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Sorbische Ostern

Das sorbische Osterfest

Oberlausitz

Ostern ist das wichtigste und größte Fest im christlichen Kalender. Da ist es nicht verwunderlich, dass Christen das Osterfest mit zahlreichen, oftmals schon sehr alten Bräuchen feiern. Einige dieser Traditionen haben sich auf die ein oder andere Weise in der ganzen christlichen Welt verbreitet: Kaum etwas steht jedoch so sehr für die Osterzeit, wie das Ei – bunt bemalt, zum Osterfrühstück, als Dekoration, aus Schokolade gegossen oder aus Pappe, gefüllt mit kleinen Leckereien, ist es rund um das Osterfest kaum wegzudenken.

Würde man auf die Suche nach dem schönsten Osterei gehen, dann führte kein Weg an den Sorben vorbei. In der sorbischen Ostertradition spielt das Verzieren von Eiern eine besonders große Rolle. Daher gibt es in einigen Regionen der Lausitz viele spezielle Bräuche rund ums Ei, die so sonst nirgendwo zu finden sind.

Das berühmte sorbische Osterei 

Das Verzieren von Eiern hat seinen Ursprung bereits in der vorchristlicher Zeit, wurde von den Christen zur Osterzeit adaptiert und wird noch immer gepflegt. Die Sorben haben sich hierbei zu wahren Meistern entwickelt, ihre Kunstwerke sind weit über die Region hinaus bekannt und für Touristen ein beliebtes Souvenir.
Doch die sorbischen Ostereier sind nicht nur hübsch anzusehen: Jede Verzierung hat eine Bedeutung und stellt ein typisches, sorbisches Element dar. Kreise und Punkte sollen Mensch und Tier symbolisch vor Dämonen schützen, Dreiecke stehen für die göttliche Trinität, Striche sind stilisierte Sonnenstrahlen. Aus den einzelnen Elementen entstehen kunstvolle Ornamente wie das Sonnenrad, Blumen, Rauten oder Rosetten.
 

Sorbische Ostereier selbst verzieren

Bastel-Tipp aus dem Ostereiermuseum

Dorothea Tschöke vom Ostereiermuseum in Elsterheide/Sabrodt führt die verschiedenen Techniken vor, mit Hilfe derer die Ostereier im Sorbischen verziert werden.

Sorbische Techniken des Eierverzierens

Neben der Gestaltung der Ostereier sind auch die sorbischen Techniken des Eierverzierens eine Besonderheit. Die älteste und am weitesten verbreitete der vier überlieferten Techniken ist beispielsweise die Wachsbatiktechnik. Hierbei wird flüssiges Wachs mit einer beschnittenen Gänsefeder oder einem Stecknadelkopf in Form der Ornamente auf das Ei aufgetragen, bevor es in Farbe getaucht wird. Anschließend wird das Wachs erhitzt und mit einem Tuch entfernt. Einen dreidimensionalen Effekt verleiht die Technik des Wachsbossierens: Hier werden Tupfer aus farbigem Wachs auf das Ei aufgetragen. Die Kratz- und Ätztechniken kommen ohne Wachs aus. Hierbei wird das Ei zunächst gefärbt und anschließend mit einem spitzen Gegenstand oder einer Stahlfeder und Ätzflüssigkeit bearbeitet. Diese Techniken ermöglichen besonders filigrane Muster und Beschriftungen. 
 

Weitere Bräuche rund ums Ei

Da das Osterei in der sorbischen Tradition so eine große Rolle spielt liegt es nahe, dass es rund ums Ei noch einige weitere Bräuche gibt. 
Zu den ältesten gehört das Waleien, bei dem Kinder ihre geschenkten Ostereier einen Abhang hinabrollen und dabei versuchen, die anderen zu treffen. Wer Erfolg hatte, durfte das getroffene Ei behalten oder bekam eine andere kleine Belohnung. Das Waleien beruht auf dem Glauben, dass das Wachstum der Saaten gefördert wird, wenn Eier über die Wiesen und Felder gerollt werden. In Kindergruppen ist das Waleien noch heute beliebt. 
Eine Variante des Waleiens, das sogenannte Eierschieben, hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts am Protschenberg in Bautzen entwickelt: Wohlhabende Bürger warfen Eier, Nüsse, Äpfel und Apfelsinen den Hang hinunter, während Kinder versuchten, die Leckereien so schnell wie möglich einzusammeln. In den 60er Jahren wurde dieser Brauch verboten, da man ihm eine Verhöhnung der Armen nachsagte. Nach der Jahrtausendwende wurde der Brauch wiederbelebt und verwandelt den Protschenberg jedes Jahr am Ostersonntag in einen großen Familienfestplatz. 
 

Ostern hoch zu Ross

Neben dem Ostereierverzieren ist auch das Osterreiten Teil der aktiv gepflegten sorbischen Ostertradition. Dieser besonders feierliche Brauch beruht, ähnlich wie das Waleien, auf dem Glauben, die Ernte durch das Ausführen von Riten besonders schützen zu können. Er ist aus vorchristlicher Zeit überliefert und besagt, dass ein Feldumritt die Saat vor Schaden bewahrt. Das Osterreiten findet bis heute in allen sorbisch-katholischen Gemeinden statt.
 

Überall werden sowohl Reiter und Pferde festlich herausgeputzt, die Tiere zusätzlich reichlich mit Blumen geschmückt. Nachdem die Reiter beim Ausreiten vom Hof mit Weihwasser und dem Spruch „Gottes Segen und eine gute Heimkehr“ („Bože žohnowanje a dobry nawrót“) verabschiedet werden, sammeln sie sich an der Kirche. Dort werden sie vom Pfarrer mit Fahnen, Kruzifix und einer Statue des auferstandenen Jesu ausgestattet und gesegnet. Anschließend reiten sie drei Runden um den Friedhof, bevor sie sich singend und betend auf den Weg in die Nachbargemeinde machen, wo sie bewirtet werden. Am späten Nachmittag kehren die Osterreiter zum gemeinsamen Gebet und Gesang in ihre Gemeinde zurück. Die Osterreiter der verschiedenen Gemeinden müssen darauf achten, sich während des Ritts nicht zu begegnen. Erst am Dienstag nach Ostern treffen sich die Reiter aller Gemeinden zum gemeinsamen Dankgottesdienst.

Anleitung zum perfekten Osterbraten

Der pefekte Lammbraten

Darf zum Fest natürlich nicht fehlen: Ein schönes Ostermahl. Hier zeigen wir wie der perfekte Lammbraten gelingt – unter Anleitung von Thomas Lukasch, Küchenchef des sorbischen Restaurants „Wjelbik“ in Bautzen.

Wiederbelebte Osterbräuche

Manche Bräuche halten dem Wandel der Zeit nicht stand und geraten über die Jahre und Jahrhunderte in Vergessenheit. Es braucht aktive Gemeinden, um Traditionen zu bewahren. Manchmal schaffen solche aktiven Gruppen es aber auch, längst vergessene Bräuche wiederzubeleben. Bei den Sorben ist das in den letzten Jahrzehnten häufiger gelungen. 
In Halbendorf sowie einigen Dörfern um Hoyerswerda und in der Niederlausitz wird seit etwa 15 Jahren wieder das Osterwasser geschöpft. Bei diesem für viele Jahre eingeschlafenen Brauch wandern unverheiratete Frauen am Morgen des Ostersonntags schweigend zu einer Quelle oder einem fließenden Gewässer, dessen Wasser Richtung Sonnenaufgang fließt und tragen geschöpftes Wasser nach Hause. Wer auf dem Hin- und Rückweg tatsächlich kein Wort sprach, dem sollte das Wasser Schönheit und Kraft verleihen und sogar Krankheiten besiegen. Doch wer sich von frechen Jungen, die die stille Wanderung zu stören versuchen, zum Sprechen verleiten lässt, muss auf die Kräfte des Wassers verzichten.

Credits: Philipp Herfort Photography 

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