der Herstellung, dass dieser Wunsch auch bis ans Lebensende erfüllt ist.

Viele unserer Kunden sind mit ihrem ROTOR-Bike gern einmal vier, fünf oder sechs Jahre unterwegs. Kunden lassen sich bei uns ihre Räder bauen, um die ganze Welt zu bereisen. Ein ROTOR-Rad aus Leipzig ist auf jedem Kontinent der Erde gewesen. Unser Slogan: Um die Ecke um die Welt. Es gibt Geschichten, dass sich Leute mitten in Asien treffen, der eine kommt aus dem Osten, der andere aus dem Westen, sie sprechen sich auf Deutsch an, weil sie an den Fahrrädern sehen, dass sie schon mal in Leipzig waren.

Foto: ROTOR BIKES

Wie sieht Euer Team aus?

Unser jüngster im Team ist 20 Jahre alt und eigentlich nur reingestolpert, weil er ein Praktikum gesucht hat und nichts Besseres fand. Unser ältester ist unser Andre, um die 45 Jahre und Umschüler aus der Gießerei. Wir haben von jungen Menschen bis hin zu Leuten in festen Familien alles bunt gemischt dabei. Leider haben wir bis jetzt nur eine Frau im Team, wir würden das Geschlechterverhältnis jedoch gerne etwas ausgleichen.

Wir sind alles Fahrradverrückte, zum Großteil Quereinsteiger, die irgendwie dazu gekommen und hängengeblieben sind. Unser Azubi wollte eigentlich Industriedesign studieren, bei uns hat es ihm aber besser gefallen. Neben seiner Ausbildung fährt er Einrad und ist Vizeweltmeister im Street-Einradfahren. Unser Chefmechaniker hat schon immer Fahrräder geschraubt, seitdem er 15 ist. Unser neuer Azubi in der Werkstatt hat ursprünglich Gas-Wasser-Installateur gelernt und macht jetzt bei uns seine zweite Ausbildung. Wir haben eine Umschülerin, die bei uns die Buchhaltung macht. Dann ist da noch Lizzy, die 10 Monate alte Golden Retriever Mischlingsdame packt auch kräftig mit an. Ich selber habe Sport und Medien studiert, also auch etwas bunt Gemischtes. Im Endeffekt besteht unser Team aus Leuten, die nicht den klassischen Weg gewählt haben und genau das macht uns aus.

Foto: ROTOR BIKES

Wie hat sich die Pandemie auf die Fahrradbranche und ROTOR ausgewirkt?

Corona selber hat für das Fahrrad an sich viel getan. Hersteller der Fahrradindustrie rücken immer mehr zusammen. Regionalität ist der Schlüssel, dabei spielt der Preis oft eine untergeordnete Rolle. Viele Firmen kaufen bei ROTOR Fahrradrahmen, weil ROTOR viel Aufwand in die Produktion steckt: Wir übernehmen die Konstruktion, die Rohre können selbst ausgesucht werden und wir bauen die Rahmen per Hand.

Welche Räder sind bei Euch am gefragtesten?

Im letzten Jahr ganz klar das klassische Trekkingrad. Eine Firma bestellt bei uns derzeit viele Mountainbike-Rahmen. Auch das Thema Gravel, also Räder mit dicken Reifen, findet seit ein paar Jahren mehr Beachtung. Und dieses Jahr haben wir schon verhältnismäßig viele Rennräder verkauft. Natürlich bauen wir auch viele Reiseräder und sind hier einer der wenigen, die sich darauf spezialisiert haben.

Siehst Du Sachsen als Fahrradland?

Es gibt in Sachsen viele kleine Unternehmen und Selbstständige, die etwas mit Fahrrädern zu tun haben. Hier findet immer mehr Vernetzung und Austausch statt. Außerdem profitieren wir in Sachsen vor allem von der Nähe zueinander. Wir lieben Leipzig und können uns keinen anderen Standort vorstellen. Schon früher war Leipzig durch die vielen Messen bekannt als das „Tor zur Welt“, dieses Credo verfolgen wir ebenfalls mit unseren Rädern.

Das Fahrrad ist - neben den Füßen - das Fortbewegungsmittel mit den höchsten Freiheitsgraden. Man kann es schließlich überall hin ganz unkompliziert mitnehmen. Mehr Freiheit als Fahrrad geht nicht.

 

Was wünschst Du Dir für die Zukunft mit ROTOR und Sachsens Fahrradbranche?

Ich würde ROTOR gerne zum Kompetenzzentrum machen. Meine Vision: „Du willst in Sachsen oder Mitteldeutschland was mit Fahrrädern machen? Dann kommst du an den Jungs von Rotor nicht vorbei.“ Ich möchte meine Tür immer auflassen. Wer eine Idee hat, oder Lust hat, etwas auszuprobieren, der ist herzlich bei uns eingeladen. Neben Fahrradthemen sehe ich hier aber auch tolle gemeinnützige Projekte. Wir wollen so transparent wie möglich sein und uns auch mit den Herstellern untereinander auseinandersetzen.

Wir sind kein klassischer Fahrradladen. An keinem der Räder hier steht ein Preis. Wir haben Kundenräder hier, die zur Reparatur sind, unsere Ausstellungsstücke oder eben fertig gebaute Räder. Das Büro umfasst ein sympathisches Chaos, mittendrin steht eine antike Uhr von meinem Opa, die ich gerade repariere. Wir sind eine Firma zum Anfassen, zum Dabeisein.

Foto: ROTOR BIKES

ROTOR Leipzig

Individuelle Fahrräder mit viel liebe zum Detail gefertigt.

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