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Vertrauenspferde

Das Leben ist ein Ponyhof

Oberlausitz

Zu Besuch bei den Vertrauenspferden in Gelenau

Seppl ist riesengroß, vom Wesen her aber ein sehr sanfter Typ. Ebony ist verfressen und faul. Alfred ist so etwas wie der Klassenclown.

Seppl, Ebony und Alfred sind drei der Pferde auf dem Hof von Lisette Hausding. Den Hof betreibt sie zusammen mit ihrer Jugendfreundin Candy in Gelenau, einem rund 300 Einwohner zählenden Dorf in der Nähe von Kamenz.

Lisette Hausding Foto: Tim Simon

Eine Beziehung aufbauen – Vertrauen schaffen

Wer hier herkommt, bekommt schnell mit, dass Pferde weitaus mehr sind als einfach nur Tiere, auf denen es sich gut reiten lässt. Dementsprechend gestaltet sich auch der Reitunterricht: „Ich mag Reiten nur zum Spaßvertreib nicht“, betont Lisette. „Wenn das Pferd schon gesattelt fürs Kind bereit steht, und es nach dem Reitunterricht nur ein flüchtiges Tschüss gibt, ist das der falsche Ansatz. Bei uns geht es damit los, das Pferd von der Wiese zu holen. Dann wird es vernünftig geputzt und für das Reiten vorbereitet.“

Warum kriegen die Tiere welches Futter? Wie viel davon? Wie werden sie versorgt, wenn sie krank sind? Wer hier Reitunterricht nimmt, erfährt viel über das Leben mit Pferden und lernt so, Verantwortung für die Tiere zu übernehmen und ein Verhältnis zu ihnen aufzubauen – daher auch der Begriff „Vertrauenspferde“.

Die Zukunft im Blick

Noch vor ein paar Jahren sah das Leben der gebürtigen Hoyerswerdaerin ganz anders aus. Nach absolvierter Ausbildung arbeitete sie neun Jahre als Ergotherapeutin – zunächst in Dresden, dann in Berlin. Dort machte sie gern die Nacht zum Tag, feiert ins Clubsoder arbeitete als VIP-Betreuerin in einem Hip Hop Club: „Ich hab mich dort wirklich ausgelebt“, erinnert sich Lisette. „Aber irgendwann war ich partymüde und hab mich gefragt: Was ist wenn ich vielleicht mal Kinder bekomme? Möchte ich das wirklich in Berlin? Ich bin selbst auf dem Land groß geworden und fand das super. Zurück in die Heimat - das war keine schwere Entscheidung.“

Lisette mit Freundin Candy Foto: Tim Simon
Foto: Tim Simon

Beruflich umsatteln

Das erste Mal auf einem Pferd gesessen hat Lisette mit drei Jahren. Erst kürzlich hat sie eines dieser Freundebücher aus der Kindheit zwischen die Finger bekommen. Unter dem Punkt „Das will ich mal werden“ stand: Reitlehrerin. Mittlerweile hat sie einen Trainerschein und zahlreiche Fortbildungen gemacht. Den sogenannten „Sachkundenachweis in Pferdehaltung“ zum Beispiel hat sie auf dem Brandenburgischen Haupt- und Landesgestüt in Neustadt-Dosse gemacht. Es zählt zu den ältesten staatlichen Gestüten in Deutschland.

„Die besten Lehrer sind die Pferde selbst. Die melden sofort zurück, ob du etwas richtig machst oder nicht. Dafür braucht man auch ein gewisses Gespür.”
Lisette Hausding

Dieses Pferde „lesen Können“ ist auch Teil der Arbeit mit den „Vertrauenspferden“.  Oftmals kommen Besitzer nicht weiter und lassen deshalb ihr Tier als sogenanntes Berittpferd auf dem Hof. Über Wochen wird dann mit den Pferden gearbeitet. Erst kürzlich wurde so aus einem vermeintlichen Problempferd ein Tier, das völlig entspannt kleine Kinder auf seinen Rücken lässt. Vorher undenkbar. 

Was für Lisette ebenfalls für die Rückkehr nach Sachsen ausschlaggebend war: ihr Wunsch, sich etwas an einem Ort aufzubauen, der naturverbunden und ruhig ist. Auch hier erwies sich das sächsische Gelenau als perfekt. „Entweder verpachtet jemand nur Land oder vermietet nur Gebäude. Beides auf einmal ist wirklich selten. Ich wollte immer den Luxus haben, gemeinsam mit meinen Tieren wohnen zu können, morgens aus dem Fenster zu schauen und sie zu sehen. All das habe ich hier an einem Ort“, schmunzelt Lisette. Und sieht dabei sehr glücklich aus.

Vertrauenspferde

Seppl, Ebony und Alfred sind drei der Pferde auf dem Hof von Lisette Hausding. Den Hof betreibt sie zusammen mit ihrer Jugendfreundin Candy.

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