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Saft aus Sachsen.

Kirstin Walther ist eine Geschäftsführerin, die gut zuhören kann. Zusammen mit ihrem Bruder Jens führt sie in vierter Generation die Kelterei Walther in Arnsdorf bei Dresden. Die beiden haben es geschafft, die Familienfirma durch finanziell schweres Fahrwasser zu navigieren und wieder flottzukriegen. „Gelungen ist uns das, indem wir uns auf unsere Stärken besonnen haben und wieder Saft aus heimischen Früchten wie Apfel, Birne oder Quitte angeboten haben. Und wir haben zugehört.“ Einer der Obstbauern hatte den Geschwistern von einer neuartigen Verpackung erzählt – einer Art Box. „Ob wir das nicht mal testen wollen, hat er gefragt“, erzählt Kirstin Walther. Just zu dieser Zeit sei außerdem eine E-Mail von einem Kunden aus Wilhelmshaven angekommen, der nachfragte, ob er im Monat zehn Liter Aroniasaft geschickt haben könne. Ein Saft, vitamin- und mineralstoffreich, der nur noch in ganz wenigen deutschen Keltereien gepresst wird.

Kunden aktiv zuhören und Ideen aufgreifen

Andere Unternehmer hätten vielleicht abgewinkt, die Walthers jedoch hörten zu, probierten und experimentierten. Schlussendlich entwickelten sie eine neue innovative Verpackungsmöglichkeit: die Saftbox, in der Getränke auch nach Anbruch der Verpackung besonders lange haltbar bleiben. Kirstin Walther: „Damit konnten wir unseren Saft auch verschicken und den Herrn in Wilhelmshaven glücklich machen. Dass wir damals zugehört haben, war absolut wichtig.“ Kunden ernst zu nehmen und ihnen mit Respekt zu begegnen, ist seitdem ihr Mantra. Sie ist eine Selfmade-Frau, die ihren Sohn und Snowboarden liebt. Eher in die Geschäftsführerinnenrolle hineingeworfen als hineingeboren. Und die gelernt hat, das zu machen, was sich richtig anfühlt.

Online als Vertriebs- und Kundenkommunikationskanal

Die Walthers haben schon früh auf die neuen Online-Möglichkeiten gesetzt. „Mein Vater, Baujahr 1946, hat im Internet schon ganz zeitig eine Chance gesehen“, blickt Kirstin Walther zurück. „Deshalb hatten wir schon 2000 einen kleinen Online-Shop, über den wir rund 30 Kunden beliefert haben. Und über den E-Mail-Kontakt zu Kunden habe ich meine ersten Gehversuche in der Online-Kundenkommunikation gemacht.“ Die gelernte Kauffrau setzte bald auf einen eigenen Blog und nutzte Twitter und Facebook als Möglichkeiten, nun auch online ihren Kunden zuzuhören. Sie traute sich, entwaffnend ehrlich über kaputte Saftboxen zu bloggen und zu erklären, dass die Firma das Problem erkannt und behoben hat. Mit ihrer natürlichen und offenen Art hat es Kirstin Walther bis in die New York Times und ins Managermagazin geschafft. Typisch sächsisch bleibt ihre Bescheidenheit. Keine Spur von „Dick-Auftragen“. Braucht sie nicht. Will sie nicht.

Der fast vergessenen sächsischen „Wunderbeere“ Aronia wieder zum Erfolg verholfen

Jedes Jahr verlassen zwei Millionen Liter Fruchtsaft das Unternehmen – unter anderem von der Aroniabeere. Die Früchte dafür kommen aus der ältesten Aronia-Plantage in der Oberlausitz. Walthers pressen daraus den wertvollen Saft, verpacken und verschicken ihn in alle Himmelsrichtungen. Denn inzwischen schätzen Privat- und Firmenkunden aus ganz Europa die gesunden Säfte der sächsischen Kelterei.

Fotos: Dirk Brzoska Fotografie

Kulinarik in Sachsen

Würzig, frisch, süß, prickelnd, perlend oder deftig – auf dem Teller und im Glas ist Sachsen so ziemlich alles, außer Einheitsbrei.

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